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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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neben dem Bach laufen. Ihr müsst waten. Sneewitt bildet die Nachhut – sie deckt uns mit ihrem Bogen.«
    Hans zog sein Schwert, nahm allen Mut zusammen und trat in den Bach. Das Wasser reichte ihm fast bis zur Wade. »So ein Mist«, fluchte er. Die Gefährten folgten ihm, aber er verspürte schon nach wenigen Schritten eine Beklemmung: Die Steilwände, der von Eichenästen verdeckte Rand der Schlucht – all das löste das Gefühl einer ausweglosen Enge in ihm aus, ein Gefühl, das er nur allzu gut kannte. Er dachte an den Käfig der Hexe im Lohwald, aber er verdrängte seine Angst. In der Schlucht war es still; er hörte nur seinen Atem und das Wasser, das bei jedem Schritt rauschte und in seine Stiefel schwappte. Ab und zu trudelte ein welkes Blatt in den Bach und trieb in Richtung Wald an ihm vorbei. Meister Grimbart, der die Biegung erreicht hatte, sicherte kurz und winkte die Gefährten weiter. Danach wurde es noch düsterer und enger, und Hans kämpfte gegen die aufkeimende Panik an. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er schluckte. Die Hand am Schwertgriff wurde feucht. Sein Blick zuckte über die Steilhänge mit den fast waagerecht aus dem Fels wachsenden Bäumen.
    Die übrigen Gefährten sahen sich sowohl wachsam als auch furchtsam um. Hardt tastete mit einer Hand nach dem Sack, die andere ballte er um das Schwert. Sneewitt hatte einen Pfeil aufgelegt und ließ ständig den Blick kreisen. Knapp dreißig Schritte vor ihnen liefen Dachs und Fuchs auf je einer Seite des Baches.
    Da ertönte ein Krachen. Die Gefährten zuckten zusammen. Kurz darauf wirbelte Staub durch die Schlucht und legte sich als schmutziger Schleier auf das Wasser.
    »Das war hinter uns …«, hauchte Sneewitt.
    Der Dachs machte kehrt und lief an den Gefährten vorbei zur Biegung. »Bleibt, wo ihr seid!«, rief er im Vorbeirennen. Bei seiner Rückkehr blähte er nachdenklich die Nüstern auf. »Vor dem Eingang ist ein Baum aus der Wand gebrochen und mit mehreren Felsbrocken in den Bach gestürzt«, brummte er. »Ein Hindernis. Aber kein unüberwindbares.«
    »Wollte uns jemand den Rückweg versperren?«, fragte Sanne mit weit aufgerissenen Kulleraugen.
    »Vielleicht«, antwortete der Dachs. »Vielleicht auch nicht.«
    Hans, der im Bach hockte und mit seiner Angst vor der Enge rang, erhob sich und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Lasst uns weitergehen.«
    Die Schlucht, die zusehends tiefer und dunkler wurde, wand sich nach links. Der Bach wurde flacher, sein Bett steiniger und tiefer. Das Wasser reichte Hans bis zu den Knien. Laub fiel auf die Gefährten; oben schien ein Windstoß durch die Eichen gegangen zu sein.
    »Zicke und Zecke«, murmelte der Dachs. »Diese Schlucht nimmt kein Ende.«
    »Tja«, erwiderte der Fuchs nicht ohne Häme, »Lustwandeln ist etwas anderes.«
    Die Gefährten wateten stumm weiter. Horn wurde kalt. Seine Nase kribbelte, und er drückte sie gerade noch rechtzeitig in die Armbeuge. Das dumpfe »Rummptsch!«, mit dem sie sich entlud, sprang von einer Steilwand zur anderen.
    Sneewitt kicherte.
    »Ruuu-huuump!«, hallte es durch die Schlucht. »Ruuu-huuu-huuump!«
    »Sehr ausdauernd, dieses Echo«, bemerkte Kunz amüsiert.
    »So laut habe ich gar nicht geniest«, brummelte Horn.
    Hans blieb stehen. Das Echo verstärkte das Gefühl der Enge, das ihm die Brust zuschnürte. »Das ist etwas anderes«, sagte er, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Das ist nicht Horns Niesen.«
    »Ruuu-huhuhu!«, erschallte es. »Ruuu-huhu-humpen …«
    Ein Ruck ging durch Kunz.
    Sneewitt, die dies bemerkte, flüsterte: »Oh, oh.« Sie watete mit langen Schritten durch den kniehohen Bach. »Los, hilf mir«, befahl sie Hardt. »Wir müssen Kunz festhalten.«
    »Ruuu-huhu-humpen-stü-hühü-hünz!«, ertönte es.
    Kunz wurde kreidebleich. Er schrie: »Das hat dir der Teufel gesagt! Der Teufel gesagt!« Während das Echo seines Schreis gegen den unseligen Ruf anhallte, warf er den Zweihänder weg und griff in seine braunen Locken. In diesem Moment sprang ihn Sneewitt von hinten an und riss ihn in den Bach; die beiden tauchten mit lautem Platschen unter. Hardt und Horn eilten ihr zu Hilfe. Sie packten Kunz und hielten ihm den Mund zu. Er wehrte sich wie rasend, trat um sich und biss nach ihren Händen.
    »Ruuu-huhu-humpen-stü-hünz!«, erschallte es noch einmal.
    »Das hat«, brüllte Kunz, der kurz den Mund freibekam, »das hat dir der … der
Teufel
gesagt! Raaah-aaargh!«
    Hans stand stocksteif da; die Angst vor der Enge

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