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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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immer es kostet.«
    Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Weit vor uns erkannte ich die ersten Baracken, die windschiefen Hütten funkelten in der Sonne. Und jenseits dieser schäbigen Straßen befand sich Frosts Haus. Inzwischen war dort sicher alles in Aufruhr: ihr kleines Mädchen verschwunden, der Baummeister nicht aufzufinden.
    »Du hättest mir sagen sollen, dass das dein Vater ist«, beschwerte sich Zee.
    »Ach ja? Und warum?«
    »Das ändert doch alles, oder nicht?«
    Ich verdrehte die Augen. Aber sie hatte recht. Das änderte wirklich alles. Pa war ein Teil von mir, der einfach immer da gewesen war. Und seit dieser Teil verschwunden war, war ich irgendwie verblasst, ausgedünnt.
    »Du meinst also, dieser Ort wäre Zion«, sagte ich schließlich. »Aber so wie mein Dad auf diesem Foto angekettet ist, wirkt das nicht gerade paradiesisch.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Für mich schon.«
    »Aber wenn schon einmal jemand dort war, wenn andere es gefunden haben, dann können wir das auch.«
    »Oder Frost.« Ich musste an sein Zimmer voller Karten und Bücher denken. »Der muss doch einen Plan haben.«
    »Crow hat ihn davon überzeugt, dass Zion irgendwo da draußen ist.« Sie deutete nach hinten. »Jenseits des Wassers. Aber sie warten noch auf irgendetwas, bevor sie aufbrechen.«
    »Und worauf warten sie?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur deshalb überhaupt irgendetwas, weil Frost mich für dämlich hält.«
    »Und was wollen sie tun, wenn sie es schaffen?«
    »Willst du mich verarschen? Die Leute würden eine Menge Geld hinblättern, um ein Stück von Zion zu bekommen.«
    »Ist das auch dein Ziel? Das Gelobte Land finden und es dann verscherbeln?«
    »Ich will einfach nur saubere Luft atmen.« Sie bohrte sich den Daumen in den zischenden Brustkorb. »Und einen Ort finden, an dem ich frei sein kann.«
    »Zusammen mit diesem Dreckskerl Frost?«
    »Wenn ich ihn irgendwie loswerden kann, nicht.«
    »Vielleicht solltest du einfach abhauen.«
    »Ohne ein Ziel und ohne Essen?«
    »Dann bist du jetzt vielleicht schon so frei, wie es dir möglich ist.«
    »Was?« Zee grinste höhnisch. »Denkst du denn, du wärst frei? Ziehst mit deinem klapprigen Wagen herum und musst jede Mahlzeit mühsam zusammenkratzen. Du bist nicht frei. Keiner von uns. Nicht, solange GenTech die Einzigen sind, die irgendetwas anbauen können.«
    »Vielleicht gibt es dort Obstbäume«, meinte ich. »Vielleicht sind sogar die Bäume auf diesem Foto Obstbäume.«
    »Und wer weiß, was dort noch alles wächst?«
    »Tja, wo auch immer es ist, man würde dort festsitzen. Die Heuschrecken halten sich zwar an die Maisfelder, aber wenn man ihnen einen neuen Ort zum Nisten gibt, machen sie sicher mal eine Ausnahme.«
    »Wenn ich Zion finde, gehe ich da nie wieder weg. Niemals.«
    »Vor allem nicht, wenn sie einen an die verdammten Bäume ketten.« Ich dachte an Pa. Dann sah ich zu Zee hinüber. »Du musst mir noch von diesen Koordinaten erzählen.«
    Sie lächelte, doch es galt nicht mir. Allem Anschein nach hatte sie erreicht, was sie wollte, denn sie ließ sich in ihren Sitz zurücksinken. »Ich werde dir gar nichts mehr erzählen, Baummeister. Wenn du meine Hilfe willst, tu einfach, was ich dir sage.«
    »Was zum Teufel soll das denn bedeuten?«
    »Es bedeutet, dass wir ein Team sind. Solange es uns sinnvoll erscheint, werden wir zusammenarbeiten. Wenn einer von uns sein eigenes Ding durchziehen muss, ist Schluss mit dem Team. Sofort.«
    »Okay, ich bin dabei.«
    »Dann gib Gas. Crow wird heute Morgen die Barackenstadt besuchen.«
    Ich trat auf die Bremse, obwohl die ersten Baracken noch ein gutes Stück entfernt waren. »Crow?«
    »Ja. Heute bringt er meine Mutter zum Tripnotysten.« Sie unterdrückte ein Husten. »Zu ihrem wöchentlichen Termin.«
    »Du willst mit Crow reden?«
    »Nein.« Zee schüttelte energisch den Kopf. »Ich will meine Mutter zurückhaben.«
    »Wir können später zurückkommen und sie holen«, widersprach ich, da ich an meinen Dad und die Warnung des Rastas denken musste. »So viele Leute wie hinter Zion her sind, können wir jeden Vorsprung gebrauchen.«
    »Wir werden sie nicht zurücklassen, Baummeister. Frost hat sie zerstört und auf Crystal gebracht, aber sie ist immer noch meine Mutter.« Wütend starrte sie mich an. »Und wenn wir diese Bäume finden wollen, brauchen wir sie.«

Kapitel 11
    D as Tattoo, erklärte mir Zee, das brauchten wir. Aber mehr wollte sie nicht verraten.
    Ich stellte den Wagen auf dem Schrotthof

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