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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die Mäntel abnahmen, »dann können wir gleich loslegen. Du kannst dir ja vielleicht schon mal diese Dinge ein bißchen ansehen.«
    Rune Jansson reichte Eino Niemi einen Aktenordner und zeigte auf einen der Besucherstühle. Er selbst setzte sich gegenüber an den Schreibtisch, rief das Untersuchungsgefängnis an und bat, einen der Festgenommenen aus Örebro in einer Viertelstunde in ein Vernehmungszimmer zu bringen.
    »Wie du anhand des Fahrtenschreibers und anderer Dinge siehst, haben wir zwei Männer überführt, den fraglichen Scania vier Tage lang gefahren zu haben, vom 20. Dezember bis Heiligabend. Sie müssen am Heiligabend nach Hause gekommen sein.«
    »Ja, oder eigentlich spät in der Nacht des 23., aber wenn sie nach zwölf angekommen sind, ist es natürlich Heiligabend«, murmelte Eino Niemi. »Was sind die Haftgründe?«
    »Schwere Verstöße gegen Einfuhr und Ausfuhrbestimmungen, also Schmuggel«, erwiderte Rune Jansson kurz.
    »Also nicht Mord?«
    »Nein. Damit wollen wir sie überraschen, wenn sie eine Zeitlang geschwitzt haben.«
    »Und wie stellen sie sich zu allem?«
    »In allem unschuldig, kommt uns doch erst mal mit Beweisen, wir haben nichts Ungesetzliches getan.«
    »Sind sie im Strafregister erfaßt?«
    »Nein, wieso?«
    »Nun ja, ich dachte mir, daß Leute mit dieser Einstellung, kommt uns erst mal mit Beweisen und so, meist schon etwas auf dem Kerbholz haben.«
    »Das ist ein Gedanke, der mir auch gekommen ist, aber vielleicht haben sie ja mit anderen Leuten zu tun gehabt, die sie aufgeklärt haben.«
    »Ja, das ist natürlich auch möglich.«
    »Wollen wir gehen?«
    »Ja, gehen wir.«
    Jetzt kam der lange, komplizierte Spaziergang, den Eino Niemi erwartet hatte. Sie begaben sich zunächst zu dem unterirdischen Gang, der die verschiedenen Polizeigebäude miteinander verband, dann zum Untersuchungsgefängnis, fuhren mit einem Fahrstuhl nach oben, um dann in weiteren Korridoren zu verschwinden. Sie sprachen unterwegs nicht viel. Beide erkannten, daß sie jetzt kurz vor einem Sieg standen, vielleicht aber auch ebenso kurz vor einer Niederlage.
    »Ich habe erst den mit dem finnischen Namen kommen lassen. Für den Anfang können wir uns ja deiner finnischen Sprachkenntnisse bedienen«, erklärte Rune Jansson, als sie das Vernehmungszimmer betraten. Sie begrüßten den Festgenommenen und baten den Wachposten, den Raum zu verlassen.
    Rune Jansson schwieg eine Zeitlang, während er mit dem Tonbandgerät und einem Aktenordner hantierte, den er mit großem Interesse zu studieren schien, während er von Zeit zu Zeit beim Lesen bestätigend nickte. Dann blickte er hoch und schaltete das Tonbandgerät ein:
    »Gut, dann können wir loslegen. Fortsetzung der Vernehmung des vorläufig festgenommenen Pekka-Jaari Kinunen, Personennummer 440117-1279, geboren in Kemi, seit 1975 naturalisierter schwedischer Staatsbürger. Vernehmungsleiter Kriminalkommissar Rune Jansson vom Gewaltdezernat bei der Reichskripo, Vernehmungszeuge Kriminalinspektor Eino Niemi vom Polizeidistrikt Haparanda. Also dann. Darf ich dich als erstes fragen, ob du deine Einstellung seit unserem ersten Gespräch in Örebro geändert hast?«
    »Einstellung zu was denn? Ich bin unschuldig, und außerdem will ich einen Anwalt«, erwiderte der Festgenommene und blickte zu Boden. Er wirkte nicht besonders fröhlich.
    »Aha«, sagte Rune Jansson leichthin, »dann sollten wir dieses Verhör vielleicht abbrechen und in ein paar Tagen weitermachen, wenn du dir einen Anwalt besorgt hast.«
    Rune Jansson machte Anstalten, sich zu erheben. Sogar Eino Niemi glaubte in diesem Augenblick, daß er es ernst meinte.
    »Warte… wie lange muß ich hier noch sitzen? Können wir das jetzt nicht gleich erledigen?« fragte der Festgenommene mit einem Anflug von Panik in der Stimme.
    »Nun ja, das entscheidest du. Wenn du unschuldig bist, wie du sagst, könnten wir das Ganze sicher schnell hinter uns bringen«, sagte Rune Jansson mit einem Tonfall, als hielte er es eher für lästig, sitzen zu bleiben, und als wäre es ihm lieber, seine Sachen zusammenzupacken und zu gehen. Ungefähr zu dieser Zeit begriff Eino Niemi, was jetzt geschehen würde.
    »Na schön, dann machen wir weiter«, knurrte der Festgenommene resigniert. »Aber auf bestimmte Fragen kann ich keine Antwort geben.«
    »Du hast einen bestimmten Scania gefahren, der einem Fuhrunternehmen gehört, an dem du Teilhaber bist. Du weißt, von welchem Laster wir sprechen. Es geht um die Zeit zwischen dem 20. und

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