Der Eiserne Rat
sich vor der Akif aus dem Wasser. Vodyanoi, Wegelagerer, die ihre Speere schwenkten.
Der Kapitän fuhr hoch und stieß einen gellenden Schrei aus. Er rammte den Gashebel nach vorn, und die Wasserbanditen spritzten auseinander und tauchten unter. Fejh kippte sein Fass um, der trübe Inhalt schwappte über das Deck. Über den Bordrand hängend, rief er den Vodyanoi unten auf Lubbock etwas zu.
Sie gaben keine Antwort, aber tauchten wieder auf, schossen senkrecht aus dem Wasser und standen darauf, für einen Moment, und in diesem Moment, bevor sie wieder versanken, schleuderten sie ihre Speere. Fliegende Gischt folgte dem vorschnellenden Wurfarm, wie von ihm emporgerissen, trug die Geschosse harpunengleich auf ihrem Flug. Nie zuvor hatte Cutter solche Wasserkraft gesehen. Er feuerte in die Wellen.
Der Kapitän drückte den Gashebel eisern nach vorn. Er wollte die Akif auf das Ufer laufen lassen, begriff Cutter. Die Zeit reichte nicht für ein Anlegemanöver nach den Regeln der Kunst.
»Achtung!«, brüllte er. Unter ohrenbetäubendem Knirschen schob sich der Rumpf auf den flachen Strand. Cutter wurde über den Bug geschleudert und landete schmerzhaft. »Kommt weg hier!«, rief er im Aufspringen.
Die Akif, halb im Wasser, halb an Land, bildete eine schräge Rampe. Der Pferch der Antilopen war zerbrochen, die aneinander geleinten Tiere stoben als Koppel davon – eine gefährliche Masse aus Hufen und Hörnerstümpfen. Fejh flankte über die krängende Reling. Elsie hatte sich den Kopf angeschlagen, und Pomeroy half ihr hinunter auf festen Boden.
Ihona durchschnitt die Fesseln des Kapitäns. Cutter schickte zwei Kugeln in anrollende Wogen. »Los, los!«, schrie er.
Eine Wassersäule erhob sich bei dem gestrandeten Schiff. Im ersten Augenblick glaubte Cutter, es sei eine Art Flutwelle oder eine Demonstration außergewöhnlicher Wasserkraft, aber sie wuchs mehr als sechs Meter empor, eine Fontäne kristallklaren Wassers, und auf der Spitze thronte ein Vodyanoi. Ein Schamane, der auf seiner Undine ritt.
Verzerrt durch den Körper der Wasserfei konnte Cutter die Akif sehen. Die Tausende Gallonen Wasser schmiegten sich an das Boot und brachten es ins Schaukeln. Ihona und der Kapitän fielen hin. Sie rutschten auf dem abschüssigen Deck der Furcht einflößenden Erscheinung entgegen. Ihona bemühte sich aufzustehen, aber die Undine stieg über die Bordwand und leckte über ihre Füße, dann brach der Wellenkamm nieder und hüllte sie ein. Cutter schrie auf, als er sah, wie seine Gefährtin und ihr Gefangener in den Bauch der Wasserfei gewirbelt wurden. Sie zappelten und ruderten mit den Armen und wollten hinausschwimmen, aber wie den Weg finden? Die Undine versetzte ihr Inneres in Strömungen, die ihnen ein Entkommen verwehrten.
Pomeroy brüllte aus Leibeskräften. Er schoss, und Cutter schoss, und Fejh ließ einen Pfeil von der Sehne. Alle drei Geschosse schlugen harmlos platschend in den Leib der Fei wie Steine in einen Tümpel, und wurden verschluckt. Den Weg des Pfeils konnte man verfolgen: Er drang etwa bis zum Mittelpunkt des flüssigen Körpers, um dann abwärts zu wandern und mit peristaltischen Bewegungen ausgeschieden zu werden wie ein Exkrement. Wieder feuerte Cutter, diesmal auf den Schamanen oben auf der Undine, verfehlte ihn aber himmelweit. Pomeroy ging in seiner Verzweiflung mit den Fäusten auf die Undine los, versuchte, sich hineinzuwühlen und seine Freundin zu befreien. Aber die Fei ignorierte ihn, und seine Schläge erzeugten nur Gischt.
Ihona und der Kapitän ertranken. Die Undine ergoss sich in den Laderaum, und der Schamane tauchte in ihren Leib hinunter. Cutter musste hilflos zusehen, wie Ihona im Todeskampf unter Deck getragen und den Blicken entzogen wurde.
Die Vodyanoi waren nun überall auf der Akif. Von dort schleuderten sie wieder Speere auf ihren Landsmann und seine Freunde am Strand.
Wasser quoll aus dem Schiff, wie ein Geysir schoss die Undine aus der Luke; in ihrem Innern eingeschlossen trug sie Maschinenteile, Eisen dümpelte in ihren enteralen Strömungen. Die Leichen ihrer Opfer trudelten dazwischen wie Staubpartikel. Sie waren Spielball des Wassers. Ihonas Mund und Augen standen offen. Cutter sah sie nur für einen kurzen Moment, bevor die Fei im hohen Bogen zurück in den See stürzte, Wasser zu Wasser, beladen mit Diebesgut und den Toten.
Die Überlebenden konnten nichts anderes tun, als fluchen und weinen. Sie ergingen sich in Verwünschungen, sie lamentierten und setzten
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