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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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unmöglich zu erkennen.
Die herrschende Mode verlangte nach fluoreszierender, silbern schimmernder Haut und nach schulterlangem, metallisch
glänzendem Haar – jede einzelne Strähne mit allen möglichen
Metallen eingefaßt, die augenblicklich angesagt waren. Finlay
trug einen Frack, der seine bezaubernde Figur noch betonte,
und einen Kneifer, den er eigentlich gar nicht benötigte (niemand benötigte heutzutage einen Kneifer). Jede Geste, jede
Pose, alles an ihm war der Inbegriff von Eleganz und Stil.
    Finlay Feldglöck war ein Stutzer und Geck, und obwohl er
zu allen Gelegenheiten, bei denen die Mode danach verlangte,
ein Schwert an seinem Gürtel trug, hatte noch niemand jemals
beobachten können, daß er es im Streit gezogen hätte. Andererseits zog niemand jemals gegen ihn die Waffe – natürlich
nicht. Er war immerhin ein Feldglöck, und bei den Feldglöcks
wußte man nie so recht …
    Sein Vater hatte den Versuch aufgegeben, seinen Sohn zu
verleugnen, weil es nicht funktionierte – auf der anderen Seite
machte er kein Geheimnis aus der Verachtung, die er für den
launischen Poeten empfand, der irgendwie seinen männlichen
Lenden entsprungen war. Trotzdem wagte es niemand, gegen
Finlay zu intrigieren. Der alte Feldglöck war tödlich genug für
beide, sich und seinen mißratenen Sohn, und er würde keine
Beleidigung seines Familiennamens hinnehmen.
    Ungezwungen bahnte sich Crawford Feldglöck den Weg
durch die Menge, nickte denen zu, die in seiner oder der
Gunst der Herrscherin standen, und schnitt alle anderen mit
selbstgerechter Verachtung. Seine Bewegung durch die Halle
mochte zufällig erscheinen, aber in Wirklichkeit durchmaß er
den großen Saal mit militärischer Präzision und stellte sicher,
daß er all jene traf, die von Bedeutung waren, und prägte sich
ihre Gesichter und ihren Standort gründlich ein. Wissen war
Macht im Dickicht der Intrigen und Täuschungen, das an Löwensteins Hof herrschte. Der alte Feldglöck nickte anerkennend, während er darüber nachdachte. Eine gewisse vornehme
Wildheit half, die Schwachen und Zaghaften auszusieben.
Sein Ausdruck hellte sich unvermittelt auf, als sein Blick auf
ein bekanntes, aus der Versammlung hervorstechendes Gesicht fiel. Er beschleunigte seinen Schritt durch die Menge
und ließ den Menschen vor sich gerade genug Zeit, aus dem
Weg zu gehen – wenn sie schnell genug waren.
    »Sommer-Eiland, mein alter Freund!« rief er schließlich,
und eine ungewöhnliche Wärme bahnte sich ihren Weg an
dem üblichen Grollen vorbei in seine Stimme. »Welch eine
Freude, Euch hier zu treffen! Wie immer! Aber was führt
Euch an den Hof?«
    Lord Roderick Sommer-Eiland verbeugte sich zur Antwort
förmlich. Entgegen der herrschenden Mode zeigte sich sein
wirkliches Alter in den tiefen Falten seines Gesichts und der
dichten weißen Mähne auf dem Kopf, obwohl sein Rücken
noch immer gerade und sein Kinn hoch erhoben war. Der alte
Sommer-Eiland mißbilligte den augenblicklichen Hof mindestens genausosehr, wie der augenblickliche Hof ihn mißbilligte. Er zeigte sich nur selten in der Öffentlichkeit. SommerEiland kleidete sich im formellen Stil des vorhergehenden
Herrschers, obwohl das nicht gestattet war, und seine Bekanntschaft war gefährlich. Niemand wagte je, etwas zu sagen. Der alte Sommer-Eiland war in früheren Tagen ein Meister des Duells gewesen, und keiner wußte mit Bestimmtheit,
ob diese Tage wirklich vorüber waren. Er lächelte den Feldglöck beinahe zögernd an und schüttelte schließlich die angebotene Hand.
    »Feldglöck! Wie ich sehe, lauft Ihr so schäbig wie immer
durch die Gegend. Genießt Ihr noch die Gunst Ihrer Majestät?
Oh, natürlich. Was für eine dumme Frage! Es muß Jahre her
sein, daß ich es als notwendig erachtete, den Hof zu besuchen,
aber manche Dinge scheinen sich niemals zu ändern. Keiner
achtet die Tugenden, und der Abschaum steigt noch immer
bis an die Spitze auf.«
    Feldglöck grinste. »Ihr habt Euch schon immer an mir gestört, mein lieber Sommer-Eiland. Ein Glück, daß wir Freunde
sind, sonst hätten wir uns bereits vor Jahren gegenseitig umgebracht.«
    »Oh? Das wage ich zu bezweifeln«, widersprach der alte
Sommer-Eiland feierlich. »Ihr wart nie besonders gut mit dem
Schwert.«
    Feldglöck brach in schallendes Gelächter aus, und Leute,
die sich vorsichtig näher herangeschoben hatten, um der Unterhaltung der beiden zu lauschen, zogen sich hastig wieder
zurück. Viele

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