Der eiserne Thron
hypnotischen Anziehungskraft des Labyrinths
beeinflußt zu werden. Das rätselhafte Gebilde zog die Augen
auf sich wie ein Magnet, rätselhaft und beunruhigend. Dram
schien es nichts auszumachen. Fast schien es, als würde er
jeden Tag etwas Derartiges sehen.
Im Augenblick stand Dram ein wenig abseits. Er war in seinen dunklen Umhang gehüllt und betrachtete schweigend den
Eingang zu dem Labyrinth, das ihren Weg blockierte. Er hatte
das Gebilde Labyrinth des Wahnsinns genannt, aber nicht
verraten, aus welchem Grund es so hieß, und auch nicht, was
es mit diesem Labyrinth auf sich hatte. Schwejksam konnte
nur vermuten, daß der Spion im Lager der Rebellen Dram
Informationen hatte zukommen lassen, die der Hohe Lord
nicht mit dem Rest seiner Leute zu teilen wünschte.
Schwejksam fügte sich zähneknirschend. Offiziell trug er
die Verantwortung für die Landeoperation, aber er war schlau
genug, sich den Wünschen Drams zu fügen, wo immer es
ratsam schien. Es war nicht gut für die Karriere, den Gemahl
der Imperatorin zu verärgern, und es verringerte überdies beträchtlich die Aussichten auf das Erreichen des Pensionsalters.
Schwejksam blickte erneut zu dem Labyrinth, und das Labyrinth blickte zurück und behielt ansonsten seine Geheimnisse
für sich. Frost war dafür gewesen, auf direktem Weg einzudringen und es zu durchqueren, doch Dram hatte nein gesagt.
Höflich, aber entschieden. Er brauche Zeit, um das Labyrinth
zuerst zu studieren, hatte er hinzugefügt. Anscheinend war er
noch immer in das Studium des rätselhaften Gebildes vertieft,
denn seither hatte er kein Wort mehr gesprochen.
Schwejksam wandte seine Aufmerksamkeit wieder zu K.
Stelmach, seinem Sicherheitsoffizier. Den Augen und Ohren
Ihrer Imperialen Majestät, der Eisernen Hexe, und ganz generell ein Ärgernis wie Hämorrhoiden. Teilweise wegen seiner
konstanten Arroganz und Überheblichkeit, aber größtenteils
wegen seines Gepäcks.
Die Unerschrocken hatte Stelmach auf dem Planeten Grendel abgeholt, und der Sicherheitsoffizier war mit einem
Schoßtier an Bord gekommen. Genauer gesagt, mit einem der Schläfer aus den Gewölben des Planeten. Es stand, oder besser gesagt kauerte, an der Seite, weit weg von allen anderen.
Mehr als drei Meter groß und nur von ungefähr menschlicher
Gestalt, trug es ein nie von seinem Gesicht weichendes, entnervendes, drohendes Grinsen zur Schau, das seine stählernen
Zähne enthüllte. Der gesamte Körper der Kreatur war von
einem blutigroten, dornigen Panzer überzogen, und seine purpurnen Augen blinzelten nie. Das Wesen roch nach bitterem
Honig und getrocknetem Blut. Die langgliedrigen Hände endeten in bösartige Klauen, und sein Kauern erweckte in dem
Betrachter stets den Eindruck, als könnte es jeden Augenblick
aufspringen und alles angreifen, was in seiner Nähe atmete.
Schwejksam hatte eine dieser Kreaturen bei der Arbeit gesehen. Sie hatte seine Leute förmlich geschlachtet, in der
grauenerregenden Stadt, die sie tief im fauligen Herzen des
Planeten Grendel entdeckt hatten. Die Kreaturen waren genetisch konstruierte Mordmaschinen, und sie waren vor Jahrtausenden von einer unbekannten Rasse entwickelt worden, um
einen unbekannten Feind zu bekämpfen. Wenn Gott der Herr
wirklich gnädig war, dann waren die beiden Rassen inzwischen ausgestorben. Trotzdem lebte ihr tödliches Erbe in den
Gewölben des Planeten Grendel weiter.
Stelmach beteuerte zwar, daß dieses spezielle Wesen jetzt
keinerlei Gefahr mehr darstellte, weil es unter der Kontrolle
eines kybernetischen Jochs stand, das buchstäblich die Gedanken der Kreatur lenkte und es ihr unmöglich machte, etwas anderes zu tun, als Befehle zu befolgen. Aber Schwejksam war sich da nicht so sicher. Neue Erfindungen besaßen
immer Schwachstellen und Fehler, und wenn das Joch versagte, wollte er nicht in der Nähe sein. Er wollte nicht einmal auf
dem gleichen Planeten sein wie das fremde Wesen. Schwejksam war sogar in Versuchung gewesen, ausdrückliche Befehle
zu mißachten und der Kreatur die Passage auf der Unerschrocken zu verweigern, aber am Schluß war ihm nichts anderes übriggeblieben, als zuzustimmen. Erstens, weil K. Stelmach direkt für die Imperatorin sprach und man einen Befehl
Ihrer Imperialen Majestät nicht ignorierte, wenn man den
Sonnenuntergang noch erleben wollte, und zweitens, weil er
den Schläfer vielleicht noch dringend gebrauchen konnte,
wenn die Hadenmänner in ihrer Gruft wirklich aufgeweckt
wurden,
Weitere Kostenlose Bücher