Der Eiserne König
führte, die abwechselnd an ihrer Pfeife zog und Kartoffelschnaps trank.
»Wahrscheinlich ist meine Kate nur noch ein Haufen Asche«, klagte sie. »Ich hoffe, meine Katzen sind rechtzeitig geflohen. Ach, die armen Hollerbüsche …« Sie prostete den Gefährten zu, die gemeinsam mit ihr am Feuer saßen.
»Auf die Gografen«, sagte Horn.
»Nieder mit dem Eisernen König«, rief Kunz und leerte seinen Becher auf einen Zug.
Dachs und Fuchs fraßen mit Heißhunger. Als Hans seine Neugier nicht mehr bezähmen konnte, fragte er: »Und? Habt ihr etwas gefunden?«
»Haare«, erwiderte der Fuchs und zeigte, während er herzhaft rülpste, auf das aufgerollte Ahornblatt.
»Wie bitte?«, fragte Sanne verständnislos.
»Den Bart des Eisernen Königs«, sagte der satte Dachs. »Eine der Ragnarökk ist in der Grabkammer erschienen und hat mir … tja … nahegelegt, den in der Granitplatte steckenden Bart an mich zu nehmen.«
»Für jene, die wissen, was damit zu tun ist«, fügte der Fuchs hinzu. »Ist zufällig jemand anwesend, der weiß, was damit zu tun ist?«
»Zufälligerweise nicht«, sagte Sneewitt.
Hans nahm die Rolle zur Hand. »Was hat es mit dem Bart auf sich?«, wollte er wissen.
»Er soll mächtig sein«, antwortete der Dachs. »Die Hexen haben ihn gekappt und in der Grabkammer gelassen.«
Die Muhme sah ihn schnapstrübe an. »Ragnarökk«, murmelte sie. »Hexen … Haare …«
»Horn könnte Haare gebrauchen«, sagte Kunz.
»Ich stehe zu meiner Halbglatze«, erwiderte Horn.
Die Muhme stierte stumm in die Flammen.
Als sich die Gografen zu den Gefährten setzten, hatten diese schon eine Weile ergebnislos diskutiert. Ringsumher summte und brummte das Feldlager. Überall brannten Feuer, man aß, trank und sang, während der Abend dämmerte.
»Es sieht nicht gut aus«, sagte Hilck von der Usse und kratzte seinen karottenroten Bart. »Mit diesem Heer gewinnen wir keinen Blumentopf, von einer Schlacht ganz zu schweigen. Es fehlt an allem.«
»Haben eure Tiere im Königskessel etwas herausgefunden?«, fragte Helmdag hoffnungsvoll.
»Sie haben den von den Hexen gekappten Bart des Eisernen Königs gebracht«, antwortete Hans. »Aber wir wissen nichts damit anzufangen.«
Die Muhme räusperte sich und spuckte ins Feuer. Dann sagte sie heiser: »In dieser Angelegenheit können nur die dreizehn weisen Weiber weiterhelfen.«
»Barbera ist eine Verräterin«, rief Horn. »Wie sollen wir den übrigen Weibern vertrauen?«
»Gut gesprochen«, brummte Kunz.
»Dann müssen wir uns auf uns selbst verlassen«, sagte Hilck resigniert. »Aber wir haben kaum Waffen, und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Streitmacht des Eisernen Königs nach Norden marschiert.«
»Keine Waffen?«, keckerte der Fuchs, an Hans gewandt. »Die Rüstkammern Rottlands sind bestimmt gut bestückt. Wir sind unterwegs an der Festung vorbeigepirscht.« Er zitterte bei der Erinnerung.
Die Gefährten lachten schallend, und die Gografen mussten grinsen, als man ihnen die Worte des Fuchses wiedergab.
»Die Grenzfeste Rottland ist ein uneinnehmbares Bollwerk«, erwiderte Helmdag. »Ein Angriff wäre aussichtslos, egal, wie klein die Besatzung ist.«
»Selbst wenn wir Belagerungsgerät hätten, würde es Monate dauern«, fügte Hilck von der Usse hinzu.
»Dann schlage ich vor, dass ihr euch gleich selbst begrabt«, spottete der Fuchs. »Aber eines weiß ich: Wir können nur mit List und Tücke siegen.«
»Niemals!«, rief Hilck, nachdem Hans die Worte wiederholt hatte. »Wir sind keine erbärmlichen Halunken. Wir haben unsere Ehre. Wir sind die Gografen. Entweder wir siegen im offenen Kampf oder …«
»… oder das Geschlecht der Gografen geht unter und Pinafor gleich mit«, sagte Reineke Fuchs.
»Warum hältst du nicht einfach die Schnauze, du naseweiser Held?«, brummte Meister Grimbart.
Die Muhme, die aus einer Trance zu erwachen schien, griff nach ihrer Pfeife und sagte: »Der Fuchs hat recht. Uns bleibt nur die List. Und die rasche Truppenbewegung. Oder wollt Ihr warten, bis man uns hier vernichtet?«
Die Gografen schwiegen verstimmt.
Und die Nacht sank auf Pinafor.
Am nächsten Morgen wurde in aller Frühe Alarm gegeben: Ein kleiner Schwarm der Wilden Jagd überflog das Feldlager, Vorbote der Streitmacht des Feindes, der den Lohwald unter seine Kontrolle gebracht hatte und sich nun zum Marsch auf die Hohe Heide rüstete.
Die Gefährten versammelten sich mit Harlung und einigen anderen Anführern im Zelt der
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