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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sollte, daß du für
vogelfrei erklärt wirst. Irgend jemand hat weit vorausgedacht,
obwohl seine Motive im Augenblick unklar bleiben. Offensichtlich ist der Ring äußerst wichtig. Er stellt eine Art
Schlüssel dar. Der Datei zufolge sollst du damit nach Nebelwelt gehen, wo Hilfe auf dich wartet.«
»Das ist alles?« fragte Owen nach einer Weile.
»Ich fürchte ja. Aber ich denke, ich sollte darauf hinweisen,
daß sich sehr wohl noch weitere Informationen in meinen
Erinnerungen befinden könnten, die durch zukünftige Ereignisse freigegeben werden.«
»Das sieht meinem Vater so richtig ähnlich«, sagte Owen
angewidert. »Selbst nach seinem Tod versucht er noch, mir
mein Leben vorzuschreiben. Er und seine verdammten Intrigen. Nebelwelt. Was zur Hölle soll ich auf Nebelwelt? Der
Planet der Gesetzlosen! Ein Ort voller Krimineller und Mörder! Die Lebensumstände sind einfach barbarisch. Ich würde
nicht einmal für alles Geld der Welt dort leben wollten. Nein,
Oz. Wohin auch immer ich gehen werde, auf keinen Fall nach
Nebelwelt. Ich weiß, was er vorhat. Als er umgebracht wurde,
sollte ich seinen Ring nehmen und Rache schwören, wie in all
diesen Seifenopern, die er so geliebt hat. Zur Hölle mit ihm!
Er hat mir mein Leben nicht vorschreiben können, solange er
noch lebendig war, und ich werde mich jetzt erst recht nicht
nach seinen Wünschen richten. Wenn er sich mit seinen miesen politischen Intrigen in Gefahr gebracht hat und deswegen
sterben mußte, nun, das war seine eigene Angelegenheit. Ich
habe bessere Dinge mit meinem Leben vor. Und nicht umgebracht zu werden ist eines der wichtigsten davon.«
»Ich bin sicher, daß dein Vater nur das Beste für dich im
Sinn hatte«, widersprach die KI.
»Das sagst du nur, weil er dich so programmiert hat. Er hat
mich nie verstanden. Er hat es noch nicht einmal versucht. Er
hat nie eingesehen, daß ich kein Krieger werden wollte.«
Eine Weile eilte Owen schweigend weiter. Es gab nichts
mehr zu sagen, und außerdem benötigte er seinen Atem zum
Laufen. Der Tunnel neigte sich eindeutig nach unten, aber
nach so vielen Biegungen und Schleifen hatte er vollkommen
die Orientierung verloren. Owen hatte den Gang noch nie zuvor benutzt und war nicht sonderlich von der Konstruktion
beeindruckt. Es war kalt und feucht hier unten, die Decke
hing ungemütlich tief, und es stank entsetzlich. Vermutlich
hätte er genau das erwarten müssen. Man konnte schwerlich
das Reinigungspersonal einmal pro Woche in seinen geheimen Fluchttunnel schicken. Owen verlangsamte seinen Schritt
zu einem schnellen Gehen und atmete tief durch. Allmählich
mußte er dem Ausgang näher kommen, und er wollte nicht
erschöpft oder atemlos sein. Man konnte nie wissen, was einen erwartete.
»Oz? Bist du noch da?«
»Selbstverständlich, Owen. Wo sollte ich denn sonst sein?«
»Klugscheißer. Sieh mal, die ganze Geschichte ergibt einfach keinen Sinn. Selbst wenn ich für vogelfrei erklärt worden
wäre, würde der Hof es nicht an die große Glocke hängen.
Selbst heutzutage, unter der Eisernen Hexe, kommt es extrem
selten vor, daß ein Lord für vogelfrei erklärt wird. Und die
Angelegenheit wird fast immer heimlich erledigt. Es ist nicht
gut, wenn die niederen Stände Geschmack daran finden, den
Adel zu töten, oder? Sie könnten auf dumme Gedanken kommen. Wir sind angeblich etwas Besonderes, weit über ihnen
und unberührbar durch ihre bedeutungslosen kleinen Leben.
Man kann einen Lord nicht einfach für gesetzlos erklären. Das
macht man einfach nicht.«
»Sicher hast du recht. Die Sache ist zumindest ungewöhnlich«, stimmte die KI zu. »Ich kann nur annehmen, daß die
Imperatorin persönlich deinen Tod wünscht. Die Belohnung
auf deinen Kopf ist beispiellos hoch. Hmmm. Ich frage mich,
was sie mir für dich geben würde …?«
»Oz!«
»Nur so eine Idee. Warte mal … neue Nachrichten. Jemand
versucht, in meine Programmierung einzudringen. Profis, ohne Zweifel. Sie überwinden meine äußere Verteidigung, als
wäre sie gar nicht vorhanden. Sie haben verdammt starke Kodeknacker bei sich, Owen. Könnte sein, daß wir in ernsthaften
Schwierigkeiten stecken.«
»Imperiale?«
»Muß so sein. Aber keine Panik, jedenfalls noch nicht im
Augenblick. Ich kümmere mich jetzt schon eine ganze Weile
um euch Todtsteltzer, und ich habe mit den Jahren einiges an
Tricks gelernt. Einschließlich der Möglichkeit, mich ein gutes
Stück dümmer zu geben, als ich in Wirklichkeit bin,

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