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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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ihr«, meinte Hans.
    »Ja, sie konnte mit Worten wie mit Pfeilen schießen«, sagte die Muhme und rieb ihre Augen.
    »Die Welt der Lebenden ruht auf den Gebeinen der Toten.«
    Alle drehten sich nach dem Fuchs um. Er fügte hinzu: »Wir können die Toten nur ehren, indem wir leben – und zwar so tapfer und anständig wie möglich.«
    »
Das
sagt uns ein Hühnerdieb?«, grollte der Dachs.
    »Das sagt euch ein
tapferer
Hühnerdieb«, entgegnete Reineke Fuchs hoch erhobenen Hauptes. »Trauert nicht um Sneewitt, sondern seid froh, dass sie gelebt hat.« Er sah die Gefährten der Reihe nach an, dann trollte er sich.
    »Wohin des Weges, Quell der Weisheit?«, rief ihm der Dachs nach.
    »Ich habe Hunger«, keckerte der Fuchs. »Denn ich bin noch am Leben.«
     
    Gegen Mittag des nächsten Tages trafen Horn und Rapunzel zu Pferd aus Rottland ein. Horn verweilte lange an Sneewitts Sarg. Dann wurde er von den Gografen empfangen, die seine Ernennung zum Burgherrn von Rottland bestätigten. Hinter ihnen standen als Leibwächter die sieben Recken. Bei ihrem Anblick bekam Horn feuchte Augen; er schneuzte sich laut und seufzte: »Ach, meine Wanderjahre … Die Zeit der Abenteuer …«
    »… ist vorbei!«, vervollständigte Rapunzel seinen Satz und trat ihm auf den Fuß.
    Er faltete die Fettwülste seines Kinns ineinander. »Ja«, sagte er. »Vorbei, vorbei … Horn, Ranzen und Hut sind kaputt oder verschwunden. Ein Jammer.«
    »Oh, ja. Wie schade, dass der Krieg vorbei ist«, erwiderte Rapunzel schnippisch. »Wie bedauerlich, dass wieder Friede herrscht. Ich würde so gern noch ein paar Kultknechte und Karontiden abschlachten, bevor Pinafor vom Eisernen König beherrscht, geknechtet und ausgeplündert wird. Und Blaubart vermisse ich so sehr, dass ich nachts in mein Kissen weine. Wirklich ein Jammer.«
    Horn starrte sie an. Die Gografen grinsten. Hans kicherte in sich hinein, und die Muhme flüsterte Sanne ins Ohr: »Mir scheint, dass Sneewitt eine würdige Nachfolgerin gefunden hat, was ihr Mundwerk betrifft.«
    Die Gografen wollten Sneewitt mit großem Gepränge und allen Ehren zu Grabe tragen, aber die Gefährten entschieden sich dagegen. Sie schulterten den gläsernen Sarg, trugen ihn aus dem Schloss und über den Hof, wo sich ein jeder vor der Toten verneigte. Sie trugen ihn bis in den Garten hinter den Pferdeställen, in dem die Gruft der Gografen lag. Obstbäume reckten ihre kahlen Äste in den Winterhimmel, und eine Trauerweide ließ ihre Zweige auf die Steinplatte hängen, auf der die Namen der Verstorbenen eingemeißelt waren. Ein kalter Ostwind blies, als die Gefährten den Sarg in die Gruft hinabließen. Sneewitt würde zwischen den toten Gografen und deren Gemahlinnen ruhen, als wäre sie eine der ihren. Alle standen stumm da, während Schneeflocken in die offene Gruft rieselten und den gläsernen Sarg wie mit einem Leichentuch aus eisigen Kristallen bedeckten.
    »Wir sehen uns wieder«, flüsterte Hans, der an die tote Grete dachte.
    »Aber nicht so bald, wenn ich bitten darf«, hechelte der neben ihm stehende Fuchs.
    Dann wurde die Grabplatte zugeschoben. Sie glitt knirschend in die Fugen. In der Gruft herrschte wieder Dunkel.
    Die Schar der Trauernden verließ den Obstgarten. Helmdag holte die bauchige Flasche, in der Barbera zuckte und zeterte, und sie gingen gemeinsam zum Welsfluss, wo die Welse dicht an dicht im Wasser lagen.
    »Wir brechen auf«, rief ihnen der alte Waller entgegen. »Wir kehren zur Hohen See zurück, Kinder. Ich denke, ihr kommt jetzt ohne uns zurecht.«
    Helmdag watete in das Wasser und hielt dem alten Waller die Flasche hin. »Nehmt sie bitte mit«, sagte er, »und lasst sie an der tiefsten Stelle auf den Meeresgrund sinken, damit sie uns nie mehr behelligt.«
    Der Waller lachte blubbernd. »Barbera?«, fragte er. »Ja, das werde ich tun. Lebt wohl!« Er nahm die Flasche in sein Maul, wendete mit kräftigen Flossenschlägen und schwamm nach Norden, gefolgt von den anderen Welsen.
    Gografen und Gefährten sahen ihnen lange nach.
    Das geschundene Land war weiß, so weit das Auge reichte.
    »Wenn Pinafor im Frühling aus dem Schnee auftaucht, wird die grüne Kraft erwachen«, sagte Alwine, die sich frierend an Rumpenstünz drückte. »Dann wird alles gut.«
    »Bis dahin kann noch einiges passieren«, erwiderte Reineke Fuchs. »Ihr wisst doch: Man frisst die Taube erst, wenn der Spatz nicht mehr auf dem Dach sitzt. Freut euch also nicht zu früh.«
    »Zicke und Zecke!«, grollte Meister

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