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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Identität ich nicht verraten will, und eventuelle Ergebnisse in Form von Erkenntnissen gehen auf dem gleichen Weg zurück. Wollen wir es so machen?«
    »O ja, das wäre perfekt«, sagte Rune Jansson erleichtert. »Ich werde dafür sorgen, daß du schon morgen die Ermittlungsakten bekommst.«
    »Glaubt ihr, daß hier sozusagen die echte Mafia am Werk ist?« fragte Carl überraschend. Er hatte eine bekümmerte Falte auf der Stirn.
    »Nee«, erwiderte Rune Jansson verblüfft, »wir glauben vielmehr, daß es ganz gewöhnliche Gangster sind, die sich hier bestimmter Traditionen bedienen. Ich meine, es fällt uns schwer zu glauben, daß die richtige Mafia sich so verdreht etabliert, wenn sie tatsächlich auf Schweden setzen will.«
    »Verdreht?«
    »Ja, indem sie mit Dingen anfängt, die wohl eher zum historischen Ursprung der Mafia gehören, Schutzgeld und solche Dinge. Damit ziehen sie doch nur unnötige Aufmerksamkeit auf sich. Unsere Interpol-Leute glauben vielmehr, daß die echte Mafia eher wie Geschäftsleute mit EU-Hintergrund auftreten würde. Sie würde eine respektable Fassade bieten.«
    »Und wenn man Restaurants auseinandernimmt, die kein Schutzgeld bezahlen, ist das also das genaue Gegenteil von einer respektablen Fassade.«
    »Genau. Und außerdem verdammt auffällig. Das glauben wir jedenfalls.«
    »Hört sich logisch an. Ja, wie du verstehst, kann ich überhaupt nichts versprechen, aber wir werden trotzdem versuchen, ein wenig herumzuspionieren. Und sonst? Irgendwelche schwierigen Morde in der letzten Zeit, wenn du nicht gerade hinter mir her bist?«
    Rune Janssons Gesicht verdüsterte sich, und Carl bereute sofort den Leichtsinn, etwas aus ihrer gemeinsamen Geschichte anzusprechen, was er am besten unberührt gelassen hätte. Rein ermittlungstechnisch hatte Rune Jansson Carl damals aufgespürt. Daß die Gerechtigkeit nicht ihren Lauf nehmen durfte, beruhte nicht auf schlechter Polizeiarbeit. Es beruhte darauf, daß es Situationen gibt, in denen die Gerechtigkeit nicht zum Zuge kommt, weil andere Dinge größer und wichtiger sind. Die Dummheit war ihm jedenfalls entschlüpft und ließ sich nicht mehr ungesagt machen.
    »Na ja«, sagte Rune Jansson, der sich entschlossen hatte, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Er nahm Carl statt dessen beim Wort. »Ich bin gerade bei einer Arbeit, die bei uns von der Reichskripo gelandet ist. Wer mordet mit Succinylkolin?«
    Die Frage war so schnell hingeworfen worden wie ein Handballpaß hinter dem Rücken, aber Carl brauchte kaum eine Sekunde Bedenkzeit.
    »Succinylkolin? Du meinst also Curare. Ja, vor ein paar Jahren wäre es nicht schwer gewesen, die Frage zu beantworten. Der KGB hatte eine ganze Abteilung für diese Art von Mord mit biologischen Substanzen. Curare ist nur eine davon. Wenn jemand Raucher ist, kannst du ihn ja auch mit Nikotin ermorden, ohne daß der Pathologe begreift, was passiert ist. Dann haben wir noch Adrenalin, Insulin und die ganze Reihe biologischer Mittel, die der Körper entweder abbaut oder selbst herstellt. Sowjetischer Nachrichtendienst, Leute aus Bulgarien, der Regenschirm-Mord, du weißt schon, oder die frühere DDR. Heutzutage dürfte man wohl eher einen Arzt verdächtigen müssen.«
    »Einen Arzt?«
    »Ja, der KGB spielt ja sozusagen nicht mehr mit. Du fragtest, wer mit Succinylkolin mordet, und nicht, wer gemordet hat. Wieso übrigens? Ist das der Fall, an dem du gerade arbeitest?«
    »Ja, und er ist kniffliger, als wir zunächst geglaubt haben. Wir hatten vor ein paar Tagen einige Festnahmen, aber das hat nur zu Mittelsmännern geführt.«
    »Mittelsmänner?«
    »Ja, dahinter steckt eine Schmuggelgeschichte, ziemlich scheußlich.«
    »Was ist geschmuggelt worden?«
    »Das wissen wir eben noch nicht. Etwas, was einen Mord wert ist, etwas, was eine halbe Million in bar an Mittelsmänner wert ist, die das Schmuggelgut nur transportieren sollten.«
    »Also Drogen?«
    »Nein, das können wir ausschließen, glaube ich. Etwas, was als Eisenschrott durchs Land gekarrt worden ist.«
    Carl hatte sich unbewußt etwas aufrechter hingesetzt und wurde sich dessen plötzlich bewußt. Er lehnte sich zurück und warf einen Blick auf die Uhr, als sei ihm etwas anderes eingefallen, als sei er eigentlich gar nicht so interessiert.
    »Woher kam das Schmuggelgut?« fragte er und tat, als unterdrücke er ein Gähnen.
    »Aus Murmansk.«
    »Oh, Teufel auch! Aus Mütterchen Rußland. Aha, und wann hat das Ganze stattgefunden?«
    »Am 21. Dezember des vorigen

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