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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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mißtrauisch an. »Du willst uns
hier keinen religiösen Quatsch erzählen, oder? Das fehlt uns
nämlich gerade noch: ein Werwolf, der das Evangelium predigt.«
    »Was auch immer es gewesen sein mag, es hat meinen Körper genauso beeinflußt wie meinen Geist«, sagte Owen. »Ich
habe mich noch nie so klar und konzentriert gefühlt. Wie steht
es mit Euch, Mond?«
    »Eine interessante Erfahrung«, gestand der Hadenmann »Es
war wie geträumte Gleichungen, reine Mathematik, die sich in
die Unendlichkeit erstreckte und auch noch das letzte Rätsel
erklärte. Ich befand mich im Zentrum des Universums, und
ich fühlte mich, als müßte ich nur die Hand ausstrecken, um
alles zu berühren. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch
meinen internen Aufzeichnungen zufolge sind erst wenige
Augenblicke vergangen, seit wir das Labyrinth betreten haben. Ich würde sagen, daß wir alle einem sehr ausgeklügelten
Bewußtseinstest unterzogen wurden.«
»Nein«, widersprach Giles. »Es war mehr als das. Das Labyrinth schien …«
    »… lebendig«, vollendete der Wolfling den Satz, und alle
nickten zustimmend. Sogar Ruby.
»Warum heißt es Labyrinth des Wahnsinns ?« fragte O wen
unvermittelt. »Ich habe mich nie im Leben gesünder gefühlt
als jetzt.«
»Weil die meisten Menschen, die das Labyrinth betreten,
nicht so gesund wieder hinauskommen«, antwortete der Wolfling. »Irgendwo unterwegs verlieren sie den Verstand. Offenbar kann nicht jeder sein wirkliches Selbst hinter all den Masken und Ausflüchten ertragen. Die meisten werden einfach
verrückt. Ich bin nicht sicher, ob es daran liegt, daß sie im
Labyrinth zuviel sehen, oder daran, daß sie nicht ertragen, was sie sehen. Für einige bietet selbst der Wahnsinn nicht genug
Schutz. Sie sterben.«
»Einen Augenblick«, unterbrach ihn Owen. »Wie viele sterben, und wie viele werden verrückt?«
»Bis heute«, antwortete der Wolfling mit ruhiger Stimme,
»haben erst vierundzwanzig von all den Hunderten, die durch
das Labyrinth gegangen sind, es gesund wieder verlassen.
Euch eingeschlossen. Ich muß schon sagen, ich bin sehr beeindruckt. Ich hätte kein Geld darauf gesetzt.«
Hazel funkelte Giles zornig an. »Und du läßt uns mir nichts
dir nichts einfach hineinlaufen? Keine Warnung, nichts? Ich
sollte dir dein verdammtes Herz herausreißen!«
»Verdammt richtig«, stimmte Ruby ihrer Freundin zu.
Alle hatten sich umgewandt, die Waffen auf Giles gerichtet,
aber der Erste Todtsteltzer schien völlig ungerührt. »Es war
notwendig«, sagte er ohne erkennbare Emotion. »Ihr wolltet
den Dunkelwüsten-Projektor . Oder nicht? Nun, ich habe Euch
direkt zu ihm geführt. Das hier ist der einzige Ort, wo ich ihn
sicher zurücklassen konnte. Mitten im Labyrinth des Wahnsinns .«
Er drehte sich um und ging davon, ohne die auf ihn gerichteten Pistolen zu beachten, und nach kurzem Zögern folgten
ihm die anderen. Im Zentrum der runden Fläche stand ein
großer, leuchtender Kristall, beinahe vollkommen rund und
vielleicht anderthalb Meter im Durchmesser. Giles blieb vor
dem Kristall stehen, ohne ihn zu berühren, und starrte in das
Leuchten. Sein Gesicht schien ein wenig weicher zu werden,
und er lächelte. Die anderen versammelten sich um den Kristall, angezogen von ihrer Neugier und dem Ausdruck auf
Giles’ Gesicht. Nur der Wolfling blieb ein wenig zurück.
Owen beugte sich über den Kristall, und das Leuchten intensivierte sich, wurde warm und golden, als der Kristall seinen
Inhalt enthüllte. Ein winziger menschlicher Säugling, eingehüllt in eine einzelne Decke. Der Säugling schien nicht mehr
als einige Wochen alt zu sein. Er war noch weich und runzlig,
doch das Gesicht war klar und ausgeprägt, und die pummeligen Backen schimmerten ein wenig gerötet. Das Kind hatte
den Daumen im Mund und schlief friedlich vor sich hin. Sein
Atem ging regelmäßig, und es sah so schön und unschuldig
und vollkommen hilflos aus.
»Er ist mein Klon«, sagte der Erste Todtsteltzer weich.
»Mein Sohn, in jeder nur erdenklichen Hinsicht. Ein echter
Todtsteltzer, geboren aus meinem eigenen Blut. Ich experimentierte mit einer neuen Methode zur Herstellung von
Esperklonen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dort seht
Ihr das Resultat. Er weiß noch nicht viel über das Leben, weil
ich es so eingerichtet habe. Als er das letzte Mal wach war,
hat er auf mein Bestreben hin seine Esperfähigkeiten eingesetzt, und tausend Sonnen verschwanden einfach. Einfach so!
Ich hatte

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