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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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kein
einziger. Und als Gegenleistung wünsche ich mir nur, daß du
deinen Vater liebst. Ist das denn zu viel verlangt, Evangeline?«
»Nein, Vater.«
»Wirklich nicht?«
»Nein, Vater«, erwiderte Evangeline fest. »Du weißt, daß
ich dich als meinen Vater ehre und all meine Pflichten dir
gegenüber erfülle. Mein Herz gehört dir.«
Gregor Shreck lächelte seine Tochter liebevoll an. »Du
siehst deiner Mutter von Tag zu Tag ähnlicher, mein Kind,
weißt du das?«
Evangeline dachte noch immer über eine unverbindliche, sichere Antwort nach, als sich James Kassar, der Vikar der Kirche von Christus dem Krieger, zu ihnen gesellte. Groß und
muskulös und mit einer Ausstrahlung physischer Überlegenheit, sah der Vikar in seinem tiefschwarzen militärischen
Chorhemd einfach umwerfend aus – und er wußte es nur zu
gut. Die Imperatorin hatte der Kirche ihre offizielle Unterstützung gewährt, nachdem sie an die Macht gekommen war, und
als Gegenleistung unterstützte die Kirche die Eiserne Hexe
mit all ihrer nicht unbeträchtlichen Macht. Die Kirche besaß
im gesamten Reich ihre Anhänger und kam inzwischen einer
offiziellen Staatskirche ziemlich nahe, wenn es denn eine gegeben hätte. Die Kirche hatte der Eisernen Hexe den Titel
Hüterin der Kreuzwegstationen, Kriegerin aller Seelen und
Verteidigerin des Glaubens verliehen und ihre zahlreichen
militärischen Schulen unter Imperiales Kommando gestellt. In
der Praxis bedeutete dies, daß die Kirche von Christus dem
Krieger alle anderen Religionen verdrängt hatte – zumindest
in der Öffentlichkeit – und daß ihr Einfluß praktisch bis in den
letzten Winkel des Imperiums reichte. Die Imperatorin hatte
die Kirche von sämtlichen Steuern befreit und ihr sogar erlaubt, einen Zehnt (oder mehr) von ihren Anhängern einzutreiben. Auch hierfür erhielt die Imperatorin eine Gegenleistung: Sie benutzte die elitären Jesuitenkommandos der Kirche, um in ihrem Namen Verräter auszumerzen. Und so kam
es, daß man sich nicht mit der Kirche stritt oder sie kritisierte.
Ersteres nie, und letzteres zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
James Kassar war der aufgehende Stern am Himmel der
Kirche. Er hatte sich mehrere Jahre als Soldat ausgezeichnet
und die Feinde des Reiches mit unerbittlicher Härte ausradiert, ohne Rücksicht auf eigene Verluste und Kosten. Er
wurde rasch zum Major befördert, bis er eines Tages den Ruf
des Heilands vernahm und zur Kirche hinüberwechselte. Dort
wandte er sich mit großem Eifer der Aufgabe zu, all diejenigen zu finden und zu verfolgen, die sich der Einen und Wahren Kirche von Christus dem Krieger zu widersetzen wagten.
In seiner Hingabe an den Glauben übertrat er hin und wieder
die weltlichen Gesetze und radierte ein paar unbeteiligte Dritte zusammen mit den eigentlichen Bösewichten aus – man
kann eben kein Omelett machen, ohne Eier aufzuschlagen …
und so weiter. Kassar war der aufgehende Stern am Himmel
der Kirche, und so schwieg man eben. Zumindest dort, wo
Entscheidungen getroffen wurden. Für die Feldglöcks und die
Shrecks bedeutete es eine große Ehre, daß Hochwürden zugestimmt hatte, diese Ehe zu schließen – und Hochwürden gab
sich alle Mühe, damit es auch das letzte der anwesenden
Schafe kapierte. Lord Gregor Shreck verbeugte sich vor dem
Vikar, und Evangeline knickste höfisch.
»Wie freundlich von Euch, Euer Gnaden, daß Ihr uns mit
Eurer Anwesenheit ehrt«, sagte Gregor mit Honig in der
Stimme. »Ich hoffe doch sehr, alles ist zu Eurer Zufriedenheit?«
»Dann hofft Ihr falsch, mein Lieber«, entgegnete der Vikar
scharf. »Ich habe noch nie zuvor so viele dekadente Parasiten
in einem einzigen Raum versammelt gesehen! Eine Verpflichtung beim Militär würde ihnen wieder Rückgrat verleihen. Ich
bezweifle stark, daß mehr als die Hälfte von ihnen seit ihrer
Taufe eine Kirche von innen gesehen hat. Oder auf Verlangen
den Katechismus des Kriegers rezitieren könnte. Aber solange
die Aristokratie sich in die Arme der Imperatorin – lang möge
sie leben! – kuschelt, kann sich Euereins erlauben, der Kirche
eine lange Nase zu machen. Doch das wird nicht ewig so weitergehen, das verspreche ich Euch!«
»Sicher habt Ihr recht«, stimmte der Shreck dem Vikar zu.
»Darf ich Euch ein Glas Wein oder etwas anderes anbieten?«
»Ich habe dieses Teufelszeug noch niemals angerührt!« empörte sich der Vikar. »Der Körper ist der Tempel des Herrn
und nicht dazu da, mit giftigen Substanzen

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