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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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setzte sein strahlendstes Lächeln auf.
    »Ihr seht aus, als ginge es Euch ganz hervorragend, Valentin
Wolf. Ich muß schon sagen, es überrascht mich immer wieder, Euch in diesen Tagen außer Haus anzutreffen. Wenn Ihr
auch nur die Hälfte all der Dinge tut, die man Euch nachsagt,
müßtet Ihr zweifellos auf einer Bahre hereingerollt werden
und hättet einen Tropf im Arm. Ganz zu schweigen von den
Atemschläuchen in Eurer Nase.«
    »Ich versuche nur, ein sorgfältiges Gleichgewicht zwischen
meinem Innenleben und meiner Umgebung aufrecht zu erhalten«, erwiderte Valentin leichthin. »Ich sehe mich als lebendes Kunstwerk, und Drogen sind meine Farbpalette. Und wie
jedes Kunstwerk muß auch ich von fachkundigem Publikum
betrachtet werden, das meine Arbeit anerkennt. Aber nicht
daß Ihr meint, viele Leute würden die Anstrengung und harte
Arbeit erkennen, die sich hinter einer lebenslangen Aufführung verbirgt.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Finlay. »Genau wie niemand die
Anstrengungen würdigt, derer es bedarf, um modisch auf der
Höhe der Zeit zu sein. Aber der Druck scheint Euch ganz hervorragend zu bekommen, Valentin. Vielleicht könntet Ihr mir
bei Gelegenheit den Namen Eures Drogisten geben?«
    Valentin musterte sein Gegenüber einen Augenblick lang
schweigend, mit ausdruckslosem Gesicht, und Finlay überlegte, ob er etwas Falsches gesagt hatte. Etwas, das den WolfErben aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Finlay entschloß sich, lieber das Thema zu wechseln, anstatt auf ein
Ende zuzusteuern, das ihm vielleicht nicht gefiel.
    »Wie ich erfahren habe, findet Eure Hochzeit schon in allernächster Zeit statt, Valentin. Vielleicht kann ich Euch meine Hilfe anbieten, da ich dieses häßliche Geschäft ja bereits
hinter mich gebracht habe?«
    »Danke, Finlay. Aber ich glaube, ich habe soweit alles unter
Kontrolle. Die Blumen sind bereits bestellt, die Brautjungfern
sind ausgewählt, und ich habe einen ganz besonderen Fruchtpunsch entworfen, bei dem einige die Augen aufreißen werden. Ich für meinen Teil werde mich ganz in Weiß kleiden
und einen Schleier tragen. Vielleicht noch einen Hauch Belladonna, des Duftes wegen. Ich habe schon dafür Sorge getragen, daß meine Zukünftige darüber informiert wird, damit
unsere Kleidung zueinander paßt.«
    »Ich bin sicher, sie war Euch sehr dankbar dafür«, entgegnete Finlay trocken.
»Nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist«, sagte Valentin, »hat sie eine hübsche Belohnung für jeden ausgesetzt, der
mich rechtzeitig ermordet. Und für den Fall, daß es nicht
funktioniert, hat sie mir mit großem Ernst angekündigt, daß
sie es am Tag unserer Hochzeit selbst machen wird, wenn sie
nur eine Waffe in ihre Finger bekommt. Im Augenblick ist sie
vollauf damit beschäftigt, eine Blutrache zwischen unseren
beiden Familien in Gang zu bringen, aber da ihre Eltern ein
persönliches Interesse an unserer Hochzeit haben – nicht zuletzt wegen der ziemlich großen Mitgift, die mein Haus beisteuert –, kommt sie in ihren Bemühungen nicht so recht voran.«
»Sie scheint sehr … resolut zu sein?«
»O ja. Ich bewundere Frauen mit Geist.«
»Ihr müßt mich ihr unbedingt vorstellen, Valentin. Eines
Tages.«
»Nichts leichter als das, Finlay. Hier kommt die Dame bereits. Sieht sie nicht prächtig aus?«
Finlay drehte sich um und erblickte eine große, schlanke
Frau Ende Zwanzig, die auf die kleine Gruppe zuhielt. Sie
steckte in einem hellroten Kleid mit goldenen und silbernen
Spitzen, die ihre makellose, bleiche Haut und ihr natürliches
rotes Haar betonten. Finlay überlegte, ob die Mode der fluoreszierenden Gesichter und metallisierten Haare vielleicht
vorüber war. Die Dinge änderten sich heutzutage so rasend
schnell. Die junge Dame verlangsamte ihren Schritt und blieb
schließlich vor Valentin und Finlay stehen. Sie zitterte vor
mühsam unterdrückter Wut, und ihre Augenbrauen trafen sich
in der Mitte ihrer Stirn und steuerten ihren Teil zu einer wild
entschlossenen Miene bei. Ihr Mund war kaum mehr als ein
gerader Strich und sprach von mühsam beherrschtem Zorn.
Finlay bemerkte, daß seine Hand bei ihrem Anblick beinahe
automatisch auf den Griff des Schwertes gefallen war. Sein
Instinkt erkannte eine wirkliche Bedrohung, sobald er sie sah.
Er verbeugte sich höflich, und sie schoß einen unverhohlt
giftigen Blick auf ihn ab. Finlay verspürte plötzlich den
Drang, sich nach dem nächstgelegenen Notausgang umzusehen. Sie machte ganz den

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