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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Krieger.
Kämpfer. Mörder.
    Er sprach mit seinem Vater, dem ehrenwerten Oberhaupt
des Todtsteltzer-Clans, der für alles und jeden Zeit fand, außer
für seinen eigenen Sohn. Owen hätte ihn so gerne geliebt. Er
hatte versucht, seinen Vater zu bewundern, doch zwischen
ihnen hatte immer ein tiefer Graben aus unterschiedlichen
Ansichten über Treue, Macht und Ehre gelegen.
    Aneinandergefesselt durch die Bande aus Blut, auseinandergerissen durch die Machenschaften der Politik.
Owen hatte nicht gewußt, wieviel sein Vater ihm bedeutet
hatte, bis er von ihm gegangen war und ihn in einer feindlich
gesinnten Welt zurückgelassen hatte. Er war davongerannt,
nach Virimonde , wo er sich in der Hoffnung hinter seiner Forschung versteckt hatte, daß niemand von ihm Kenntnis nehmen würde. Owen wollte nicht in die Machenschaften und
Ränke verwickelt werden, die letztendlich zum Tod seines
Vaters geführt hatten. Er wollte lieber das Leben eines Gelehrten führen, nicht das eines Kriegers, und er verschloß die
Ohren vor den Dingen, die er nicht hören wollte.
Owens Gedanken wirbelten weiter in die Vergangenheit
schneller und schneller, und hier und da legten sie kleine Pausen ein, bei wichtigen Ereignissen und Gesichtern. Er durchlebte erneut die entscheidenden Augenblicke seines Lebens,
so daß er sie verstehen und entscheiden konnte, was von alle
dem wirklich wichtig für ihn gewesen war. Weiter und weiter,
tiefer und tiefer. Mut. Liebe. Ehre.
Irgendwann erreichte er den Kern seines Selbst – jenen Ort,
wo alle Dinge entschieden werden. Owen blickte zurück über
sein Leben, vom Beginn bis zur Gegenwart, und zum ersten
Mal sah er die Dinge, wie sie wirklich waren. Zum ersten Mal
akzeptierte er, was für ihn wirklich von Bedeutung war. Ein
Krieger zu sein, ein Mann von Ehre, durch die Verpflichtung
geleitet, die in der Verteidigung seiner Freunde und einer ehrenvollen Sache begründet lag. Die Schwachen zu schützen
und die Schuldigen zu strafen. Zu kämpfen, um dem Kämpfen
ein Ende zu bereiten und denen Zuflucht zu gewähren, die
vom Imperium verfolgt wurden. Ein Held zu sein für alle, die
in Not gerieten.
Ein Todtsteltzer zu sein.
Das Labyrinth des Wahnsinns nahm den Mann, der einmal
Owen Todtsteltzer gewesen war, und entfernte alles Überflüssige, bis der Kern seines Wesens offenlag. Dann errichtete es
ihn von neuem, stärker und entschlossener denn je. Jetzt sah
Owen seine Zukunft klar vor sich, und er würde nie wieder
den Blick abwenden. Das Labyrinth beschenkte ihn mit Gaben, die er dringend benötigen würde; es gab ihm seinen Segen, und dann entließ es ihn.
    Owen blickte sich um, wach und konzentriert. Die Erinnerungen an die Ereignisse im Labyrinth verblaßten bereits wie ein
Traum, aus dem man vorzeitig geweckt wird. Etwas war geschehen, etwas Wunderbares, aber er hatte es bereits vergessen, weil kein Mensch es ertragen konnte, sein wahres Selbst
zu deutlich zu sehen. Owens Gedanken schienen hell und klar
wie die Luft nach einem Gewitterregen. Er fühlte sich gestärkt
und reiner als je zuvor, und das Leben brannte in ihm wie eine
helle Sonne. Er stand inmitten eines weiten, kreisförmigen
Raums, umgeben von stählernen Wänden, und Owen erkannte, daß er sich mitten im Zentrum des Labyrinths befand. Im
Herzen des Sturms, wo alles ruhig und friedlich war. Seine
Kameraden hatten sich ebenfalls eingefunden, und alle schienen irgendwie verändert. Sie sahen entschlossener und konzentrierter aus als vorher.
    »Dazu also dient das Labyrinth«, sagte Giles schließlich.
»Wulf versuchte es mir zu erklären, aber ich konnte ihn nicht
verstehen. Auf gewisse Weise sind wir neu geboren worden.
Wir haben eine zweite Chance bekommen. All unsere Sünden
sind uns vergeben.«
    »Wovon zur Hölle redest du, alter Mann?« fragte Hazel.
»Ich fühle mich, als hätte ich eine Woche durchgesoffen und
keine Erinnerung mehr daran.«
    »Was soll das ganze Gerede eigentlich?« mischte sich Ruby
Reise ein. »Nichts ist geschehen, überhaupt nichts. Ihr habt
wohl alle geträumt?«
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte Jakob Ohnesorg. »Ich …
ich war irgendwo … irgendwo anders. Warum kann ich mich
nicht daran erinnern?«
    »Weil Euer Verstand eine Schockbehandlung erfahren hat«,
erklärte der Wolfling. »Und um Eurer geistigen Gesundheit
willen habt Ihr den Schmerz vergessen. Ihr wurdet wiedergeboren, und eine Geburt ist stets ein traumatisches Erlebnis.«
    Ruby blickte den Wolfling

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