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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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vielmehr falsch von mir, es nicht zu melden.«
    »Und was haben wir damit gewonnen?«
    »Ich deute an, daß du vielleicht mit ihm Kontakt aufnehmen wirst, und erkläre, daß ich dann nichts mehr von der Angelegenheit zu hören wünsche.«
    »Glaubst du, er würde mit uns zusammenarbeiten?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Hinter dem Rücken seines Ministerpräsidenten?«
    »Natürlich nicht, das wäre gegen die Grundsätze der Demokratie. Sam ist ebenfalls ein glühender Anhänger dieser Grundsätze. Sam hat aber von unserem Ministerpräsidenten keinen ausdrücklichen Befehl erhalten. Dann ist es seine Schuldigkeit, nach bestem Wissen und Gewissen das zu tun, was für Schweden gut ist. Ich glaube, genau wie Sam glauben wird, daß eine Zusammenarbeit in dieser konkreten Einzelfrage für Schweden gut wäre.«
    Als Carl seine ebenso ironische wie auch etwas hochtrabende Darstellung beendet hatte, saß Jurij Tschiwartschew fast zehn Sekunden lang verblüfft schweigend da, bis er seine Gedanken einzuholen schien. Dann ließ er ein langes, lärmendes Lachen hören, was die westlichen Geschäftsleute und deren Prostituierte an den Nebentischen dazu brachte, sich verblüfft umzudrehen und zu starren.
    »Die Demokratie ist wahrlich ein kompliziertes System!« brummelte der Russe fröhlich, als er sich von seinem Lachen erholt hatte.
    Als die Polizei zugeschlagen hatte, war alles genau nach Plan verlaufen. Bei dem kleinen Fuhrunternehmen außerhalb von Örebro schien niemand etwas Böses geahnt zu haben. Niemand hatte noch Zeit auszureißen, und alle, die sich dort aufhalten sollten, waren auch an Ort und Stelle. Rune Jansson und Willy Svensén waren die einzigen Polizeibeamten aus Stockholm gewesen, so daß die rein praktischen Maßnahmen von der Polizei von Örebro durchgeführt wurden.
    Zwei Mann konnten von dem diensthabenden Staatsanwalt am Ort schnell für vorläufig festgenommen erklärt werden, und anschließend gab es an drei Stellen Hausdurchsuchungen: im Büro des Fuhrunternehmens und in den Wohnungen der beiden festgenommenen Männer. Bei den ersten Verhören leugneten sie alles, so daß man noch einige Tage Zeit hatte, bevor der Staatsanwalt sich zur Frage eines Haftbefehls äußern mußte. Die beiden Festgenommenen wurden nach Stockholm transportiert, eine Maßnahme, die möglicherweise mehr der psychologischen Kriegführung diente, als aus praktischen Gründen gerechtfertigt war. Es hätte nichts dagegen gesprochen, sie im Polizeigebäude von Örebro zu verwahren und dort zu verhören.
    Wenn jedoch Menschen, die man festgenommen hat, alles abstreiten, wessen man sie beschuldigt, kommt es zu einem gewissermaßen rein geistigen Tauziehen. Aus polizeilicher Sicht kann es praktisch sein, wenn leugnende Menschen eine Zeitlang hinter einer Panzertür schmoren, wo sie sich auf einer Fläche von zwei mal drei Metern mit Papierlaken auf der Pritsche zufriedengeben müssen. Bei manchen von ihnen kommt es schon nach ein paar Stunden zu so etwas wie Wahnsinn, während andere ein ganzes Jahr hinter Schloß und Riegel sitzen können, um dann hinauszuspazieren, als wäre nichts geschehen. Niemand weiß, worin diese Unterschiede begründet sind. Vielleicht hat niemand es für wissenschaftlich interessant befunden, bekannt ist nur, daß es sie gibt.
    Rune Jansson hatte einen Tag lang in aller Ruhe beschlagnahmte Unterlagen studiert und bei Mineralölunternehmen und anderen Firmen einige Kontrollen vorgenommen, bis es Zeit war, zum Flughafen Arlanda zu fahren und Eino Niemi abzuholen, der mit einer Maschine aus Luleå ankam.
    Niemi war seit dem Besuch der Polizeihochschule vor zwölf Jahren nicht mehr in Stockholm gewesen, und er war von dieser Reise nicht besonders entzückt. Andererseits war er sichtlich zufrieden, daß die Stockholmer überhaupt jemanden gebeten hatten, von Haparanda zu kommen, als sich die Dinge jetzt zusammenbrauten.
    Eino Niemi hatte komplizierte Spaziergänge durch den großen Polizeikomplex auf Kungsholmen erwartet, doch tatsächlich war es gar nicht schwierig, Rune Janssons Zimmer zu finden. Vom Haupteingang direkt hinein, Fahrstuhl bis zum neunten Stock und dann nur noch ein kurzer Spaziergang. Das Zimmer war recht groß und hatte drei Fenster zum Kronobergs-Park hin, sah im übrigen aber so aus, wie es bei Polizisten auszusehen pflegt. Ein paar Geschenke auf den Bücherregalen, viele Aktenordner, Familienfotos auf dem Schreibtisch und zwei Besucherstühle.
    »So«, sagte Rune Jansson, als sie eintraten und

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