Der Eiserne König
wieder auf den Pfad sackten, sah er zwei Tiere, die vor ihm standen wie aus dem Boden gewachsen: ein Dachs und ein Fuchs. Sie sahen aus dunklen Augen zu ihm auf. Der Fuchs keckerte und der Dachs murrte warnend.
»Ja, was …!«, fluchte Sneewitt und zückte den Bogen.
Grimm horchte auf. Ganz in der Nähe erschallte ein schrilles Wiehern. Rufe ertönten. Die Jünglinge beugten sich rasch vor und griffen nach den Schnauzen der Schimmel, die zu tänzeln begannen. Der Rappe schnaubte; Grimm schlug ihn scharf auf den Hals.
»Was ist da los?«, fragte er.
»Warte.« Hans drückte den Arm hinunter, mit dem Sneewitt den Bogen gespannt hielt.
»Sie halten uns auf.«
»Das sind keine normalen Tiere«, sagte Hans.
»Sieht aus, als wollten sie uns etwas mitteilen«, sagte Sanne.
»So?«, knurrte Kunz. »Dann übersetz bitte, denn ich verstehe weder Dächsisch noch Füchsisch. Außerdem haben sie sicher die Tollwut. Ich bin dafür, dass Sneewitt sie erledigt. Es wird kälter, und ein Pelzkragen wäre nicht übel.«
Die Tiere murrten und keckerten weiter. Sie schienen die Gefährten zur Umkehr bewegen zu wollen.
»Weg da«, schrie Kunz. »Haut ab.«
Hans beugte sich zu Dachs und Fuchs hinab. »Macht bitte Platz«, sagte er. »Sonst müssen wir euch überreiten.«
Die beiden Tiere tauschten einen Blick. Dann sahen sie zu Hans auf. Der Dachs murrte betrübt und trabte ins Unterholz.
Der Fuchs zeigte den Gefährten zornig die Fänge und folgte ihm.
Hans schüttelte belustigt den Kopf und ritt weiter. Das Ende des Auwalds war in Sichtweite.
»Sie kommen«, flüsterte Grimm.
Die Jünglinge drückten die Helme auf ihre goldenen Locken, schoben einen Arm durch die Schlaufe des Schilds und zogen die Streitaxt aus einer Halterung am Sattel.
»Macht sie nieder«, befahl Grimm leise. »Verschont keinen.«
Die sieben Jünglinge lächelten.
»Dummköpfe«, japste der Fuchs, der neben Meister Grimbart durch das Unterholz rannte. »Sie reiten in ihr Verderben.«
»Wir wollten sie warnen«, erwiderte der Dachs. »Pech für sie, dass sie uns nicht verstehen.«
Sie kletterten auf eine Kopfweide und duckten sich zwischen die Ruten. Von dort hatten sie alles im Blick.
»Furchtbar«, sagte der Fuchs. »Sie sind ahnungslos.«
Am Waldrand stoben Spatzen auf.
Eine Weile herrschte Stille.
Dann brachen Grimm und die Jünglinge zehn Pferdelängen vor den Gefährten mit Gebrüll aus dem Gebüsch. Laub und Erde flogen auf, Hufe donnerten, Äxte blitzten.
Der Anblick der Reiter begeisterte den Fuchs. »Grandioses Schauspiel«, rief er. »Hurra! Attaaacke!«
Meister Grimbart sah ihn verdutzt an. Als er sich wieder dem Gefecht zuwandte, hatte er das Gefühl, als hätte sich der Lauf der Zeit verlangsamt – die Gegner schienen aufeinander zuzuschweben. Sneewitt schoss einen Pfeil ab, der in der Brust eines Schimmels einschlug. Der nächste Jüngling ritt in das stürzende Pferd und flog im hohen Bogen aus dem Sattel.
»Hoho!«, schrie der Fuchs. »Was für ein Salto!«
Der Dachs knurrte nur. Er sah, wie Horn abgeworfen wurde; wie Sanne die Sicheln zückte; wie Hardt vom Pferd glitt und in die Büsche floh; wie Kunz den Zweihänder vom Rücken riss. »Das sieht nicht gut aus …«, murmelte er.
»Ach, was«, keckerte der Fuchs. »Das sieht toll aus. Ich habe noch nie eine nervenprickelndere Vorstellung erlebt.«
Die Tiere beobachteten, wie Hans einen Schlag des Reiters in der eisgrauen Rüstung parierte.
»Der Mann in Eisgrau muss dieser Grimm sein, von dem mir der Eichelhäher berichtet hat. Wie grässlich«, wisperte der Fuchs, dem ein wohliger Schauer über den Rücken lief.
Kunz preschte von hinten herbei. Sein Hieb schlug eine Delle in Grimms Schild. Dann griff er einen der Jünglinge an, aber dieser wich aus und traf ihn mit dem Schwert an der Brust.
Der Dachs japste erschrocken.
Kunz schrie auf und krümmte sich. Im nächsten Moment warf ihn der Axthieb eines anderen Jünglings aus dem Sattel. Sein Pferd ging durch und schleifte ihn am Steigbügel mit; die Spur, die er im Auwald hinterließ, war von Blut getränkt.
»Das ist ganz großes Drama«, rief der Fuchs.
»Auf wessen Seite stehst du eigentlich, du Held?«, zischte der Dachs und richtete seinen Blick auf Sanne, die sich mit ihren Sicheln gegen zwei Jünglinge wehrte, bis sie auch aus dem Sattel gestoßen wurde. Sie sprang sofort auf und wich gegen einen Baum zurück.
»Auf der Seite guter Unterhaltung«, sagte Reineke Fuchs.
»Wenn du
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