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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nicht immer«, gab Carl mit einem dünnen Lächeln zu.
    »Das Problem ist, daß ich ein Verbrechen begehe, wenn ich von diesen Grundsätzen abweiche. Ich habe aber immer danach gestrebt, mein verbrecherisches Handwerk auf ein Minimum einzuschränken. Aber wir sollten uns jetzt nicht philosophischen Spitzfindigkeiten widmen. Worum geht es? Konkret?«
    »Ich möchte gern alles wissen, was du über eure Operation da oben weißt, alles. Wie, wann, wo, und welche Menschen Kernwaffen schmuggeln sollten.«
    »Das ist keine geringe Forderung.«
    »Nein, aber unsere Situation ist, wie ich schon sagte, riskant und kompliziert. Alle Zeugen sind ja tot, und so wissen wir nicht, an welchem Ende wir anfangen sollen. Wir glauben aber zu wissen, daß etwas Großes und Gefährliches im Gang ist. Die Politiker könnten beteiligt sein. Alles ist möglich.«
    »Du bringst mich jetzt in eine sehr schwierige Lage«, sagte Carl nachdenklich. Er sah auf die Uhr und gab einem Kellner ein Zeichen, er solle zwei weitere Mineralwasser bringen.
    »Genau das, mein alter Freund«, sagte Jurij Tschiwartschew.
    »Ich ziehe dich in eine komplizierte Frage hinein. Du erkennst aber die Bedeutung unserer Zusammenarbeit?«
    »Ja, die erkenne ich durchaus. Aber ein Problem ist es trotzdem.«
    »Inwiefern?«
    »Nun ja, mit meinem Chef. Die Vernunft sagt uns, und mit uns meine ich jetzt dich und mich, daß wir jedes einzelne Papier auf den Tisch legen sollten, um euch zu helfen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob mein Chef diese Argumente akzeptiert. Erstens pflegt er keine Vorschläge anzunehmen, die von anderen kommen, wie gut sie auch sein mögen. Ach, übrigens, gerade dann nicht, wenn sie gut sind. Außerdem weiß ich nicht, wie ich den schwedischen Ministerpräsidenten dazu bringen soll zu glauben, er sei selbst auf einen Einfall wie diesen gekommen. Zweitens – nein, unterbrich mich nicht, ich sehe ohnehin, was du fragen willst, und ich möchte genau darauf zu sprechen kommen –, zweitens ist es für mich sehr schwierig, meinen Ministerpräsidenten zu übergehen. In technischer Hinsicht wäre das nämlich Spionage.«
    »Das ist unser Job. Außerdem wäre es eine gute Spionage, von der nicht nur wir, sondern auch ihr und die ganze Welt den Nutzen hätten.«
    »Wie wahr. Aber trotzdem Spionage. Außerdem wird mein Ministerpräsident grünes Licht von Boris Jelzin verlangen, damit wir mit dieser Zusammenarbeit beginnen können.«
    »Von Boris Jelzin! Diesem Trunkenbold? Er weiß nichts davon, sofern er nicht auf eine Weise persönlich verwickelt ist, die ihn dazu bringt, nie etwas wissen zu wollen oder zumindest darauf zu achten, daß andere nichts erfahren. Wenn ihr zu Jelzin geht, ist alles verloren.«
    »Sehr komisch. Soll ich zu meinem Ministerpräsidenten nach Hause fahren und ihm sagen, daß ich in Moskau einen meiner alten Spionagekumpane wiedergesehen habe, einen anständigen russischen Generalleutnant, mit dem wir früher viel zu tun hatten? Er hat in Schweden den Mord an einem russischen Überläufer organisiert und ist überhaupt ein kompetenter Kollege, zu dem ich großes Vertrauen habe. Jetzt wünscht er, daß er und ich über den Kopf des russischen Präsidenten hinweg handeln. Er möchte von mir nämlich wertvolle Erkenntnisse erhalten, die er seinem Präsidenten nicht anvertrauen will… Nun, mein lieber Jurij, verstehst du denn nicht, wie unmöglich sich das anhört?«
    »Na ja, in deiner Darstellung hört es sich nicht so ermutigend an, lieber Kollege«, brummelte Jurij Tschiwartschew mißgelaunt. »Was also machen wir?«
    »Ich fahre zu meinem Ministerpräsidenten und fühle ihm ein wenig auf den Zahn. Ich prüfe, ob es möglich ist, seine Einwilligung zu dieser Geschichte zu erreichen. Dann lasse ich von mir hören. Du mußt mir später eine Telefonnummer geben.«
    »Und wenn er nein sagt, ist alles im Eimer.«
    »Wenn er nein sagt, möchte ich nichts mehr von dieser Sache hören.«
    »Dann ist alles verloren. Wir werden für diese demokratischen Grundsätze vielleicht alle einen hohen Preis zahlen müssen.«
    »Nicht unbedingt. Ich habe nämlich auch vor, mit Sam zu sprechen.«
    »Mit Samuel Ulfsson, dem Chef des OP 5?«
    »Genau mit dem. Ich weihe ihn in die ganze Problematik ein. Rein formaljuristisch bestehen keine Hindernisse, wenn der stellvertretende Chef unseres militärischen Nachrichtendienstes seinem höchsten Vorgesetzten von Kontakten berichtet, die er mit einem ausländischen Nachrichtendienst gepflegt hat. Es wäre

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