Der Eiserne König
die in einem Beutel steckenden Haare an sich. Dann zurrte er den Zweihänder auf seinem Rücken fest.
»Passt auf euch auf«, sagte Hans. »Und viel Erfolg.«
»Hütet euch vor der Wilden Jagd«, sagte Hilck von der Usse und warf Sneewitt einen schüchternen Blick zu.
»Ach, das wird ein Spaziergang«, erwiderte sie. »Ihr lebt hier viel gefährlicher.«
»Ein Spaziergang?«, winselte der Fuchs. »Ha, ha, ha!«
Die Wächter öffneten das Tor. Die Gefährten huschten hinaus und wurden rasch von der Dämmerung verschluckt.
Das Heer arbeitete neben dem Drill weiter an der Ausführung des Plans. Am fünften Tag nach dem Aufbruch der Gefährten kreiste der bislang größte Schwarm der Wilden Jagd über Feldlager und Dunkelpfuhl. Die Welse ließen sich auf den Grund sinken, aber die Gografen blieben gelassen.
»Sie können nicht mehr weit sein«, sagte Helmdag, und Hilck trieb die Männer zu einer letzten Anstrengung an. Zwei Tage später, die Nacht war jung, erschien einer der Vorposten vor dem Tor. Man ließ ihn sofort zu den Gografen durch, die mit Harlung, den restlichen Gefährten und anderen Anführern in ihrem Zelt Kriegsrat hielten.
Der Posten fiel auf ein Knie. »Die Streitmacht des Eisernen Königs hat die Usse überschritten«, rief er atemlos. »Sie ist riesig. Und schwer bewaffnet. Sogar die Karontiden tragen Rüstungen.«
»Sie glauben, uns überrollen zu können«, sagte Hans. »Die Streitmacht ist in drei Tagen hier. Aber die Wilde Jagd wird schon früher angreifen.«
»Dann müssen wir sofort handeln«, sagte Helmdag.
Die Muhme nickte ernst. Auf ihre Frage, ob die Vorposten den vier ausgesandten Gefährten begegnet seien, antwortete der Mann: »Kurz vor der Usse. Danach haben wir sie aus den Augen verloren.«
In dieser Nacht wurde fieberhaft gearbeitet, und als der Morgen anbrach, war alles bereit. Hans stand gerüstet und bewaffnet am Ufer und sprach mit dem Waller.
»Bleibt ihr?«, fragte er.
»Nein«, sagte der alte Waller. »Wir begeben uns wieder zum Welsfluss. Dort können wir euch besser unterstützen.«
»Ihr sorgt für den Nebel?«
»Gewiss«, blubberte der Waller. »Wir haben mit den Nixen und dem Nöck gesprochen, die auf dem schlammigen Grund des Dunkelpfuhls leben. Der Krieg gegen den Eisernen König interessiert sie nicht, aber sie werden uns helfen, weil sie gern Schabernack treiben.« Er hob das Bartelmaul aus dem Wasser und fragte, nachdem er Hans lange betrachtet hatte: »Hast du Angst?«
»Unser Schicksal steht auf Messers Schneide«, erwiderte Hans ausweichend. »Wer weiß, ob der Plan gelingt?«
»Wenn er gelingt, wäre das nur ein erster Schritt«, blubberte der Waller. »Die Schlacht wird kommen. Seid bereit!« Mit diesen Worten tauchte er ab. Was blieb, waren Kreise auf der Wasseroberfläche.
Nachmittags schwärmte die Wilde Jagd so lange und lärmend über dem Feldlager, als wollte sie die Männer zermürben, die in aller Eile letzte Vorbereitungen trafen.
Gegen Abend verschwanden die Ungeheuer nach Süden.
Und als die Hohe Heide in den Schatten der Nacht versank, verließ das Heer der Gografen das Feldlager und marschierte nach Westen. Drei Dutzend Freiwillige blieben zurück. Sie waren bereit, dem Tod ins Auge zu sehen.
26. Leichte Mädchen
Das bunt zusammengewürfelte und schlecht gerüstete Heer der Gografen hatte einen großen Vorteil: Die Beweglichkeit. Da niemand Rüstung, Marschgepäck oder Kriegsgerät tragen musste, kam man rasch voran. Am Mittag des nächsten Tages hatten sie die Sümpfe westlich des Dunkelpfuhls durchwatet und stießen in die offene Heide vor. Um nicht entdeckt zu werden, teilten die Gografen das Heer auf: Hilck und Helmdag befehligten je einen Teil, und Hans erhielt das Kommando über den Rest der Männer.
Zwischen Morgengrauen und Abenddämmerung wurde gerastet, und bei Anbruch der Nacht wurde der Vormarsch fortgesetzt. Berittene Kundschafter sicherten Flanken und Spitzen der drei Heerzüge, die im Abstand von mehreren Meilen über die karge Heide nach Westen zogen. Feindberührungen gab es nicht. Man traf nur auf Flüchtlinge, meist Frauen, Kinder und Greise, die sich in der Einöde verbargen, und auf mehrere Räuberbanden. Sie schlossen sich den Gografen an wie zuvor die Vogelfreien. Als der dunkle Streifen des Föhrenforsts am Horizont auftauchte, waren zwei Drittel der Strecke bis zur Grenzfeste Rottland geschafft.
Im Feldlager am Dunkelpfuhl warteten die Männer auf den Feind. Nach dem Abzug des Heeres blieb die Wilde
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