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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schiffsinnere. Ihre Innenflächen waren auf ganzer Strecke mit den Mikrorippen dotierter Supraleiter bedeckt. Kühlmittelleitungen, supraleitende Kabel und diverse Steuerungsanlagen durchzogen die Ummantelung dieses Systems. Man hätte hier auf keinen Fall eindringen können, wäre nicht durch die Basis der Luke ein Loch getrieben worden. Cormac musterte die mit einem Bindemittel befestigte Leiter, die in die Dunkelheit führte, holte seine Taschenlampe hervor, schaltete sie ein und stieg hinunter.
    Die Leiter führte sie in einen hundertfünfzig Meter langen Raum, wo die Schienenkanone wie ein umgestürzter Redwood über ihnen ruhte. An einer Seite davon waren das Magazin und dazugehörige Mechanismen zu sehen: ein Gurt, noch immer bestückt mit den eine Tonne schweren Eisen-und-Keramik-Geschossen, deren Aufprallenergie, nachdem sie von diesem Ding hier abgefeuert worden waren, ein Zerstörungspotenzial entfaltete, wie es in der Vergangenheit den Nuklearwaffen vorbehalten gewesen war. Zwei weitere Taschenlampen gingen an, und ihre Lichtbalken stachen hier und dort durch den Raum.
    »Es stinkt«, fand Pramer.
    Cormac nickte und warf einen Blick auf seinen Handflächenmonitor. Er rief die Karte ab, die er angefertigt hatte, betrachtete sie einen Augenblick lang und stellte schnell fest, dass er kein Detail ihrer Route vergessen hatte.
    »Du sagst, dass wir zu so später Stunde hier niemanden mehr antreffen werden?«, fragte Layden. Der Mann wirkte aufgedreht – die Pupillen geweitet, die Bewegungen ruckhaft und überzogen.
    »Es ist unwahrscheinlich, dass sich jemand so tief im Schiff aufhält, obwohl man vielleicht näher am Haupteinstieg auf jemanden treffen kann.« Cormac deutete mit der Hand in die Runde. »Die Arbeiten an diesem Schiff sind nicht mehr so wichtig, sodass sie auf die Tageslichtstunden beschränkt bleiben. Die Leute steigen auch nicht gern in der Nacht ein, denn nachts war es, dass Personal verloren ging.«
    »Die Prador«, sagte Layden mit großen Augen.
    »Sie denken, dass sie die letzten von ihnen erledigt haben.«
    »Sie denken es?«
    Cormac musterte Layden mit vorgespielter Verachtung, schüttelte den Kopf und ging weiter.
    Im anschließenden Korridor stank es noch schlimmer, aber andererseits existierte hier auch keine entsprechende Ventilation. Schiffsläuse ließen sich von den unebenen Wänden fallen und huschten auf das Licht der Taschenlampen zu. Sie mit Fußtritten zu verscheuchen, das schreckte sie kaum ab, sodass alle paar Schritte zumindest einer der vier Menschen gezwungen war, eine der Kreaturen zu zertreten. Dann ging es eine Leiter hinab, die man in einem Prador-Schwebeschacht montiert hatte, und hier erwiesen sich die Läuse als noch gefährlicher, da sie versuchten, in Finger zu beißen und sich auf Köpfe fallen zu lassen. Weitere Korridore waren zu durchqueren, einer davon erfüllt mit dem Gestank verfaulender Meeresfrüchte; er ging von den Prador-Zweitkindern aus, die man vor dem Kapitänssanktum auf einen Gravoschlitten geladen hatte. Hier belästigten die Schiffsläuse die Besucher nicht, da sie zu beschäftigt waren, die Leichen zu fressen. Cormac führte seine drei Begleiter daran vorbei und schließlich zu ihrem Ziel.
    Der Raum war schmal. Rechts ragte eine schlichte, wenn auch leicht unebene Wand auf, aber links existierte keine Wand, sondern der zugängliche Teil eines Karussells. Viele Fächer in diesem gewaltigen Rad waren leer, aber vier enthielten glatt polierte Zylinder, jeder etwa sechzig Zentimeter lang und mit einem Durchmesser von fünfundzwanzig Zentimetern. Soweit Cormac wusste, hatte man es hier nicht mit einem echten Ladekarussell zu tun, sondern nur einer einzelnen Komponente in den Mechanismen, mit deren Hilfe der Pradorkapitän die explosive Ladung für die Raketen ausgewählt hatte.
    »Sehen gar nicht nach viel aus«, fand Pramer.
    »Vielleicht nicht«, sagte Cormac, »aber zünde eine davon in deiner Heimatstadt, und sie wird nicht mehr da sein, ebenso wenig wie ein großer Teil der ganzen Küste.«
    Pramer nickte, streckte die Hand aus, packte einen der Sprengsätze an der Spitze und zog daran – er schien unbeweglich. »Wie bringen wir sie hinaus?«
    »Man zieht sehr kräftig daran«, erklärte Cormac. »Die Halterungen sind gefedert, aber die Federspannung ist auf die Kraft eines Pradors ausgelegt.«
    Pramer legte sich ins Zeug, zog sehr kräftig an dem CTD und investierte seine beträchtliche Muskelmasse in dieses Bemühen. Cormac packte von

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