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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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hatte ihn fest im Griff.
    »Ja, sind die denn alle verrückt geworden?«, fragte der Fuchs.
    In diesem Augenblick erstarrte auch der Dachs, denn hinter ihnen tauchte ein Dutzend Kultknechte auf. Sie liefen trotz des tiefen Wassers behende durch den Bach und stimmten ein lautes Gebrüll an. Im Dämmerlicht, das in der Schlucht herrschte, blitzten ihre Blankwaffenarme.
    »Alarm!«, kreischte der Fuchs.
    Sneewitt zog einen Pfeil aus dem Köcher und jagte ihn den Angreifern entgegen. Der Knecht, auf den sie gezielt hatte, wehrte das Geschoss mit einer blitzschnellen Bewegung des Klingenarms ab.
    Horn handelte kurz entschlossen – er zog dem immer noch tobenden Kunz den Schwertknauf über den Schädel, warf sich den Bewusstlosen über die Schulter und stapfte durch den Bach zu Dachs und Fuchs. Hardt nahm den Zweihänder und folgte ihm. Sanne und Sneewitt stießen den stocksteifen Hans vor sich her. »Los, los! Beweg deinen Hintern!«, schrie Sneewitt. »Oder willst du ohne Kopf enden?«
    »Das hat Barbera ausgeheckt!«, rief Sanne. »Niemand außer den weisen Weibern kennt unsere Schwächen.«
    Die Gefährten rannten weiter. Horn schnaufte unter Kunz’ Gewicht; Sanne trieb den wie gelähmt wirkenden Hans vor sich her; Sneewitt schoss auf die Verfolger, die die Pfeile mit beängstigender Geistesgegenwart abwehrten. Die Schlucht wand sich in immer rascher aufeinanderfolgenden Biegungen durch die Felsen, und die Ränder wurden so steil, dass Dachs und Fuchs kaum noch Halt fanden. Der einzige Vorteil war, dass auch die Kultknechte nur im Gänsemarsch vorankamen. Ihr unablässig durch die Schlucht hallendes Gebrüll zermürbte die Gefährten.
    »Hoah-hoah!«, schmetterten sie. »Wir kriegen euch, ja! Wir schneiden euch auf! Wir waiden euch aus! Wir kriegen euch, ja! Hoah-hoah!«
    Nach einer weiteren Biegung hielt Horn an. »Ein gewichtiger Mann, unser Kunz«, ächzte er und rückte den Bewusstlosen auf seinen Schultern zurecht.
    »Hoah-hoah!«, dröhnte es. »Wir kriegen euch, ja!«
    Sneewitt ließ einen Pfeil um die Ecke sausen.
    »Wieso singen sie nicht eine hübsche Liebesballade?«, fragte der entnervte Hardt.
    Die klitschnasse Sanne sah auf zum Rand der Schlucht, der sich oben als heller Streifen im Halbdunkel abzeichnete. Manchmal regnete Laub auf die Gefährten herab, als wäre es windig oder als würde ihnen jemand mit Sprüngen von Baum zu Baum folgen.
    Das Gebrüll der Kultknechte kam näher.
    Sie wollten weiterwaten, als der voranlaufende Dachs rief: »Noch ein kleines Stück, dann endet die Schlucht!«
    »Hurra!«, schrie Reineke Fuchs, verlor im Überschwang den Halt und fiel in den Bach. Hardt zog ihn am Schwanz heraus.
    Auf den letzten Metern wand sich die Schlucht im Zickzack durch das Gestein, um schließlich in einem runden Felskamin zu enden, vor dessen Rückwand der Bach als Wasserfall aus hundert Fuß Höhe auf blankgewaschene Felsen rauschte.
    »Na, wunderbar«, brummte Horn und sah sich um. »Ein paar Steine von oben, und wir sind platt wie Blattgold.« Er watete zu einem Felsvorsprung und ließ Kunz von seinen Schultern gleiten.
    »Hoah-hoah!«, schallte es aus der Schlucht wie aus einem Trichter. Das ohrenbetäubend laute Echo sprang im Kamin in die Höhe. Sneewitt und Hardt machten sich bereit, die Feinde abzuwehren.
    »Wir sind ihnen wie Fliegen auf den Leim gegangen«, murrte Meister Grimbart.
    »Ach und Weh! Oje, oje!«, jammerte der Fuchs und schüttelte seinen nassen Balg aus.
    Metall kreischte, als Hardt die Klinge mit dem Säbelarm des vordersten Kultknechts kreuzte. Sneewitt ließ einen Pfeil von der Sehne schnellen. Dieses Mal verfehlte sie ihr Ziel nicht, denn der Abstand zum Gegner war kurz. Der in die Schulter getroffene Knecht schrie auf, wankte zurück und wurde von seinen Kameraden nach hinten durchgehievt. Ein anderer ging zum Angriff über.
    »Sie kommen hier nicht ohne weiteres herein«, rief Meister Grimbart. »Der Eingang ist leicht zu verteidigen.«
    »Ja«, erwiderte Horn. »Aber ohne weiteres kommen wir hier auch nicht hinaus.«
    »Sie wussten bestimmt von Anfang an, dass sie uns in diesem Felskamin wenig anhaben können«, sagte Sanne. »Wenn sie uns trotzdem hineingejagt haben, gehört es zu ihrem Plan.«
    »Wie gemein«, zischte der Fuchs.
    Hardt und Sneewitt wehrten einen Gegner nach dem anderen ab. Schließlich wichen die Kultknechte zurück, grölten aber drohend weiter: »Hoah-hoah!«
    Hans krümmte sich. »Ich ertrage es nicht mehr«, flüsterte er. »Diese Enge …

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