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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Streitmacht zu tun, die gerade dabei ist, den Lohwald zu besetzen. Und wir sind wehrlos, denn wir haben kein Heer.«
    Die Muhme starrte ins Feuer, das runzelige Gesicht auf beide Hände gestützt, und nuckelte an der Pfeife. »Was meinen die Welse dazu?«, fragte sie.
    Die Welse wedelten im Dunkelpfuhl behäbig mit den Flossen und träumten vom Meer. Nur der alte Waller war wach, denn seine Ohnmacht erfüllte ihn mit Zorn.
    Auf der Insel, wo sich Maleen versteckt hatte, duckte sich die Wetterfichte vor dem Wind, als würde sie einen Hagelsturm erwarten.
     
    Die Wilde Jagd flog mit viel Geschrei über den Lohwald. Sobald sie einen der Stoßtrupps entdeckte, die die Streitmacht des Eisernen Königs immer wieder hinterrücks überfielen, meldeten sie dies der Truppe, die sofort ausrückte, um den Gegner einzukesseln. Der Anblick der Karontiden, die jeden Widerstand gnadenlos niederschlugen, veranlasste viele, die Waffen zu strecken. Die Gefangenen mussten in Bergwerken und Schmieden Zwangsarbeit leisten. Mit dieser Taktik rang Blaubart die Anhänger der Gografen nieder.
    Die Widerstandskämpfer sammelten sich am Ostrand des Lohwalds. Dort, wo sich eine namenlose Steppe bis zum Horizont erstreckte, schworen sie, nicht aufzugeben. Einige Waldläufer und Jäger wollten bleiben, um Verwirrung unter dem Feind zu stiften. Andere Männer brachten Frauen und Kinder nach Osten in Sicherheit. Die Mehrzahl eilte in Nachtmärschen nach Norden, denn Gerüchte besagten, dass die Gografen auf die Hohe Heide geflohen waren.
    Beim Eintreffen der ersten Versprengten aus Flutwidde hellte sich die Stimmung am Dunkelpfuhl auf. Die Landmänner baten auf Knien um Vergebung, die ihnen Hilck von der Usse unwirsch gewährte. Man erweiterte das Feldlager, verstärkte das Schanzwerk und zimmerte Wachtürme. Im Laufe der Tage sammelten sich immer mehr Männer aus Flutwidde und von der Hohen Heide im Lager. Die aus der Feste geflohene Reiterei traf ein, gefolgt von den Köhlern aus dem Greting. Zuletzt kamen Kämpfer aus dem Lohwald, erschöpft von den Eilmärschen durch Heide und Moor. Helmdag begann, die Männer zu drillen, aber wenn man davon absah, dass das Heer der Gografen dem Feind zahlenmäßig weit unterlegen war, hatten die wenigsten Männer ein Schwert, kaum jemand trug eine Rüstung, und mit Sensen und Dreschflegeln war kein Krieg zu gewinnen.
    Am Ende eines weiteren dunklen Tages sagte Hilck von der Usse, der auf einen der Wachtürme gestiegen war: »Hirten, Bauern, Handwerker. Und kaum Zeit für den Drill. Wenn wir sie zur Schlachtbank treiben, wird man sie niedermetzeln.«
    »Uns fehlen Waffen und Ausrüstung«, ergänzte Helmdag, der seinen Blick über die Laubhütten und qualmenden Feuer des Feldlagers schweifen ließ. »Uns fehlen Pferde und Wagen, Proviant und warme Kleidung. Genau genommen fehlt uns fast alles.«
    Obwohl der Herbst gerade erst begonnen hatte, waren viele Bäume kahl. Männer badeten im Dunkelpfuhl oder wuschen am Ufer ihre Kleider, die sie anschließend zum Trocknen in die Weidenbüsche hängten.
    »Ja, die Männer haben nichts außer ihrem Mut«, sagte Hilck düster. »Köhler, Gefährten und Reiterei taugen etwas, aber alle anderen haben keine Kampferfahrung. Wir sind am Ende, noch bevor wir begonnen haben.«
    Da erschallten am Schanzwerk Lachen und Rufe, und als die Gografen nach unten stiegen, sahen sie Hans, der sich durch die vor dem Tor versammelten Männer drängelte.
    »Platz da«, rief Hans. »Lasst mich durch.« Er schob einen Wilderer beiseite, und als er durch die Schießscharte schaute, standen da zwei struppige, ausgemergelte Tiere, eines rötlich, das andere mit langer, schwarz-weißer Schnauze.
    »Ihr Hornochsen«, keckerte Reineke Fuchs. »Lasst uns rein!«
    Die Männer, die ihn nicht verstanden, brüllten vor Lachen.
    »Ich erlege die zwei Witzbolde«, rief einer. »Dann haben wir mal etwas anderes zu beißen als Enten oder Hasen.«
    »Runter mit dem Bogen«, schrie Hans. »Sie sind Freunde.«
    Wieder ertönte Gelächter.
    »Gehorcht ihm«, ließ sich Hilck von der Usse vernehmen. »Öffnet das Tor.«
    Die Tiere huschten in das Lager. Der Fuchs strich um Hans’ Beine, Meister Grimbart spuckte ein aufgerolltes Ahornblatt aus und fauchte: »Zicke und Zecke! Endlich bin ich diesen Dreck los.«
    Hans hob die Rolle auf. »Was ist das?«, fragte er.
    »Bring uns zur Muhme«, erwiderte der Dachs. »Dann erzähle ich alles.«
    Die Dämmerung senkte sich auf das Feldlager, als Hans die Tiere zur Muhme

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