Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
Vom Netzwerk:
sexuellem Kontakt wiederkam, Geschlechtsverkehr aber noch nicht
möglich erschien, ähnelten die Gefühle vieler Frauen denjenigen, die Frauen
kurz nach der Entbindung haben. Für einige war dieser Drang nach sexueller
Intimität und sexuellem Kontakt etwas Großartiges. Judith, 40 Jahre alt,
berichtete darüber:
    »Ich hatte meine Totaloperation
im letzten April, und der Arzt sagte uns, wir sollten für eine gewisse Zeit
keinen Sex haben. Aber das Erlebnis des Klinikaufenthaltes für acht Tage war
für mich eine starke Isolation und furchtbar unpersönlich. Es berührte mich
doch stark befremdend, daß Fremde alle persönlichen Dinge an mir tun mußten und
an meinem Körper herummachten. Kurzum, als ich nach Hause kam, hatte ich eine
ausgesprochene Sehnsucht nach sexuellem Kontakt mit Nathan, meinem Mann. Es war
nicht so viel, daß ich einen Orgasmus haben wollte, mein Bedürfnis ging mehr
nach dem Kontakt, dem direkten Austausch, dem Gefühl seiner Fürsorge als einer
Art Verjüngungskur für mich. So machten wir eben Sex miteinander, wobei wir
peinlich darauf achteten, daß wir nicht zum Koitus kamen. Es war keine
nächtliche Angelegenheit, aber es reichte mir, um den Kontakt wiederzufinden
und zufrieden zu sein mit dem körperlichen Wohlbehagen, der Zärtlichkeit und
der Sinnlichkeit. Entweder er hielt mich im Arm, während ich masturbierte, oder
wir masturbierten gleichzeitig. Wir stellten fest, daß wir zu gleicher Zeit
unseren Orgasmus haben konnten, wenn wir beide masturbierten. Die zeitliche
Abstimmung funktionierte genau bei uns, und das war sehr schön.
    Beim Orgasmus hat die
Gebärmutter fühlbare, eigene Zuckungen, und anfangs kam mir mein Orgasmus
geringwertiger vor. Ich hatte ihn zwar, aber er löste weniger Sensationen aus.
Wenn man einen Operationsschnitt hat, ist auch das ganze Umfeld sehr
empfindlich und vollzieht die Art von Bewegungen nicht wirklich mit, die man
macht, wenn der Orgasmus kurz vor der Auslösung steht. Aber nach der
vollständigen Ausheilung konnte ich keinen Unterschied mehr feststellen. Aber
da ich noch immer schmerzempfindlich war, war nur das Eindringen von hinten,
wobei ich auf der Seite lag, um mein Gewicht nicht zu fühlen, möglich. Ich
benutzte auch einen Vibrator, weil es für mich viel leichter war dadurch, in Erregung
zu kommen. Die Totaloperation hatte bei mir also doch eine erhebliche Dämpfung
meiner Sexualität zur Folge. Ich hatte das Gefühl, daß mein Körper mich auf mancherlei Weise betrogen hatte. Er
hatte versucht mich umzubringen, indem er
sich zu Tode blutete, weshalb ich eine Stinkwut, Ressentiments und Mißtrauen gegen meinen Körper hegte. Für mich war das besonders hart, denn ich war
sehr gesund, ehe das alles begann.
    Ein anderer Grund, warum die
Totaloperation für mich besonders hart war, lag in meinem Alter. Ich fühlte
mich ohnehin schon, als ob ich
mit vierzig über den Berg ginge, und dann haben sie mir auch noch alles
herausgeschnitten. Ich kam mir vor, als wäre ich keine Frau mehr, keine
richtige Frau. Ich stand tausend Ängste aus und hatte das Gefühl, alles
verloren zu haben. Was mir wirklich geholfen hat, war Nathans emotionale Hilfe
und daß er immer für mich da war. Er benahm sich nie so, als ob er mich jetzt
weniger anziehend fände, vielmehr hat er mir bei all dem geholfen, durch das
ich hindurchzugehen hatte. Es war für mich die Sicherheit, daß ich feststellen
konnte, wie seine Fürsorge für mich unabhängig war davon, ob ich hübsch aussähe
oder anziehend wirke während dieser Zeit, und das hat mich wieder auf
gerichtet.«
    Die sexuellen Techniken, die
man nach der Totaloperation anwendet, um wieder Sex gewöhnt zu werden, sind die
gleichen, mit denen man auch nach der Geburt eines Kindes wieder den Sex
erlernt. Bernice, 67 Jahre alt, berichtete uns dazu:
    »Als ich nach der Operation
noch keinen Geschlechtsverkehr haben konnte, wollte ich meinen Mann zum Climax
bringen, indem ich ihn masturbierte. Ich habe wohl mit dem Mund begonnen und
dann mit der Hand weitergemacht. Einmal nach seiner Prostataoperation bekam er
eine Infektion und war monatelang krank. Danach hatte er Schwierigkeiten mit
dem Geschlechtsverkehr, und da tat er dasselbe für mich, er masturbierte mich .«
    Ann, 59 Jahre alt, erzählte aus
ihrer Erfahrung:
    »Mein Mann spürte, daß ich nach
der Totaloperation sehr zurückhaltend war und mir der Geschlechtsverkehr
Schmerzen bereitete. Ich erinnere mich noch, daß ich zu einem Arzt ging und mich sehr gründlich

Weitere Kostenlose Bücher