Der eiserne Skorpion - Roman
Raumfahrtmechanik ab.
»Weißt du, wir sind recht weit, verglichen mit Kindern unseres Alters vor wenigen Jahrhunderten«, hatte ihm Osiah einmal erklärt. »Damals hätten wir uns jetzt noch mit Plastikspielzeug abgegeben.«
Cormac stellte daraufhin Nachforschungen an und war verblüfft davon, wie begriffsstutzig die Kinder früherer Zeiten gewesen waren, und er fand schnell heraus, dass die eigenen Vorteile an der Neugestaltung von Erziehungsverfahren durch die KIs lagen. Wie es schien, entsprach der eigene geistige Entwicklungsstand etwa dem der Spätteenager im stark politisierten Bildungssystem des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Verdammt, die Kids kannten sich damals nicht einmal mit simplen Sachen wie Vektorrechnung aus! Manche von ihnen konnten nicht mal die eigene Sprache lesen und schreiben, geschweige denn die drei oder vier Sprachen, wie die meisten von Cormacs Zeitgenossen sie beherrschten. Und keiner war damals gut in den Wissenschaften, und seltsamerweise lernte man sie auch nicht gern.
Keine plötzliche Verlautbarung erfolgte, dass alles vorbei war. In den ersten beiden Monaten auf der Orbitalschule war Cormac zu stark mit dem Unterricht und dem Handball in Schwerelosigkeit befasst, um den aktuellen Nachrichten viel Beachtung zu schenken. Als er sich aufs Neue darum kümmerte, stellte er fest, dass die Nachrichten der zurückliegenden beiden Monate voll waren von Berichten über irgendwelche internen Konflikte im Zweiten Königreich der Prador und von ihren Schlachtschiffen, die ihre Angriffe auf die Polis abbrachen und nach Hause zurückkehrten. Dann erfuhr Cormac nur einen Monat vor seinem elften Geburtstag, dass zwar viele Siege der Polis geschildert wurden, sie gewöhnlich aber gegen Bodenheere aus Erst- und Zweitkindern der Prador erzielt wurden, die von ihren Unterstützungsschiffen im Stich gelassen worden waren. Nach seinem Geburtstag schien es, als würden nur die früheren Geschichten von Schlachten und Gräueltaten neu aufgegossen. Da draußen passierte nicht viel. Als er auf die Erde zurückkehrte, erfuhr er, dass im Zweiten Königreich der Prador eine Revolution stattgefunden hatte, dass der König abgesetzt und viele andere herrschende Prador abgeschlachtet worden waren. Jetzt hieß es das Dritte Königreich der Prador.
»Ich denke, der Krieg ist vorbei«, sagte seine Mutter eines Tages.
Cormac nickte, denn es sah ganz danach aus. Die Prador hatten sich hinter ihre ursprüngliche Grenze zurückgezogen und errichteten Verteidigungsstationen, während auf der Seite der Polis ähnliche Baumaßnahmen liefen. Nach bislang unbestätigten Gerüchten fanden in gespannter Atmosphäre Gespräche zwischen Sendboten der Polis und der Prador statt.
»Dir ist doch klar, dass dein Vater nicht nach Hause kommen wird«, fuhr Hannah fort.
Cormac nickte erneut. Er wusste nicht recht, wann das für ihn erkennbar geworden war – vielleicht vor einem Jahr oder so, etwa zu der Zeit, als Dax zuletzt zu Besuch gekommen war. Cormac konnte sich allerdings nicht daran erinnern, dass man es ihm erzählt hätte.
»Er ist tot«, sagte er.
»Ja«, bestätigte Hannah, auch wenn in ihrer Miene etwas zum Ausdruck kam, aus dem Cormac nur schwer schlau wurde. Er ging der Sache nicht weiter nach – es schien ihm nicht nötig.
Das Innere der Sadist entsprach dem bedrohlichen Namen gar nicht besonders, und während Pearl sich als launische KI erwiesen hatte, gab sich Sadist gesprächig und gut gelaunt.
»Willkommen an Bord!«, donnerte es aus dem Interkom, kaum dass das Team den dicken Teppichboden an Bord betreten hatte.
Cormac empfing im Verstärker sofort ein Schaubild des Schiffes mit Hinweisen, wo er seine Kabine fand. »Gut gelaunte KI«, stellte er fest.
»Hat wahrscheinlich Spaß an ihrer Arbeit«, sagte Gorman, »falls die Namenswahl darauf einen Hinweis gibt.«
»Ich erwarte eine Lieferung im Laderaum, die ich mir ansehen muss«, sagte Spencer. Sie deutete mit dem Finger auf Cormac. »Wir sind fünf Tage vom Friedhof entfernt, und ich möchte, dass er in dieser Zeit den Spazierstock im Hintern loswird.« Sie wandte sich ab und ging davon.
»Den Spazierstock im Hintern?«, fragte Cormac.
»Deine militärische Haltung, mein Sohn«, erklärte Gorman. »Auf Hagren war das ganz okay, als es Bestandteil deiner Tarnung war, den Soldaten zu geben, aber wenn wir verdeckt im Friedhof arbeiten, fällst du damit sofort auf.«
»Es liegt an dem ganzen Marschieren«, bemerkte Crean trocken.
»Ja klar
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