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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Jungfer grinste hämisch. »Oh, sie setzt euch nur darüber in Kenntnis, dass die anderen Gefangenen aus dem Kerker entwischt sind«, antwortete sie.
    »Entwischt?«, stieß Barbera hervor.
    »Auf deine Knechte ist wirklich Verlass«, spottete Eisenhans. »Übergebt uns endlich die Gefangenen.« Er trat einen Schritt vor.
    Grimm stieß ihn zurück und rieb die Hand danach angeekelt an seiner Rüstung ab.
    Eisenhans fauchte. Er war so erbost, dass sich die Haare auf seinem Nacken sträubten.
    Kunz, Hardt und Horn sahen von ihrem Versteck aus, wie sich Barbera den Kultknechten zuwandte. »Sucht sie!«, schrie sie mit überschnappender Stimme. »Sie fliehen sicher auf dem Weg, auf dem sie hierhergebracht worden sind. Fangt sie ein, ihr erbärmlichen Versager!«
    Die Kultknechte reckten die Faust und brüllten: »Ja, Herrin!« Dann eilten sie davon. Grimm folgte der Karontide in das Wurzellabyrinth; er wollte sich offenbar selbst ein Bild von der Lage machen.
    Die Eichhörnchendame gluckste vor Vergnügen. »Wir haben sie angeschmiert«, wisperte sie. »Sie glauben, ihr würdet aus der Grotte fliehen.«
    »Tja«, sagte Kunz, der die Karontiden und das halbe Dutzend in der Höhle verbliebener Kultknechte betrachtete. »Aber was nützt uns das?«
    Eisenhans lehnte zwei Dutzend Schritte von ihm entfernt an der Felswand; er spielte mit einer Laus und grinste Barbera an. Sie schürzte hochmütig die Unterlippe und drehte sich zu den Gefangenen um, die mit geschwollenen Gesichtern, zerfetzter Kleidung und zahllosen Striemen und Wunden in den Gestellen hingen. Hans und Sanne regten sich nicht, aber Sneewitt hob den Kopf und sah Barbera aus funkelnden, ebenholzschwarzen Augen an.
    Barbera lachte. »Na, Feinschmeckerin?«, fragte sie. »Magst du immer noch nicht zubeißen?«
    Sneewitt wollte etwas sagen, hatte aber noch den Apfel im Mund. Ihr Blick trübte sich, und ihr schwanden kurz die Sinne. Als sie wieder zu sich kam und zu Barbera sah, wurde diese von der Jungfer abgelenkt, die ihre Hüften schwenkte und dabei die Zunge heraussteckte. Sneewitt hatte auf einmal die Bauersfrau vor sich, die ihr damals die rote Apfelhälfte geschenkt hatte –
Fürchtest du dich vor Gift?
Sie beschloss, zuzubeißen, denn sie war der Marter und des Lebens müde. Anfangs konnte sie kaum kauen, aber je öfter sie zubiss, desto besser ging es. Abscheu und Angst, die sie vor dem Obst empfunden hatte, ließen nach und verschwanden dann ganz. Als sie den Strunk zerbiss, wusste sie, dass der Apfel ungiftig war. Der Knebelriemen rutschte ab, und sie spuckte den Stiel aus. Trotz Müdigkeit, Erschöpfung und Schmerzen rief sie Barbera trotzig zu: »He, falsche Schlange! Ich habe den Apfel gegessen.«
    »Ah«, sagte Eisenhans beglückt. »Sie lebt noch.«
    Die Jungfer stellte ihren Tanz ein und starrte Sneewitt an.
    Barbera fuhr herum. In ihre Augen trat eine fast wahnsinnige Wut. Sie entriss einer Karontide die neunschwänzige Katze und drosch wie wild auf Sneewitt ein. »Sei still!«, schrie sie. »Das ist ein Befehl! Ich führe hier das Kommando! Ich! Ich! Ich! Ich! Ich!«
    Sneewitt ließ die Schläge stumm über sich ergehen. Sie fühlte sich ähnlich befreit wie Hans nach der Überwindung seiner Angst vor der Enge; auf ihrem geschundenen Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
    Barbera schlug wie besessen weiter. »Ich!«, schrie sie. »Ich befehle hier! Ich!«
    »Uuuuuuch«, jaulte die Jungfer. Sie sah zu Eisenhans, der ihr grimmig zunickte. Dann rannten beide los und fielen Barbera in den Arm.
    »Genug!«, brüllte Eisenhans und griff nach der Peitsche.
    »Ja-ha-hach!«, kreischte die Jungfer. »Es reicht!«
    Die verbliebenen Kultknechte richteten ihre Klingen auf die beiden.
    »Meine Süßen«, rief die Jungfer den Karontiden zu. »Meine Zuckerschnuten. Helft eurem Mütterlein. Lasst nicht zu, dass ihr dieses böse Weib etwas antut.«
    »Sie gehorchen
mir
«, zischte Barbera. »
Ich
bin die Herrin.
Ich
werde neben dem Eisernen König auf dem Thron sitzen. Und ihr werdet im Staub zu meinen Füßen liegen.«
    Die Karontiden standen teilnahmslos da.
    »Helft eurem Mütterlein!«, kreischte die Jungfer. »Meine kleinen Schätze – helft! Uuuh-huuuuuch!«
    Barbera lachte schrill. »Hackt diese Blutsäuferin in Stücke«, befahl sie den Kultknechten. »Und verfüttert sie dann an ihre
kleinen Schätze.
« Sie wollte die Peitsche an sich reißen, aber Eisenhans stieß sie weg, holte aus und schlug ihr die neun Riemen ins Gesicht. Barbera taumelte mit

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