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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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waren sie schon wieder
unterwegs, und zu allem Überfluß marschierten sie auch noch
tiefer in das Diebesviertel hinein – in Gegenden, die normale
Leute selbst am hellichten Tag nicht freiwillig betreten würden. Katze seufzte schwer und machte sich mit weitgeöffneten
Augen hinter den beiden her. Hoffentlich hatte Cyder einen
guten Plan, wie man aus dem Todtsteltzer Geld schlagen
konnte. Er haßte den Gedanken, das alles für nichts auf sich
zu nehmen.
    Hazel hatte nicht übertrieben. Der Tollwütige Wolf war ein
verrottender Müllhaufen von Kneipe. Er lag in einer unbeleuchteten Seitenstraße, wahrscheinlich deswegen unbeleuchtet, weil sich die Straße für ein Etablissement wie den Tollwütigen Wolf genierte. Das einzige Licht entstammte einer Kohlepfanne, die unbeaufsichtigt auf halbem Weg die Straße hinab brannte. Owen hatte keine Ahnung, was dort brannte, aber
es stank entsetzlich. Und so wie es aussah, hatte sich auch
eine ganze Reihe von Pferden die Zeit genommen, die Straße
als Toilette zu benutzen. Zumindest hoffte Owen, daß es Pferde gewesen waren. Er warf einen Blick zu Hazel, die seelenruhig die Straße entlangblickte, als gäbe es noch Schlimmeres.
    »Wir müssen doch nicht wirklich dort hindurch, oder?«
fragte Owen hoffnungsvoll. »Meine Stiefel werden das nicht
überleben.«
    »Sei nicht so ein Schlappschwanz, Todtsteltzer. Paß einfach
auf, wo du hintrittst, und sprich keine fremden Frauen an,
dann passiert dir nichts.«
    Sie setzte sich in Bewegung, und Owen folgte ihr, wobei er
sorgfältig darauf achtete, wo er hintrat. Der Tollwütige Wolf erweckte den Eindruck, als hätte er im Laufe der Jahre neben
gelegentlichen Brandanschlägen und dem Ausbruch der Pest
auch sonst noch eine ganze Menge mitgemacht. Die Vorderfront der Taverne war von Kratern, Narben und Flecken übersät, die verdächtig nach Blut aussahen. Die beiden Fenster
waren anscheinend schon vor langer Zeit mit Brettern vernagelt worden. Die Tür wurde von einer großen, massigen Gestalt mit schwellenden Muskeln bewacht, die offensichtlich
Probleme mit ihren Drüsen hatte. Das letzte Mal hatte Owen
etwas so Großes, aufrecht Stehendes im Imperialen Zoo von Golgatha gesehen. Es hatte ihn durch die Gitter seines Käfigs
hindurch mit einem Blick angefunkelt, der ganz deutlich verraten hatte, wohin Owen sich seine Nüsse stecken konnte.

Hazel marschierte direkt zu dem massiven Etwas und brachte ihr Gesicht ganz dicht vor seines. Einen Augenblick lang
wechselten derbe Worte hin und her und schienen klarzustellen, daß beide harte, verzweifelte Typen waren; dann machte
das Ding einen Schritt zur Seite und ließ Hazel und Owen
eintreten. Hazel stapfte mit hoch erhobenem Kopf an ihm
vorbei, und Owen beeilte sich, ihr zu folgen. Er hielt die Augen wachsam auf den Türsteher gerichtet, als er sich an ihm
vorbeidrückte, und seine Hand blieb immer in der Nähe des
Schwertes. Er brachte ein angespanntes Lächeln zustande. Der
Türsteher verzog ebenfalls den Mund – und enthüllte vier
Paar glänzender Stahlzähne. Scharfe, spitze Stahlzähne in
zwei dichten Reihen. Owen wußte, wann er mit seinem Grinsen verloren hatte. Er blickte zur Seite und wäre beinahe gegen Hazel gerannt, die direkt hinter dem Eingang stehengeblieben war und sich mit unverschleierter Nostalgie im Innern
der Spelunke umblickte.
    Owen rümpfte die Nase, als ihn der Gestank mit voller
Wucht traf. Er war fest überzeugt, unter all dem Rauch mindestens vier verschiedene Gerüche zu erkennen, die vom
Verbrennen verschiedener Substanzen herrührten, deren Gebrauch im gesamten Imperium verboten war. Es wurde nämlich für alle Anwesenden gefährlich, wenn jemand das Zeug
rauchte. Das Licht war gedämpft, und der dichte Qualm trug
ein übriges zur schlechten Sicht bei. Die Gäste der Spelunke
schienen diese Art von Atmosphäre zu bevorzugen.
    Owen konnte sie gut verstehen – auch er hätte es bei einem
so zwielichtigen Aussehen vorgezogen, sich hinter einem
Rauchschleier zu verbergen.
    Auf dem Boden lagen keine Sägespäne; wahrscheinlich hatten die Ratten alle aufgefressen. Jedenfalls wieselten einige in
den dunkleren Ecken des Lokals zwischen den Stuhl- und
Tischbeinen hindurch. Wenn eine näher kommt , fange ich an
zu schreien , dachte Owen.
    Hazel schlenderte lässig durch die Rauchschwaden zur Theke, und Owen trottete hinterher, weil er keine Lust hatte, alleine an der Tür stehenzubleiben. Das letzte Mal hatte er sich
so bedroht

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