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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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hatte – aber wie durch irgendeinen dunklen, geheimnisvollen Zauber blieb sein Verstand scharf und gefährlich. Er hatte die üblichen Feinde eines Mannes in seiner Position und wirkte ganz so, als wollte er sie alle überleben. Und
obwohl er sich aus sämtlichen höfischen Intrigen und Ränken
heraushielt, besaß er dennoch einen subtilen, ja geradezu
böswilligen Einfluß auf diejenigen, die das nicht taten. Valentin mochte eine empfindliche Treibhauspflanze sein, aber seine Dornen waren in höchstem Maße giftig.
    Valentin zog eine silberne Pillenschachtel hervor, entnahm
ihr ein kleines Pflaster und preßte es an seine Halsschlagader.
Das aufgemalte Grinsen verbreitete sich zu einer klaffenden
purpurnen Wunde, und sein Vater räusperte sich mißbilligend.
    »Muß das jetzt sein? Wir werden bald am Hof ankommen,
und wir werden all unseren Verstand bitter nötig haben.«
»Nur ein kleines, harmloses Beruhigungsmittel, Vater.« Valentins Stimme klang beherrscht, freundlich und nur eine Spur
zu verträumt. »Sei versichert, daß ich dir mit all meinen Fähigkeiten zur Seite stehen werde. Wenn ich noch konzentrierter wäre, würden meine Synapsen zusammenbrechen. Aus
welchem Grund vermutest du, daß Ihre Imperiale Majestät,
lang möge sie leben, deine Gesellschaft wünscht?«
»Wer kennt in diesen Tagen schon die Beweggründe der. Eisernen Hexe? Ich habe in dieser verdammten letzten Woche
mehr Zeit als normalerweise in einem ganzen Monat damit
vergeudet, in diesen verfluchten Todesfallen hin und her zu
reisen. Sie verhält sich nicht wie gewöhnlich, und all meine
üblichen Informationsquellen sind entweder ins buchstäbliche
Nichts verschwunden oder haben unerwartete Skrupel entwikkelt. Ich habe den kleinen Scheißkerlen jahrelang gutes Geld
bezahlt, und genau in dem Augenblick, wo ich sie wirklich
brauche, brechen sie zusammen. Wenn ich in einem Stück vom
Hof zurückkomme, dann werden Köpfe rollen, mein Junge,
und das meine ich nicht metaphorisch. Die Eiserne Hexe hat
etwas vor, das spüre ich. Etwas, das der Versammlung der
Lords nicht schmecken wird, und sie veranstaltet diese Mätzchen nur, um uns abzulenken und in Atem zu halten. Sie verschleiert etwas. Das sind alles nichts als verbale Taschenspielertricks. Aber was plant sie? Sei auf der Hut, mein Junge! Eines Tages wirst du, obwohl ich es nur ungern eingestehe, das
Oberhaupt der Familie sein, und ich will nicht, daß man hinterher sagt, ich hätte nicht alles in meiner Macht Stehende getan,
um dich gründlich auf diesen Tag vorzubereiten.«
»Möge noch viel Zeit bis zu jenem Tag vergehen, Vater«,
erwiderte Valentin, und nur ein sehr aufmerksamer Zuhörer
hätte einen sarkastischen Unterton in seiner Stimme entdekken können. »Du tust so viel für mich, und ich weiß es nie zu
würdigen. Ich habe ein paar Mittelchen dabei, die den Intellekt schärfen und das Bewußtsein klären. Möchtest du vielleicht eines davon ausprobieren?«
»Nein, ganz bestimmt nicht! Ich habe noch nie Drogen benötigt, um meinen Verstand zu schärfen. Aber zeig mir, wie
schlau du bist. Was meinst du, warum die Hexe uns diesmal
zu sich zitiert hat?«
Valentin zog eine Blume aus dem Ärmel. Sie besaß einen
langen Stiel, der vor Dornen nur so starrte, und ihre dicken,
fleischigen Blütenblätter waren schwarz wie die Nacht. Er
roch anerkennend an der Pflanze, bevor er eines der Blätter
zwischen die Zähne nahm und es herausriß. Dann begann er
langsam auf dem Blatt zu kauen und genoß sichtlich die
Pflanzensäfte.
»Die Imperatorin scheint in letzter Zeit ziemlich besorgt zu
sein, von dem Augenblick an, seit die Nachricht von den beiden neu entdeckten Alienrassen außerhalb des Imperiums
eingetroffen ist, die technologisch zumindest auf unserer
Entwicklungsstufe stehen. Eine hätte als potentielle Bedrohung schon ausgereicht, aber die Aussicht auf zwei hochentwickelte Spezies scheint die Ärmste förmlich um ihre Fassung
gebracht zu haben. Dann gibt es da auch noch die Kyberratten, die ihre zerstörerischen kleinen Spielchen in unseren
Rechnern spielen, die Klan-Bewegung, die ihre Botschaften
überall verbreitet, wo man hinsieht, und nicht zu vergessen
die kleinen Elfen mit ihren rabenschwarzen Seelen. Die Elfen
sind in letzter Zeit immer überheblicher geworden, ganz zu
schweigen von ihren letzten erfolgreichen Angriffen. Und
dann gibt es da natürlich auch noch die endlosen Intrigen am
Hof mit all ihren dunklen Verschwörungen,

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