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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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und steckte das blutbesudelte Schwert in die Scheide, ohne sich die Mühe zu machen, es vorher abzuwischen. Später würde er seinen Preis für
den Zorn bezahlen, aber jetzt durfte er sich nicht einfach gehenlassen und schlafen. Nicht, bevor er in Sicherheit war.
Wenn es für ihn im Augenblick so etwas wie Sicherheit überhaupt gab. Und natürlich vorausgesetzt, er würde den Zorn nicht wieder benutzen müssen.
Eine Erinnerung drängte sich in Owens Gedanken, verstärkt
noch durch die Reste von Chemikalien, die durch seine Blutbahn zirkulierten. B war vierzehn Jahre alt, und sein Vater
schlug ihn während einer Trainingsstunde halbtot, um ihn in
den Zorn zu zwingen, damit er endlich ein erwachsener Todtsteltzer wurde. Es hatte eine ganze Menge Schläge gebraucht,
bevor Owen endlich gelernt hatte, wie man den Zorn heraufbeschwor.
Danke schön , Vater.
»Oz, irgendwelche Anzeichen, ob sich noch mehr von diesen Idioten hier herumtreiben?«
»Nein, Owen. Nach den zugegebenermaßen ein wenig beschränkten Sensoren des Fliegers zu urteilen, gibt es in unmittelbarer Nähe keine weiteren Anzeichen von Leben. Bisher
wissen noch nicht so viele Leute Bescheid, daß du für vogelfrei erklärt worden bist, und sie müssen eine ganze Menge
Orte und Wege gleichzeitig überwachen. Aber ich kann beim
besten Willen nicht sagen, wie lange es noch dauert, bis sie
deinen Fluchtweg entdecken und dir hierher folgen. Darf ich
deshalb ganz ernsthaft vorschlagen, daß du den Flieger anwirfst und endlich von hier verschwindest? Sowohl deine als
auch meine Möglichkeiten verringern sich rasend schnell. Ich
muß mehr und mehr meiner Systemleistung dazu verwenden,
mich gegen die Imperialen Kodeknacker zur Wehr zu setzen.
Mein Bewußtsein ist ernsthaft in Gefahr. Wenn du mich nicht
bald herunterlädst, wirst du in Zukunft auf meine Hilfe verzichten müssen.«
»Schon gut, schon gut. Du kannst mit deinen Erpressungsversuchen aufhören. Ich werde sehen, was ich für dich tun
kann, wenn ich erst auf meiner Jacht bin. Die Sonnenschreiter hat mehr als genug Systemkapazität, um dich aufzunehmen.«
Owen grinste unvermittelt. »Und alle haben gesagt, ich wäre
verrückt, so viel Geld in eine Jacht zu stecken. Die Sonnenschreiter besitzt eine Ausstattung, von der die meisten
Leute noch nicht einmal zu träumen wagen.«
»Im nachhinein betrachtet war die Anschaffung der Jacht
jedenfalls eine kluge Entscheidung«, stellte Ozymandius fest.
»Ich habe die Fähigkeiten deiner Familie in bezug auf praktische Paranoia immer bewundert.«
Owen lachte atemlos und öffnete die Kanzel des Fliegers.
Die Maschine sah nicht besonders eindrucksvoll aus; nur ein
langgestrecktes Cockpit mit Flügeln und einem schwachen
Motor. Höchstgeschwindigkeit hundertfünfzig, wenn der
Wind nicht gerade von vorne kam. Und die Speicherkristalle
lieferten nur für eine Woche Energie, bevor sie wieder aufgeladen werden mußten. Aber die Maschine war nützlich, um
zwischen seinen Gütern hin und her zu reisen, und so hatte
Owen sie immer in Bereitschaft gehalten. Er hätte nicht im
Traum daran gedacht, daß er den Flieger einmal für seine
Flucht brauchen würde; doch das Gefühl, jederzeit eine Maschine zur Hand zu haben und nicht auf andere angewiesen zu
sein, war auch so irgendwie beruhigend gewesen. Owen
rutschte in den Pilotensitz und zog die Kanzel über das Cockpit. Einige Sekunden später war der Flieger startklar, und
Owen ließ die Maschine vorsichtig aus ihrem Hangar in den
Höhlen und in den grellen Schein des Morgens gleiten.
Die Kanzel verdunkelte sich automatisch und dämpfte das
Sonnenlicht. Trotzdem schmerzte es in Owens Augen. Er
nahm Kurs nach Norden und beschleunigte auf Maximalgeschwindigkeit, so schnell er es wagte. Von hier oben sah Virimonde kühl und grün aus, so ruhig und friedlich. Es schien
Owen vollkommen unmöglich, daß sein Leben in einer so
vollkommenen Welt bedroht sein könnte. Ausgedehnte Prärien erstreckten sich auf der linken Seite bis zum Horizont, und
auf der rechten wogten Felder voller Getreide, so weit das
Auge sehen konnte. Niedrige Mauern aus Feldsteinen zogen
sich hier und da durch die Landschaft, und die Menschen arbeiteten ohne Hektik auf den Feldern, als wäre es ein Tag wie
jeder andere.
Das ist einfach nicht fair! zuckte es durch Owens Gedanken. Doch er hatte nicht die Zeit für Selbstmitleid und zwang
sich, den Blick von seinen Untertanen abzuwenden. Owen
benutzte sein Komm-Implantat und

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