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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Muster auf dem Rücken.«
    »Auf dem Rücken?« Hardt zwinkerte Hans zu. »Du kennst sie gut, wie?«
    Hans wurde rot. »Nein, ich …«, sagte er.
    »Bist du ihr begegnet?«, fragte Sneewitt gereizt. »Hast du von ihr gehört?«
    Hardt sprang hinter den Wegweiser. »Bitte nicht schießen!«, flehte er.
    Sneewitt grinste.
    »Ja«, sagte Hardt, der den Dreck unter seinen Fingernägeln in Augenschein nahm, »ich habe von ihr gehört.«
    »Wo?«, fragte Hans.
    »Ach …« – Hardt zuckte mit den Schultern – »… in einer der Herbergen am Heerweg, glaube ich.«
    »Was hat man sich über sie erzählt?«, fragte Sanne. »Hat sie wieder gute Taten vollbracht?«
    Hardt sah ihr lange in die Kulleraugen. Schließlich antwortete er: »Na, sicher. Sehr viele gute Taten. Sie hat zum Beispiel … eine kranke Kuh geheilt.«
    »Das ist sie!«, rief Sanne.
    Sneewitt musterte den Fremden misstrauisch.
    »Wo hat man sie zuletzt gesehen?«, fragte Kunz.
    »Nördlich von Flutwidde«, antwortete Hardt. »An der Fusel.«
    »Die Fusel entspringt im Dunkelpfuhl«, sagte Hans. »Das ist auf der Hohen Heide. Die Gegend ist dünn besiedelt.«
    »Die Hohe Heide ist ein Zufluchtsort für Räuber und anderes Gesindel«, sagte Hardt. »Das ideale Versteck.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Hans und rieb seinen Hals.
    »Sitz auf.« Kunz klatschte auf die Kruppe seines Kaltblüters, der geduldig im Straßenstaub stand. »Wir reiten sofort los.«
    »Wenn du lügst«, sagte Sneewitt, als sich Hardt auf das Pferd schwang, »steckt der nächste Pfeil in deinem Herzen!«
    Hardt lachte nervös.
    Die Gefährten wendeten ihre Rösser und nahmen den nach Norden führenden Weg.
     
    »Ich traue diesem Hardt nicht«, sagte Sneewitt zu Hans, als die Gefährten nach zweieinhalbtägigem Ritt die zur Hohen Heide führende Furt erreichten. »Er ist ein Lügner.«
    »Es hat uns den einzigen Hinweis gegeben«, erwiderte Hans.
    »Niemand, den wir unterwegs gefragt haben, hat diesen angeblichen Hinweis bestätigt.«
    »Und niemand hat ihn widerlegt.«
    »Ja, weil die Leute nichts mehr hören oder sehen. Sie sind nur noch mit sich selbst beschäftigt«, sagte Sneewitt. »Das Gold hat sie verdorben.«
    Hans betrachtete die Usse, deren Fluten in der Furt um Steine strudelten. »So ist das mit dem Gold«, sagte er. »Bald bricht die Nacht an. Wir rasten hier und überqueren den Fluss morgen früh.«
    Die Gefährten saßen ab. Unter einer Eiche entfachten sie ein Feuer. Das Holz war feucht und qualmte stark. In Mäntel und Decken gehüllt, scharten sich die zwei Frauen und drei Männer um die Flammen, die immer wieder zu erlöschen drohten. Kunz blies in die Glut und legte Klaubholz nach. Niemand sprach. Nach einer Weile sagte Sanne: »Ich schaue nach den Enten.«
    »Bring eine mit«, sagte Hardt. »Mein Magen knurrt.«
    Sanne sah ihn nur stumm aus ihren Kulleraugen an und verschwand dann im Dunkel.
    »Wann heult sie endlich?«, murmelte Sneewitt. »Ich hätte gern ein Perlenkollier.«
    »Diese sieben Raben sind mir unheimlich«, sagte Kunz, der sich um das Feuer bemühte. »Ich habe sie während der letzten Tage mehrmals gesehen. Sie scheinen etwas zu suchen.«
    Die Flammen loderten endlich auf. Hans holte ein Stück Brot aus dem Beutel. »Mag jemand auf Jagd gehen?«, fragte er.
    »Geh du doch«, erwiderte Sneewitt.
    »Ich bin zu müde«, sagte Hans, der hier, im Auwald, von der Erinnerung an den Tod seiner Kameraden geplagt wurde.
    Kunz warf Holz ins Feuer und sah zu, wie die Funken stoben.
    Da tauchte ein Mann hinter der Eiche auf. Der Feuerschein zuckte über seine Wampe. Er trug einen schäbigen Hut und einen mit Kalbfell bezogenen Ranzen. Ein Horn hing an seiner Seite, und über seinen Schultern lag ein Reh.
    Hans verschluckte sich am Brot. Kunz zog den Zweihänder. Sneewitt legte in Windeseile einen Pfeil auf. Hardt griff nach seinem Sack.
    Der Dicke betrachtete sie schmunzelnd. »Darf ich mich zu euch setzen?«, fragte er. »Ich kann euch als Entgelt ein Stück Reh anbieten.«
    Hans hustete einen Brotkrümel aus. »Wer bist du?«, keuchte er.
    »Man nennt mich Horn«, antwortete der Dicke und trat näher ans Feuer. Er ließ das Reh von seiner Schulter gleiten, zückte einen Hirschfänger und begann, es abzubalgen.
    Die Gefährten tauschten Blicke. Und weil sie hungrig waren, luden sie Horn ein, sich mit ans Feuer zu setzen.
     
    Das Reh brutzelte über den Flammen. Fett zischte, und die zurückgekehrte Sanne kaute bedächtig das Fleisch.
    »Meine Eltern waren

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