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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Leib war aufgerissen worden und hatte zu einem schnellen Tod durch Schock und Blutverlust geführt. Gut für ihn, denn andernfalls wäre er hier eines langen und langsamen Todes gestorben – Samaras Anweisung lautete, dass die CTDs Vorrang vor verwundeten Kameraden genossen.
    »Tot?«, fragte Sheen.
    »Vollkommen«, antwortete Cormac. »Sehen wir zu, dass wir die Arbeit hinter uns bringen und von hier verschwinden.« Er öffnete Laydens Gürteltasche und holte die Fernbedienung heraus, nahm die Metallstange erneut zur Hand und folgte den beiden Gefährten ins Munitionslager. Cormac und Pramer hebelten die vier CTDs heraus und legten sie auf den Fußboden, während Sheen die Monofilm-Rucksäcke aus ihrer Gürteltasche zog, sie auseinanderfaltete und die CTDs hineinsteckte. Die Sprengköpfe waren sehr schwer, und Cormac überlegte, ob er vorschlagen sollte, einen davon zurückzulassen, aber er wusste, dass es nach all dem, was sie durchgemacht hatten, das Falsche gewesen wäre.
    »Wir tragen den Übrigen gemeinsam«, sagte er zu Pramer.
    Sie zogen die Rucksäcke über und verließen das Munitionslager. Pramer und Cormac hielten jeder einen Gurt des vierten Rucksacks, der schwer an ihren Armen zog.
    »Sie werden bemerken, dass jemand hier war, sobald sie die CTDs holen kommen«, sagte Cormac. »Aber vielleicht können wir es etwas besser tarnen.«
    Sie setzten den überzähligen Rucksack ab, packten jeder ein Bein Laydens und zerrten ihn zu dem Prador, über diesen hinweg und zu dem Gravoschlitten, auf dem die vergasten Zweitkinder aufgestapelt lagen. Sie wuchteten und schoben und erwehrten sich zahlreicher Attacken von Schiffsläusen, aber schließlich gelang es ihnen, Layden unter einer der toten Kreaturen zu verstecken. Dann kehrten sie zu dem frisch getöteten Prador zurück, konnten ihn gemeinsam anheben, zum Schlitten tragen und auf denselben Haufen befördern. Als sie zu dem überzähligen CTD zurückkehrten, sah Cormac kleinere Schiffsläuse – vielleicht solche, die in dem Gedränge um den toten Prador nicht mithalten konnten – aus Hohlräumen in den Wänden hervorhuschen. Er sah, wie sich zwei ein Tauziehen mit einem Stück von Laydens Darm lieferten, während andere Stücke von Panzerschale und Pradorfleisch aufsammelten oder sich an den klebrigen Pfützen von Menschen- und Pradorblut gütlich taten.
    »Das müsste weitere Hinweise auf unseren Besuch beseitigen«, sagte er, während sie den vierten CTD anhoben und sich auf den Weg hinaus machten. Pramer warf ihm einen bitteren Blick zu und Sheen einen ausdruckslosen.

5
    Sie bewegte sich schnell, wenngleich sie schwerer aussah als ein Lastwagen und sie unter Wasser war. Cormacs Zimmertür ging auf, und einen Augenblick später standen sowohl seine Mutter als auch Dax neben ihm.
    »Was gibt es?«, fragte Hannah. »Was ist los?«
    Nichts mehr von dem Ding zu sehen da draußen, abgesehen von einer Wolke aus aufgewirbeltem Schlick, was durch alles Mögliche hätte herbeigeführt werden können. Noch ehe Cormac antwortete, vermutete er schon, wie sich das Gespräch entwickeln würde.
    »Diese Kriegsdrohne war da draußen«, sagte er.
    »Kriegsdrohne?«, fragte Dax.
    Cormac drehte sich zu den beiden um und bemerkte, dass die rote Warnlampe der Fernbedienung leuchtete, weil er diese zu fest umklammerte und dabei zu viele Tasten gleichzeitig drückte.
    »Es war die, die wir in Montana gesehen haben und die ich später vor der Schule antraf«, sagte er und lockerte sorgfältig seinen Griff.
    »Bist du sicher?« Natürlich musste seine Mutter das fragen.
    »Ich bin sicher«, antwortete Cormac.
    »Vor deiner Schule«, wiederholte Hannah in ausdruckslosem Ton.
    Sie und Dax wechselten undeutbare Blicke und wandten sich wieder ihm zu.
    »Ian«, sagte sie, »es war vermutlich einer der Wartungsbots.«
    Dax folgte dieser Linie. »Sie arbeiten ständig da draußen, kratzen die Rankenfußkrebse ab oder putzen die Fenster oder machen Ventilationsöffnungen wieder frei – diese Anlage hat einen enormen Wartungsaufwand.«
    Cormac erinnerte sich an ein Wort, das er kürzlich auf seinem P-top nachgeschlagen hatte, nachdem er das Ende eines Gesprächs zwischen ihnen gehört hatte, das sich, wie er überzeugt war, um ihn drehte. Das Wort lautete Bevormundung. Er wurde bevormundet; er wurde mit Herablassung behandelt. Entschlossen, dagegen zu protestieren, starrte er Mutter und Bruder an, aber dann bemerkte er etwas. Seine Mutter blickte gar nicht ihn an, sondern Dax, der blass

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