Der eiserne Thron
Feldglöck-Clan ist für immer zerbrochen.«
Daniel hielt inne und kniete neben dem Leichnam von Jakob Wolf. »Er hätte nie mit uns kommen dürfen. Er war zu alt
für diese Sache, aber er wollte nicht hören. Er hat nie auf uns
gehört. Was sollen wir nur Konstanze sagen?«
»Laß mich das machen«, erwiderte Valentin. »Ich bin jetzt
der Wolf, so bedauerlich das auch sein mag.« Er wartete, ob
Daniel einen Einwand äußern würde, doch alle Kraft schien
seinen Bruder verlassen zu haben. Valentin wandte sich ab,
und sein Blick fiel auf Investigator Razor. Der Investigator
hielt noch immer das Schwert in der Hand, aber er war von
Männern mit Disruptoren umzingelt. Er sah nicht geschlagen
aus, nur durch schiere Zahl unterlegen. Valentin suchte einen
Weg zwischen den Toten hindurch und ging zu ihm hinüber,
dann verbeugte er sich höflich.
»Ich gratuliere zu Eurem Überleben, Investigator. Es wäre
eine wirkliche Schande, ein Talent wie das Eure zu verschwenden.«
»David und ich erreichten schließlich ein Patt gegen ihn«,
sagte Kit Sommer-Eiland. »Aber wir mußten alles geben, was
wir hatten.«
»Man wird Euch belohnen«, erwiderte Valentin. »Der WolfClan erinnert sich seiner Freunde.« Er blickte wieder zu Razor. »Seid unser Freund, Investigator. Euer Kampf hier ist
vorüber. Der Feldglöck-Clan ist zerbrochen und in alle Winde
zerstreut. Es steht Euch frei, Euch uns anzuschließen oder zu
gehen, ganz wie Ihr wünscht.«
Razor nickte knapp, steckte sein Schwert ein und setzte sich
in Richtung Tür in Bewegung. Valentin bedeutete den Wachen, ihn in Ruhe zu lassen. Alles wich zur Seite und gab dem
Investigator mehr als genügend freien Raum. Er verließ den
Saal und schloß die Tür hinter sich, und die Zurückgebliebenen entspannten sich merklich. Niemand hatte wirklich den
Wunsch verspürt, sich erneut mit dem Investigator anzulegen,
selbst Kid Death und der Todtsteltzer nicht, die beide insgeheim den Verdacht hegten, daß der Investigator sich nur ergeben hatte, weil der Kampf vorüber und entschieden war. Valentin blickte nachdenklich zu den überlebenden Söldnern der
Feldglöcks und winkte zur Tür. Die Männer setzten sich rasch
in Bewegung und verließen den Ort ihrer Niederlage, bevor
Valentin es sich anders überlegen konnte. Valentin grinste. Er
hätte sie töten lassen können, aber es schien ihm wichtig, den
neuen Wolf als ehrenhaften Mann einzuführen. Außerdem
mußte er sie vielleicht eines Tages in seine eigenen Dienste
nehmen, oder andere wie sie, und es konnte nie schaden, ein
wenig guten Willen unter der Gemeinschaft der Söldner zu
demonstrieren.
Ganz besonders dann, wenn man einige seiner eigenen Leute niedergemetzelt hatte.
»Ihr habt hervorragend gekämpft, Valentin«, sagte Kit
Sommer-Eiland. »Wenn auch ein wenig unterschiedslos in
bezug auf Eure Gegner. Ich muß schon sagen, das ging weit
über alles hinaus, was ich nach dem Euch anhaftenden Ruf
erwartet hatte, und nach Eurem recht … ungewöhnlichen Lebenswandel.«
Valentin lächelte leichthin. »Kampfdrogen. Die allerneuesten, um genau zu sein, frisch aus dem Regal des Militärs. Ich
war immer davon überzeugt, daß es zu jedem Anlaß eine passende Droge gibt.«
Der junge Todtsteltzer rümpfte die Nase. »Schon wieder
Drogen. Ich hätte es eigentlich wissen müssen.«
Vielleicht hatte er noch mehr sagen wollen, doch bei den
letzten Worten warf er einen Blick in Valentins maskarageschminkte Augen und entschied rasch, lieber den Mund zu
halten. Trotz all der grellen Farbe in seinem Gesicht schien
der neue Wolf plötzlich sehr viel mächtiger und selbstbewußter. Und er schien auch verdammt viel gefährlicher zu sein.
Als wäre der antriebslose, inkonsequente Träumer, als den ihn
jeder bis heute gekannt hatte, nichts weiter als eine Maske
gewesen, die er nun, da sie nicht länger gebraucht wurde, einfach abgelegt hatte, um sein wahres Gesicht dahinter zu enthüllen. David Todtsteltzer senkte die Augen. Er konnte dem
Blick des Wolf nicht länger standhalten. Kid Death betrachtete Valentin nachdenklich, aber auch er schwieg. Valentin
grinste und wandte sich zu seinen Söldnern um.
»Ihr habt Euch wacker geschlagen, Männer. Es wird Bonusse für Euch alle geben. Und jetzt fangt an aufzuräumen. Ich
möchte, daß die Leichen hinausgeschafft werden und die
Zimmerleute mit ihrer Arbeit beginnen. Von jetzt an ist dies
der Wolf-Turm, und ich möchte, daß das ganze Durcheinander noch heute
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