Der eiserne Thron
Unterstützung mit.
Meine einzige Chance besteht darin, ein Gesetzloser zu werden, vogelfrei, und in den Untergrund zu gehen. Du hast immer gesagt, du würdest mir überallhin folgen, ganz egal was
geschieht. Denkst du noch immer so? Willst du wirklich alles
wegwerfen, all deinen Reichtum aufgeben und mit mir in den
Untergrund gehen? Willst du vogelfrei werden wie ich?«
Evangeline setzte sich zu ihm und drückte ihren Geliebten
so fest sie konnte. »Natürlich will ich das, Finlay. Du bist
alles, was ich je wollte.«
Eine Weile saßen sie schweigend beieinander und hielten
sich in den Armen. Dann gab die Regenerationsmaschine eine
Reihe drängender Geräusche von sich. Finlay und Evangeline
erhoben sich zögernd und gingen hin, um die Anzeigen zu
kontrollieren. Finlay nickte langsam, und Evangeline verbarg
sorgfältig ihre wahren Gefühle.
»Sie ist schlimm dran, trotzdem hat die Maschine sie stabilisiert«, sagte Finlay schließlich. »Es wird eine Zeitlang dauern, bis die Maschine mit ihrer Arbeit fertig ist, aber wir können nicht so lange warten.«
»Du sagst, daß Robert herkommt?«
»Mit ein paar Freunden vom Militär. Sie werden nach
Adrienne sehen und sie beschützen.«
»Die Wachen werden ihn nicht hineinlassen. Papa leidet seit
der … Geschichte mit Letitia noch mehr an Paranoia als gewöhnlich, und seine Leute haben strikte Anweisung, jeden zu
erschießen, der mich besuchen will und nicht zur Familie gehört. Du hast doch so ein Gerät …«
»Ein Implantat, Liebes. Nichts, was Robert helfen könnte.
Aber jemand muß bei Adrienne bleiben. Ich kann sie nicht
einfach ihrem Schicksal überlassen. Das hat sie nicht verdient.«
»Schon gut. Laß mich nachdenken.« Evangeline verschränkte die Arme vor der Brust und ging im Zimmer auf
und ab. »Hier … hier gehen mehr Dinge vor, als du auch nur
ahnst, Finlay. Dinge, von denen ich dir noch nie etwas erzählt
habe. Dinge, die mich betreffen …«
Finlay lächelte. »Ich weiß alles, was ich wissen muß.«
»Halt den Mund, Finlay. Du verstehst nicht. Ich mußte es
geheimhalten, sogar vor dir. Ich bin ein Klon, und ich bin
außerdem Mitglied der Untergrundbewegung.« Sie bemerkte,
wie sich sein Gesicht verfinsterte, trotzdem blickte sie ihm
weiter unverwandt in die Augen. »Die ursprüngliche Evangeline Shreck starb durch einen Unfall. Papa konnte den Gedanken nicht ertragen, ohne sie zu leben, und so ließ er mich klonen. Heimlich. Sieh mich nicht so an, Finlay. Bitte! Ich bin
noch immer die gleiche Person, die ich immer war.«
»Wirklich?« erwiderte Finlay. »Ich weiß es nicht mehr. Ich
weiß überhaupt nichts mehr. Wann ist das geschehen? Wie
lange ist das her? Ist die Frau tot, die ich einmal liebte? Habe
ich mich von einer Kopie zum Narren halten lassen?«
»Nein! Das alles geschah lange, bevor wir uns zum ersten
Mal sahen und ineinander verliebten. Es hat immer nur dich
und mich gegeben!«
»Wie kann ich jemals sicher sein?«
»Kannst du nicht. Du wirst mir vertrauen müssen.«
»Wie soll ich dir nach dieser Geschichte vertrauen? Ich habe dir alles von mir erzählt, sogar über den Maskierten Gladiator. Und du hast mir die Wahrheit verschwiegen.«
»Ich mußte es tun! Ich wußte, daß du so reagieren würdest!«
»Was sonst hast du mir noch verheimlicht?«
»Nichts, gar nichts! Ich habe dir alles gesagt, Finlay. Es gibt
nichts sonst.«
Sie standen sich eine kleine Ewigkeit gegenüber und starrten sich schweigend an. Als Evangeline schließlich wieder zu
sprechen begann, klang ihre Stimme so ruhig und entschlossen wie nur möglich.
»Wir können nicht hierbleiben. Ich kann dich in den Untergrund führen. Sie werden dich aufnehmen, wenn ich mich für
dich verbürge. Die Wolfs können dir nicht dorthin folgen, und
du bist in Sicherheit. Außerdem ist Valentin Wolf auch im
Untergrund aktiv.«
»Also kann er mir auch dort gefährlich werden. Ich würde
in eine Falle laufen!«
»Nein. Die Untergrundbewegung würde es nicht erlauben.
Wir haben sehr strenge Regeln, was interne Konflikte angeht.
Das ist auch nötig, weil wir sonst nichts bewegen könnten.
Wenn man in den Untergrund geht, läßt man sein altes Leben
zurück. Wir könnten noch einmal anfangen, Finlay, ganz von
vorn!«
»Also gut«, erwiderte Finlay. »Also gut. Ich kann jetzt nicht
vernünftig über all das nachdenken. Wir werden später weiterreden, vorausgesetzt, daß es ein Später gibt. Was machen wir
wegen Robert? Er wird sicher bald mit seiner kleinen Armee
hier eintreffen und nach
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