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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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prächtigen Burschen in Schach halte? Mach schon.« Sie wandte sich wieder Hardt, Horn und Kunz zu, die mit düsterer Miene dastanden. »Jaaa-haaach«, säuselte sie. »Sobald er eure Weiber ausgeputzt hat, labe ich mich an eurem süßen Lebenssaft. Wir hängen euch kopfüber in die Gestelle, und …« Sie stutzte, denn einige der von Sanne geweinten Perlen kullerten über den Felsboden auf sie zu und prallten gegen ihre Füße, die so hornig und dreckig waren, dass man auf den ersten Blick nicht sah, ob sie nackt oder mit Lumpen umwickelt waren. »Uuuuuuuh …«, hauchte sie. »Oooooooh … Das sind ja Klicker, Klucker, Bicker. Das sind ja Marmeln, Marreln, Mermeln. Haaah …« Sie hob eine Perle vom Boden auf und betrachtete sie staunend. »Heho, du Ausbund an Hässlichkeit!«, rief sie Eisenhans zu, der immer noch die weinende Sanne im Arm hielt. »Hier gibt es Speiker, Spicker, Hüpper.« Sie leckte an der Perle. »Salzig«, flüsterte sie. »Huuuuuh …«
    Die Eichhörnchendame zappelte, weil der Griff der Jungfer plötzlich fester wurde; ihre Knopfaugen traten hervor, und sie keuchte: »Helft mir doch. Helft mir.«
    Kunz sah sie hilflos an. Hardt knirschte mit den Zähnen, und Horn sah zu Eisenhans, der vor den Gestellen hockte und Sanne streichelte.
    Da zog die Jungfer ruckartig die Zunge ein. Sie glotzte die Perle aus leeren Augen an; ihr Blick schien nach innen auf eine Erinnerung gerichtet zu sein. Ihr Mund fiel auf, Sabber lief über ihr Kinn, und sie begann zu hecheln. Ihr Griff wurde so fest, dass die Eichhörnchendame nach Luft schnappte.
    Kunz wich einen Schritt zurück.
    »Herr Vater«, winselte die Jungfer. »Uh-hooh! Herr Vater.«
    »Halt den Rand«, murmelte Eisenhans, der Sannes Gesicht in sein Zottelfell drückte. »Dem Mädchen ist unwohl.«
    Die Jungfer schloss die Faust so fest um die Perle, als wollte sie sie zerdrücken. Gleichzeitig lockerte sie den Griff, mit dem sie das Eichhörnchen hielt. Das Tier fiel zu Boden und floh ins Wurzellabyrinth. Die Jungfer ließ einen irren Blick über Hardt und Horn, Kunz und Eisenhans gleiten. »Uuh!«, fauchte sie heiser. »Määänn-herr!«
    »Ja, was?«, fragte Eisenhans, der Sanne betatschte.
    »Wenn ich mit meinen Marmeln, Marreln, Mermeln gespielt habe«, zischte die Jungfer und ging auf Eisenhans zu, »hat mein Herr Vater mich immer verprügelt. Er hat mich blau und blutig geschlagen. Und dann hat er …« – sie schluchzte – »… dann hat er …« Sie wand sich verzweifelt. »Pfui!«, schrie sie und schwenkte einen hageren Zeigefinger vor Eisenhans’ Nase. »Pfui! Pfui! Pfui! Lass das Mädchen in Ruhe!«
    »Spiel nicht die Anstandsdame, du blutsaufender Besenstiel«, entgegnete Eisenhans. »Bildest du dir etwa ein, du wärst auch nur einen Deut besser als ich?« Er ließ Sanne auf den Boden sinken, wo sie sich weinend zusammenkauerte.
    Die drei Gefährten standen stocksteif da, während die Jungfer mit ihren grausamen Kindheitserinnerungen rang. Hans, der immer noch im Gestell hing, schlug stöhnend die Augen auf. Sneewitt lag bewusstlos, aber selig lächelnd da.
    »Pfui-pfui-pfui«, flüsterte die Jungfer und ließ die Zunge über ihre Zähne gleiten. »Hui-hui-hui.«
    Eisenhans kam auf die Beine. »Lass mich in Ruhe«, sagte er und klopfte sein Fell aus. »Ich putze die Weiber aus, und du lässt die Burschen zur Ader. So war es abgemacht.«
    »Ooooh-jah!«, grollte die Jungfer. »Mein braver Herr Vater!«
    »Ich bin nicht dein Herr Vater«, sagte Eisenhans gereizt. »Du scheinst mich zu verwechseln. Schlag deine Zähne lieber in eine zarte Kehle.«
    Die Jungfer schrie: »Oh-jaah-haaah-haaaaach!«, und rempelte ihren verdutzten Kumpan gegen einen Eisenkorb. Der Korb krachte um, und Eisenhans stürzte auf die glühenden Kohlen. Sein Zottelfell fing sofort Feuer; ein Heer von Läusen ergriff die Flucht, und der Gestank verschmorter Haare erfüllte die Luft. Während Eisenhans panisch herumsprang und auf die Flammen einschlug, griff die Jungfer an. Sie warf ihn wieder um, und beide rangen auf dem Felsboden miteinander. Dann sprang sie rittlings auf ihn, kreischte: »Määädchen-ruuuh-huuuhe!«, und ließ ihren Kiefer mit der Wucht eines Fangeisens zuschnappen. Da Eisenhans rechtzeitig den Kopf wegzog, erwischte sie nur sein rechtes Ohr. Er entwand sich dem Schraubstock ihrer dürren Schenkel, schlug sie so brutal ins Gesicht, dass sie nach hinten stürzte, und sprang auf. Sein Zottelfell brannte nicht mehr, weil die Flammen beim

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