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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Dornengestrüpp ist so undurchdringlich und ausweglos wie die Intrigen, die gegen Pinafor gesponnen werden.« »Ja«, sagte ein Mann mit den braunen Locken von Kunz, »wir müssen alle sterben. Rette dich lieber selbst.« »Nein!«, schrie Maleen in das Stöhnen der Sterbenden. »Ich bin eine von euch, und ich helfe euch.« Da erhob sich ein eiserner Riese hinter der Hecke. Sein Bart wehte im Wind, und er sah stumm und drohend auf Maleen hinab. »Fliehe!«, riefen die Sterbenden im Chor. Der Himmel verdunkelte sich. Donner grollte. Der Riese hob sein Schwert und schwang es über dem Kopf. »Mädchen«, sagte eine andere, im Rankendickicht gefangene Frau mit dunklen Haaren und zerfetztem, weißem Gewand, »du wirst zwischen den Wurzeln der Esche hausen; du wirst bis an dein Lebensende Jungfrau sein; du wirst die Erde mit deinen Tränen netzen.« Sie lachte schrill. Der Riese ließ sein Schwert immer schneller kreisen. Wolken schlossen sich über der Hecke zusammen. Donner krachte, und rings um Maleen schlugen Blitze ein. Im bläulichen Licht erblickte sie einen blondgelockten Prinzen, aus dessen Brust ein langer Dorn ragte; er lächelte sie an. Dann schloss er die Augen und starb.
    Maleen erwachte. Sie lag im schwankenden Boot. Reineke Fuchs erbrach sich hustend über die Bordwand.
    »Schlaf weiter, meine Kleine«, sagte die Muhme.
    Die Bewölkung hatte sich aufgelockert, und der Sichelmond goss sein fahles Licht auf den Welsfluss.
     
    Horn wischte sich Schweiß von der Stirn. »Vermaledeites Labyrinth«, keuchte er. »Unter Wurzeln durchkriechen, über Wurzeln klettern – diese Esche saugt mehr Nahrung aus der Erde als ein ganzer Wald.«
    »Tja, wenn deine Wampe nicht wäre …«, sagte Hardt.
    »Still, ihr Schwätzer. Hier wimmelt es von Feinden«, zischte Kunz, der unmittelbar hinter der Eichhörnchendame auf allen vieren kroch.
    Ein Modergeruch erfüllte die Luft. Die Wurzeln verwoben sich wie gewaltige, erstarrte Schlangen. Wo sie in den Boden eintraten, wuchs Moos; überall sonst war es so steinig, dass die drei Gefährten bald blutige Hände und Knie hatten. Der Streit war kurz verstummt, aber als sie sich der anderen Seite des Labyrinths näherten, entbrannte er von neuem.
    Die Eichhörnchendame blieb stehen. Sie spitzte die Ohren und sicherte. Dann sprang sie zu Kunz und wisperte: »Wir sind gleich durch. Aber um nicht entdeckt zu werden, müsst ihr einige Ellen zurückbleiben.«
    »Hier?«, fragte Kunz.
    Das Eichhörnchen nickte.
    Sie richteten sich auf. Durch zwei Wurzelbögen sahen sie die höhlenartige Ausbuchtung in der Felswand, in der ihre Gefährten gemartert wurden; diese hingen reglos in den Gestellen. Flankiert von Kultknechten, stritten sich Grimm und Barbera hitzig mit Eisenhans und der Jungfer.
    »Schluss mit lustig, ihr Turteltäubchen!«, schrie die Jungfer. »Jetzt gehören sie uns. Ihr habt drei weitere Gefangene, an denen ihr euch austoben könnt.«
    Grimm, die Hand am Schwertgriff, brüllte: »Du hast nichts zu befehlen, Vogelscheuche!«
    Die Jungfer starrte ihn an; ihre Unterlippe bebte. Dann sah sie zu den Karontiden, die hinter den Gefangenen standen und sich das Blut mit Lumpen von Bauch und Brustfortsätzen wischten. Sie erwiderten den Blick der Jungfer aus stechend gelben Augen.
    »Er hat recht«, sagte Barbera, die einen versöhnlichen Ton in ihre Stimme zu legen versuchte. »Das Kommando habe ich. Ihr bekommt die Gefangenen wie versprochen – nachdem wir mit ihnen fertig sind.«
    »Dann werden sie tot sein«, protestierte Eisenhans.
    »Uh-juh-juh-juh«, schluchzte die Jungfer.
    »Ob tot oder lebendig«, erwiderte Grimm, »sie werden immer noch für das taugen, was ihr mit ihnen vorhabt.«
    »Oh, nein!«, rief Eisenhans. Er ballte die Fäuste und bleckte die bräunlichen Zähne.
    Grimm zog sein Schwert eine Handbreit aus der Scheide.
    Die zwischen den Wurzeln versteckten Gefährten hörten und sahen entsetzt zu.
    »Was sollen wir nur tun?«, flüsterte Hardt.
    »Gar nichts«, antwortete die Eichhörnchendame. »Ihr würdet in euer Verderben rennen.«
    »Wir
müssen
helfen«, zischte Kunz.
    Plötzlich wandten sich alle, die in der Marterhöhle standen, zur Esche um.
    Horn erschrak. »Haben sie uns gehört?«, hauchte er.
    Im nächsten Moment trabte eine der Karontiden, die vor dem Kerker Wache gehalten hatten, in ihr Blickfeld. Sie blieb vor Grimm und Barbera stehen und begann, erregt zu grunzen, wobei ihr Schwanz den Boden peitschte.
    »Was will das Vieh?«, fragte Grimm.
    Die

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