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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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genannt wurde.
Und dann geschah ein Wunder. Eines der gequälten Gedankenmuster explodierte in einem alles versengenden Ball von
Licht, der die Dunkelheit zurücktrieb. Ein einziges Bewußtsein, rein und mächtig, griff nach draußen, scharte alle Gefangenen um sich und vereinigte sie in einem einzigen Schrei der
Wut. Früher Johana Wahn, jetzt Mater Mundi , gab sie ihnen
Kraft und Hoffnung und bündelte sie zu einem einzigen gewaltigen Über-Ich, das dem stärksten Esper des Imperiums
ebenbürtig war. Aber nur ebenbürtig und nicht mehr. Tausende von Bewußtheiten schwankten hin und her in diesem ÜberIch, zerrissen zwischen Mater Mundis schierer Kraft und den
kontrollierenden Würmern direkt an den Synapsen in ihren
Köpfen. Die Gefangenen bekämpften sich im wahrsten Sinne
des Wortes selbst.
Und auch Finlay wurde in das Über-Ich gesaugt. Er konnte
Evangeline neben sich spüren, aber irgendwie blieb sie immer
genau außerhalb seiner Reichweite. Die Kräfte des Wurmwächters tosten ringsum wie der Donner mächtiger Schwingen, aber die Kreatur war außerstande, ihn zu packen. Finlay
trug keinen Wurm in seinem Kopf, und noch wichtiger: Er
war nicht nur ein Bewußtsein, sondern zwei. Und als der
Wurmwächter in seinen Kopf eindrang und Finlay zu absorbieren begann, da kam der Maskierte Gladiator frei, unbemerkt, unbeobachtet, lauernd, wartend. Finlay tauchte tief in
das Bewußtsein des Wurmwächters ein, scheinbar ein weiterer kleiner Sieg über die Anstrengungen Mater Mundis, ein
weiterer Funke, der in der Dunkelheit verlosch, aber im gleichen Augenblick, als der Wächter Finlay Feldglöck umklammerte, begann der Maskierte Gladiator zu handeln. Er sprang
vor, wie immer in seinem konturlosen stählernen Helm, dem
er seinen Namen verdankte, in der Hand sein Schwert Morgana. Der Wurmwächter bemerkte, daß etwas nicht stimmte,
und er spannte sich in einem Reflex – aber er hatte seinen
tödlichsten Feind bereits zu tief in sein eigenes Bewußtsein
gesogen. Der Maskierte Gladiator erblickte das einzelne, finstere Licht in der Mitte des umgebenden Raums, das ureigene,
private Selbst des Wurmwächters, sein Innerstes – seine Seele, wenn die Kreatur denn eine hatte –, und es schien ihm sehr
klein und sehr leicht zu überwinden. Und wirklich, es war die
leichteste Sache der Welt für den Maskierten Gladiator. Er
trat einen Schritt vor, zog seinen Helm ab und blies das Licht
aus wie eine Kerze.
Dunkelheit senkte sich herab, als der Wurmwächter starb,
und sein letzter, verhallender Schrei erstickte unter dem Triumphgebrüll der Gefangenen von Silo Neun, die endlich frei
von seiner Umklammerung waren. Und Finlay Feldglöck,
wieder der alte, sah ihnen zu, wie sie aus ihren Gefängniszellen strömten, um ganz sicher zu gehen, daß niemand zurückblieb, und dann schlenderte er lässig aus der Dunkelheit in das
Licht, um den Beifall und die Anerkennung der anderen entgegenzunehmen.
    Nur, daß Finlay, als er wieder in seinen eigenen Kopf zurückgekehrt war und die Augen öffnete, um sich umzublicken,
sich in einem unbeschreiblichen Chaos wiederfand. Menschen
rannten hin und her, und die Beleuchtung ging flackernd an
und aus. Evangeline hing an seinem Arm, brüllte ihm etwas
ins Ohr, und Pindar starrte entsetzt in die Runde. Finlay schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf das, was Evangeline
ihm mitzuteilen versuchte.
    »Finlay, wir müssen von hier verschwinden! Die Gefangenen sind alle frei, und Mater Mundi bahnt uns einen Weg aus
dem Gefängnis. Die Verantwortlichen haben Panik bekommen und die Imperialen zu Hilfe gerufen. Tausende von Soldaten kämpfen bereits gegen Esper und Klone. Die Imperialen
beziehen Prügel, aber es sind viel zu viele. Sie sind einfach
überall, und sie werden bald auch hiersein. Wir müssen verschwinden, Finlay, so lange wir noch können!«
    »Also gut«, erwiderte Finlay. »Ich bin wieder da. Wie viele
sind wir?«
»Nur noch wir drei. Die anderen kämpfen alle gegen die
Imperialen. Die Stevie Blues sind ganz in ihrem Element.
Inzwischen muß bereits das halbe Gefängnis brennen.«
»Und wo liegt dann das Problem? Wir verschwinden einfach auf dem gleichen Weg, den wir gekommen sind, und
entkommen im Schutz der Kämpfe.«
»Ihr versteht nicht!« mischte sich Pindar ein. »Sie schaffen
ESP-Blocker herbei. Hunderte von ESP-Blockern. Unsere
Leute werden hilflos sein, unbewaffnet. Die Wachen werden
sie schlachten.«
Finlay hob eine Hand und bedeutete

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