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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Außenstrukturen hatten den Absturz überstanden. Er erkannte die Stummel ehemals vorspringender Gerüste rings um die Schlünder von Schienenkanonen und die Überreste von Reflektorschilden rings um Laser – teils für die Kommunikation und teils für den Kampf gedacht. Eingelassene Fensterluken glänzten wie Spinnenaugen rings um einen Vorsprung, der einem Kahlkopf ähnelte – das Oberteil der zerdrückten Birnenform des Schiffs.
    Bald erreichten sie das Lager, wo ihnen ein Mann entgegenkam. Er sah alt aus, was bei all den heutzutage verfügbaren Behandlungen selten war. Cormac hatte schon Menschen wie ihn gesehen – normalerweise waren sie so beschäftigt, dass sie keine Zeit fanden, sich einer Behandlung zu unterziehen, bis irgendetwas sie förmlich dazu trieb. Das Kopfhaar dieses Mannes war so grau und borstig wie der Bart, und seine Zivilkleidung wies Spuren von Abnutzung und den einen oder anderen chemischen Fleck auf – ein klarer Hinweis darauf, dass der Träger von einem Schlag war, der sich nichts aus äußerer Erscheinung machte.
    Er streckte eine schmuddelige, schwielige Hand aus, die Olkennon schüttelte. Dann wandte er sich Cormac und Yallow zu und musterte sie. »Das sind also die beiden, die mich an Bord begleiten werden.«
    »Das sind sie, Professor Dent.«
    »Sehr gut«, seufzte er. »Gehen wir.«
    Olkennon wandte sich an die beiden. »Ist euch klar, welche Aufgabe ihr habt?«
    Sowohl Cormac als auch Yallow nickten.
    »Sorgt dafür, dass er am Leben bleibt«, sagte sie, drehte sich auf den Fersen um und marschierte davon.
    Professor Dent ging voraus in das Lager aus Blasenbauten, betrat das Hauptbodengitter und anschließend einen schmalen Weg aus festgetretener Erde, wo er schließlich an einer Tür stehen blieb und sie öffnete. Sie traten allesamt ein, und als Cormac sich im unordentlichen Innenraum umsah, fand er seine Einschätzung des Mannes bestätigt. Wie schlampig auch immer er jedoch aussah und wie unordentlich auch immer seine Bleibe war, Cormac wusste, dass der Professor nicht hier gewesen wäre, hätte nicht eine hochrangige KI seine Anwesenheit für wichtig gehalten. Dent hob einen großen Koffer mit Schultergurt auf und deutete auf zwei große Rucksäcke; sie standen neben einem Arbeitstisch bereit, der völlig mit einem wirren Durcheinander von Pradortechnik überhäuft war.
    »Ich brauche Hilfe bei denen«, sagte er. Cormac rückte sein Impulsgewehr zurecht, sodass er es auf dem Bauch hängen hatte, und sah dabei Yallows Stirnrunzeln. Mit einer solchen Last waren sie nicht sonderlich effektiv.
    »Schnelle Freigabetaste an der Vorderseite«, sagte der Professor – offensichtlich kein zerstreuter Wissenschaftler, sondern jemand, der wusste, dass Soldaten in der Lage sein mussten, sowohl schnell als auch unbelastet zu reagieren.
    Die beiden hoben ihre Rucksäcke auf, und der Professor verließ das Haus als Erster.
    »Wir suchen das Kapitänssanktum auf, und da dieses der Standort des erwachsenen Pradors war, liegt es tief innerhalb des Schiffs«, sagte er.
    »So viel Panzerung wie nur möglich zwischen ihm und jedem Angreifer«, stellte Yallow fest.
    »Ganz gewiss.«
    Sie stapften aus dem Lager und folgten einer breiten Straße aus zerbröckeltem Gestein und klebrigem Schlamm, die eine Zeit lang eben verlief, ehe sie in eine breite Ausgrabung abfiel. Bald erblickten sie eine Metallrampe voraus, auf der ein schwerer automatischer Bulldozer parkte, vielleicht um sie zu stabilisieren. Die Einstiegsluke selbst war ein horizontales Oval – um so der Körperform der Prador Rechnung zu tragen, wenn die Öffnung auch viel größer war als deren größte Vertreter.
    Beim Näherkommen fiel Cormac als Erstes der Geruch auf, der wie ein greifbarer Nebel hervorquoll, durchsetzt mit dem fauligen Moder von Dingen, die an eine Meeresküste gespült wurden, feucht und dampfig. Er sah, dass Yallow stockte, als das über sie hereinbrach, und ihr Gesicht drückte Ärger aus, vielleicht über die eigene Reaktion.
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte Dent.
    »Also sind einige der Prador darin tot«, stellte Yallow fest.
    »Sicher – wir haben nicht alle gefunden.« Dent drehte sich zu den beiden um. »Was Sie jedoch derzeit riechen, ist ein Lebensmittelvorrat, den wir kürzlich entdeckt haben, und das auch nur, weil jemand vor einer Woche versehentlich die Energieversorgung dieser Vorratskammer durchtrennte und der Inhalt zu verfaulen begann.« Er deutete auf eine Gruppe von Personen hinter ihnen,

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