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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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doch«, sagte Cormac, der im ganzen Leben noch nie marschiert war.
    Travis tätschelte ihm die Schulter. »Du musst ein bisschen mehr die Schultern hängen lassen, dir vielleicht auch eine oder zwei schlechte Gewohnheiten zulegen – scheint bei Gorman funktioniert zu haben.«
    Alle vier folgten einem Flur, der dick mit Teppichgras ausgelegt war. Gerahmte Bilder hingen an den Wänden, von denen jedes so etwas wie eine ägyptische Papyrusrolle zeigte, sicherlich Kopien. Wenig später trafen sie vor einer Reihe von Türen ein. Cormac blieb vor seiner stehen.
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde in der Übungszone mittschiffs«, sagte Gorman. »Sieh dir bis dahin das hier an.« Eine Nachricht traf in Cormacs Verstärker ein.
    Die luxuriöse Unterkunft wies ein breites Bett auf, reichlich Schrankraum, ein eigenes Bad und sogar einen persönlichen Zugang zum schiffseigenen Synthetisierer. Cormac legte Tornister und Gewehr auf dem Bett ab und wandte sich sofort wieder dem Synthesespender zu, denn er hatte seit Stunden nichts mehr gegessen. Als Erstes holte er sich einen Kaffee, der hinter der Kettenglasklappe in einer Porzellantasse mit Untertasse geliefert wurde; dann sichtete er das Menü und stellte fest, dass man vom Synthetisierer schier alles bekommen konnte. Er bestellte sich ein Schinken-Sandwich mit Roggenbrot, und es traf ein, während er seinen Kaffee trank. Das Sandwich schmeckte wundervoll, obwohl der Inhalt keinesfalls von einem Schwein herrührte.
    Während er mit dem zweiten Sandwich und dem zweiten Kaffee beschäftigt war, öffnete er Gormans Nachricht. Sie war leer, und er öffnete die angehängte Datei. Darin waren die Hauptfaktoren aufgelistet, anhand derer man eine Person als Soldaten identifizieren konnte. An manchen Dingen konnte er nichts ändern – zum Beispiel die Vertrautheit mit Waffen nicht mehr ungeschehen machen. Die übrigen Punkte drehten sich um Sprachmuster, Kampftechniken, Auswahl von Lebensmitteln, Reinlichkeit und die Wichtigkeit von hängenden Schultern und schlechten Angewohnheiten. Nachdem Cormac die umfangreiche Liste durchgesehen hatte, ging er zu seinem Tornister, öffnete ihn und kippte den Inhalt aufs Bett. Daraus kramte er seine Freizeitkleidung aus Jeans und ärmellosem hellblauem Hemd hervor, die er sich anzog, nachdem er sich von seiner Uniform befreit hatte. Nur die Umweltstiefel behielt er an. Die Liste hatte sich nicht über mieses Schuhwerk ausgelassen. Dann ging er zur Tür, ließ mit Bedacht die Unordnung auf dem Bett zurück und stellte auch Tasse und Teller absichtlich nicht in die Abfallklappe neben dem Synthetisierer. Anschließend schlurfte er mit krummem Rücken den Flur entlang.
    Gorman und Crean warteten schon auf ihn, beide ebenfalls lässig gekleidet. Gorman trug eine ausgebeulte schwarze Hose und ein knallbuntes indisches Hemd, während Crean in Karateschuhen, weißer Kampfsporthose und einem engen kleinen grünen Top steckte, das sowohl einen tiefen Ausschnitt als auch ihren flachen Bauch freiließ. Sicherlich zeigte sie Qualitäten, die leicht darüber hinwegtäuschen konnten, wer oder was sie war, und ihre Chamäleonware müsste auch die meisten Scanner überlisten. Allerdings war ihre Emulation nicht perfekt – Cormac hatte bislang noch jeden Golem als das erkannt, was er war, und er vermutete, dass es vielen anderen Menschen genauso ging.
    Der Übungsraum war einfach ein zylinderförmiges Gebilde mit einem massiven Fußboden und vielen rings in der Wand liegenden Spinden, zweifellos vollgepackt mit Ausrüstung. Cormac nahm das alles in Augenschein, während er hineinging und sich zu den beiden anderen gesellte. Lächelnd trat Crean an ihn heran, und als sie die Hand hob und mit einem Finger rings um eine Brustwarze fuhr, die das Hemd spannte, konnte Cormac nicht vermeiden, dass er abgelenkt war – obwohl es sich bei Crean um einen Golem handelte. Das Nächste, was er bemerkte, war, dass sie mit der anderen Hand seine Hoden packte und kräftig drückte, ehe sie ihm die Stirn auf die Nase rammte und ihm die Beine wegtrat, ehe sie zurückwich.
    »Jetzt«, sagte sie, während Gorman mit verschränkten Armen grinsend zusah, »wirst du lernen, wie man schmutzig kämpft.«
     
    Die schmerzstillenden Pflaster hatten den Abschürfungen und blauen Flecken die Spitze genommen; die Reparatur der Schneidezähne hinterließ keinerlei Spuren, und die Schmerzen im Fuß würde auch vorbeigehen, sobald die Knochen- und Zellverschweißung abgeschlossen war. In

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