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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Jahres. Ein LKW-Fahrer, der aus Murmansk kam, wurde in Haparanda ermordet. Einige Personen haben den Mord begangen und das Gut dann nach Örebro transportiert, wo es von anderen übernommen wurde. Dann hat das Schmuggelgut Schweden über Varberg verlassen. Was kann aus Murmansk kommen, was so wertvoll ist?«
    Rune Jansson hatte das seltsame Gefühl, daß Carl ganz und gar nicht so uninteressiert war, wie er durch seine Körpersprache vorzutäuschen versuchte. Als Carl höchst konzentriert sofort die letzte Frage aufgriff, bestätigte das diesen Eindruck.
    »Wieviel wog das Schmuggelgut?« fragte Carl schnell.
    »Wenn es Eisen gewesen wäre, hätte es ein paar Tonnen gewogen.«
    »Ein paar Tonnen? Im Augenblick werden bestimmte seltene Metalle in großem Umfang aus der ehemaligen Sowjetunion herausgeschmuggelt. Es kann Titan sein, aber auch alles mögliche andere. Estland liegt im Augenblick als Titan-Exporteur weltweit an der Spitze. Aber zwei oder drei Tonnen Titan würden auf dem Weltmarkt weniger als eine halbe Million kosten. Ein solches Geschäft platzt ja schon an dem Honorar für die Mittelsmänner, würde ich meinen.«
    »Ja, das ist es ja gerade«, sagte Rune Jansson und musterte Carl nachdenklich. »Könnte es sich um Waffen handeln?« fühlte er vor.
    »Waffen? Wir sprechen von etwas, dessen Transport durch Schweden allein eine halbe Million kosten durfte und das anschließend auf den Weltmarkt sollte und so wertvoll ist, daß auch ein Mord einkalkuliert wird… Ja, stell dir vor, das sind transportable Raketen. Die Russen haben ihre alte SAM-7 weiterentwickelt, diese Rakete, die sie in Afghanistan selbst bedrohte, der sie aber mit sogenannten Hitzekerzen leicht entgegenwirken konnten.«
    »Hitzekerzen?« fragte Rune Jansson.
    Carl ergriff die Gelegenheit beim Schopf und ließ sich auf eine Darlegung des Problems der russischen Raketen ein, welche die Afghanen über China erhalten hatten und die sie gegen die russischen Kampfhubschrauber eingesetzt hatten. Dadurch, erklärte Carl, daß die Russen ständig so etwas wie größere Wunderkerzen abwarfen, wurden die Hubschrauber nicht getroffen, da die Raketen zu den Wärmequellen gelenkt wurden. Folglich hätten die Russen inzwischen für den eigenen Gebrauch neue Modelle entwickelt. Sie sprächen ebenso wie die vergleichbaren westlichen Systeme sowohl auf Wärme wie auf Radar an, eventuell sogar auf Laserstrahlen.
    Diese Art von Waffen könnten natürlich auf einem schwarzen Weltmarkt etliche Millionen wert sein. Carl redete eine Zeitlang drauflos. Dann bat er Rune Jansson fast nebenbei, ihm die ganze Geschichte von Anfang bis Ende vorzutragen.
    Jansson kam seiner Bitte nach, ohne auch nur den kleinsten Einwand zu erheben. Er war selbst zu Carl gekommen, um einen Gefallen zu erbitten. Und wenn es jetzt so schien, als ob Carl sich für eine bestimmte Mordermittlung mit einem Hintergrund in Haparanda mehr interessierte, als er zeigen wollte, sah er keinerlei Grund, sein Wissen für sich zu behalten.
    Rune Jansson ging systematisch vor und erzählte alles von Anfang bis Ende. Carl lauschte aufmerksam, obwohl er von Zeit zu Zeit einen Blick auf seine Armbanduhr warf, doch Rune Jansson ließ sich davon nicht stören. Er glaubte Carls kleinen Anzeichen von Eile oder Ungeduld ohnehin nicht. Er trug seinen gesamten Erkenntnisstand vor, wie er es auch bei einem Kollegen getan hätte.
    Carl hatte nur wenige Fragen, die ausnahmslos Dingen galten, die Rune Jansson nicht beantworten konnte. Carl wollte beispielsweise wissen, wie groß das Schmuggelgut gewesen war. Holzleisten, aber wie lang oder wie breit?
    Hinterher, als es für den Moment offensichtlich nichts mehr zu fragen gab, war Rune Jansson manches klar, was er mit den LKW-Fahrern aus Örebro besprechen mußte; gegen die beiden würden ohnehin bald Haftbefehle erlassen werden. Er war überzeugt, daß Carl in dieser Sache noch weitere Einzelheiten haben wollte und daß es sich wahrscheinlich um einen Waffenschmuggel handelte. Ebenso offensichtlich aber war, daß Carl keinerlei Neigung zeigte, das laut zu sagen, was er dachte. Die Frage einer eventuellen Mafia in Stockholm war bei dem Gespräch jedenfalls zu einer Nebensache geworden.
    Carl entschuldigte sich schließlich damit, daß er noch einige private Dinge zu erledigen habe, und rief eine Sekretärin an, die Rune Jansson hinausbegleiten sollte. Sie einigten sich darauf, sofort telefonisch Kontakt aufzunehmen, sobald sich etwas Neues ergab. Es war Carl, der

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