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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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und denn«, plötzlich brüllte er nun doch, »hau ab! Hau ab!«
    Er sah die Zusammenschreckende zornig an, ging zur Tür, schloß auf.
    Er sah noch einmal zurück. Der Kerl stand ihm jetzt eigentlich schön handgerecht, aber der Kerl war ihm ganz egal.
    »Det du diese Stunde bloß nich mal bereuen tust, Evchen«, sagte er, schüttelte den Kopf und ging.

5

    Kaum hatte der Vater die Tür zugemacht, tat natürlich Eugen den Mund auf. Der Vater hatte ihn richtig eingeschätzt, so war er: grausam bei den Schwachen, aber kriechend feige, aber schlau feige bei den Starken. Eva hatte es nicht anders erwartet, aber doch tat es ihr weh, als Eugen fast in das Klappen der Tür hinein sagte: »Wie dein Oller sich so was denkt! Zum Zusammenziehen jehören doch zweie. Einer, der zieht, und einer, zu dem jezogen wird.«
    Sie sagte nichts.
    »Du«, rief er drohend. »Haste nich jehört, wat ick jesacht habe?!«
    »Doch!« antwortete sie.
    »Antworten sollste! Haste jedacht, ick bin der, zu dem jezogen wird?«
    »Vater hat es gedacht.«
    »So? Vater hat es gedacht? Hat denn dein Vater mir was zu sagen? Nu?«
    Er faßte und schüttelte sie.
    »Eugen!« bat sie. »Sei doch nicht so! Ich kann doch nicht für das, was Vater gesagt hat. Ich habe ihm doch auch Bescheid gesagt, ich habe ihm gesagt, daß ich nicht wieder zu ihm will.«
    »Und wat willste?« rief er und schüttelte sie wütend. »Willste zu mir?«
    »Ich will, was du willst, Eugen!«
    »Bescheid haste ihm jesacht?« Wieder das wütende Schütteln.»Haste ihm mit einem Ton jesacht, det ick nich dein Lude bin? Haste det jesacht? Heh?«
    »Nein, Eugen!«
    »Bloß von dir haste jeredet, det et dir weh tut, det haste jesacht. Heh, du, bin ick schon dein Lude jewesen?«
    »Nein, Eugen!«
    »Warum hastes ihm denn nich jesacht?«
    Schweigen.
    Neues Schütteln. »Ick frag dir wat! Antworten sollste!«
    »Ich weiß doch nich, Eugen …«
    »Det möchste wohl, det ick dein Lude bin …?«
    »Nein! O nein!«
    »Aber du hast jesacht, du willst, wat ick will. Un nu will ick, det du for mir uff ’n Strich jehst, vastanden?«
    »Nein!« bat sie flehend. »Verlang das nicht. Bitte, Eugen, ich will alles tun, was du willst, aber das verlang nicht von mir …«
    »Du willst allet tun, wat ick will? Aber jar nischt tust du von dem, wat ick will. Zu nischt haste Talent! Wie ick dir kennenlernte, habe ick wunder wat jedacht, wat mit dir aufzustellen ist. Aber zu nischt biste zu jebrauchen, ne zippe Bürgerstochter biste und bleibste!«
    Er sah sie wütend an.
    »Da hat er jesessen, dein Oller!« rief er wieder. »Ein frechet Aas is er! Und der sagt: zu mir ziehn! Kommt ja jar nich in Frage! Ick werd dir schon ’ne Wohnung jeben, aber nich bei mir. Det ick immer deine verheulte Visage vor mir habe! Kommt überhaupt nich in Frage! Hier jibt’s jenug, die an so’ne vermieten. – Frau Pauli!«
    »Ich tu es nicht, Eugen! Du kannst machen, was du willst. Das tu ich nicht!«
    »Jotte doch, Herr Bast«, sagte Frau Pauli. »Wat machen Se bloß heute for’n Krach! Det Fürstenzimmer nebenan is doch besetzt, wat solln die Leute denn denken? Un jrade Sie, der immer so’n feiner Mann is, Herr Bast! – Det is wohl von dem Droschkenkutscher jekommen?«
    »Droschkenkutscher? Ihr Vater war det! Und stellen Se sichvor, Frau Pauli, sie läßt mir von ihrem Ollen Lude schimpfen un sagt keinen Pieps dajejen!«
    »Det is nich recht von Ihnen, Frollein, det müssen Se doch wissen, det Herr Bast ein feiner Mann und ein Kavalier is.«
    »Die? Wat die schon weeß!« sagte Eugen Bast verächtlich. »Wie’n kranket Huhn rumstehn, det weeß se. Aber sie soll sehen, wat ick bin! Wenn se’t so haben will, kann se’t so haben, von mir aus! Hat die olle Pirzlau Zimmer frei …?«
    »Warten Se mal, Herr Bast. Lassen Se mir mal überlejen. Da is jetzt det Fräulein Koko un die Mimi mit de Rüschen und die Lemke – ein Zimmer is, jloob ick, frei. Aber, Herr Bast, det wissen Se doch, die Pirzlau is jenau in’t Jeschäft, anjemeldet müssen ihre Mächen det Jewerbe haben un’n Schein von der Sitte – und alle Wochen hin zum Onkel Dokter …«
    »Na und? Na und, Frau Pauli? Jlooben Sie, det tut die Eva nich? Det tut die Eva allens, da soll die Pirzlauen keine Schwierigkeiten von haben, wat, Evchen?«
    »Ich tue es nicht, Eugen«, sagte sie. »Eher gehe ich ins Wasser.«
    »Versündigen Sie sich man bloß nich, Frollein …«, rief die Pauli.
    Aber Eugen hatte sie schon bei den Schultern. »Jehn Sie raus, Frau Pauli!«

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