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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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thronte, im typischen GenTech-Violett lackiert, das Führerhaus des Häckslers, dessen gewölbte Scheiben über die Front hinausragten wie eine Schutzbrille in einem Gesicht aus Stahl.
    Natürlich hatten sie uns gesehen. Wer auch immer da oben war. Die Fenster zeigten in unsere Richtung, sie starrten uns direkt an.
    Hastig legte ich den Rückwärtsgang ein.
    »Warte«, sagte Crow.
    »Worauf denn?«
    »Weglaufen bringt nichts. Und GenTech bevorzugt es, wenn die Häcksler in Bewegung sind. Schau dir mal den Dreck auf dem Teil an.«
    Er hatte recht. Die Maschine war mit einer feinen Schmutzschicht überzogen – die Klingen, der Motorblock, sogar die Fenster. Nichts davon sah aus, als wäre es in letzter Zeit bewegt worden.
    »Rück rüber.« Alpha kletterte an Crow vorbei und hockte sich neben mich. Sie legte das Fernrohr an und suchte den Häcksler und den Rest der Straße damit ab. »Nichts zu sehen«, sagte sie schließlich. »Nur dieser riesige Stahlhaufen.«
    »Ich würde sagen, wir fahren näher ran«, schlug Crow vor. »Mal sehen, was wir so finden.«
    »Was ist das?« Sal versuchte ebenfalls, einen Blick zu erhaschen.
    »Gar nichts«, sagte ich sofort, und Crow schob den Jungen wieder nach hinten.
    Alpha entsicherte ihr Gewehr und ließ eines der Fenster gerade so weit herunter, dass sie den Lauf hindurchschieben konnte. Dann fuhren wir langsam an.
    Als wir uns näherten, begriff ich erst, wie verdammt groß das Ding war. Allein die Klingen waren schon höher als unser Wagen, und der Häcksler war so breit, dass ich uns nur mit Mühe zwischen ihm und der Mauer aus Mais hindurchmanövrieren konnte. Während wir durch die schmale Lücke fuhren, starrten Crow, Alpha und ich fasziniert auf die Maschinen und Sortierboxen und verrenkten uns fast den Hals, um zum Führerhaus hinaufspähen zu können.
    Nachdem wir die Klingen und Stahlzähne hinter uns gelassen hatten, fuhr ich langsam an dem Häcksler entlang.
    »Warte«, rief Alpha. »Halt an.«
    »Was siehst du?«
    »Da oben.« Sie zeigte auf eine Leiter, die vom Boden direkt zum Führerhaus hinaufführte.
    Ich bremste und beugte mich zu Alpha hinüber.
    »Siehst du das?«, fragte sie.
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Na, und
was
siehst du?« Crow versuchte, sein Gesicht vor das Fenster zu schieben.
    »Eine Leiche«, antwortete ich. Obwohl ich nicht sicher war, ob man sie noch so nennen konnte. Kaum mehr als ein paar Knochen waren übrig. Getrocknetes, in der Sonne schwarz gewordenes Blut. Vielleicht ein paar Haare. Aber kein Fleisch, keine Organe. Der arme Kerl hing an der Leiter fest, dabei hatte er es sogar fast bis nach oben geschafft. Fast hätte er das Führerhaus erreicht. Fast in Sicherheit. Aber fast ist eben nicht genug. Nicht hier draußen. Nicht bei den Heuschrecken.
    »Und genau deswegen steigen wir nicht aus dem Wagen aus«, erklärte Crow.
    »Echt krass«, flüsterte Alpha. Sie warf mir einen kurzen Blick zu, und in ihren Augen spiegelte sich eine Angst, wie ich sie noch nie bei ihr gesehen hatte. Sie zog ihre Waffe zurück und schloss das Fenster.
    Hinter dem Häcksler brachte ich den Wagen wieder auf Kurs und steuerte die nächste Abzweigung an.
    »Wo müssen wir jetzt lang?«, fragte ich Crow.
    »Stopp«, erwiderte er.
    »Was?«
    »Stopp, hier. Hinter der Maschine.«
    »Warum? Was hast du denn gesehen?«
    »Agenten«, sagte Crow. »Direkt hinter uns.«
    *
    Hastig wendete ich den Wagen und parkte ihn dicht hinter dem Häcksler. Dann stellte ich den Motor ab.
    »Meinst du, sie folgen uns?«, fragte Alpha.
    »Wahrscheinlich schon«, nickte Crow. »Es sei denn, du hast hier draußen noch irgendjemand anderen gesehen, den sie verfolgen könnten.«
    »Vielleicht überprüfen sie ja nur den Häcksler«, schlug ich vor. »Das wäre doch logisch.«
    »Tja, ich würde sagen, wir stellen ihnen eine Falle.« Alpha sah an dem Häcksler hinauf. »Immerhin könnten wir von oben angreifen.«
    »Dazu müssten wir aber den Wagen verlassen«, gab ich zu bedenken.
    »Wenn du hier rumsitzen und abwarten willst, kannst du das gerne tun, Freundchen.« Damit riss Alpha die Wagentür auf und sprang nach draußen.
    Crow und ich starrten sie fassungslos an, als sie sich das Gewehr auf den Rücken schnallte und anfing, den Häcksler zu erklimmen. Erst stemmte sie sich hoch auf die Hinterräder, dann arbeitete sie sich mit Händen und Füßen weiter vor.
    »Hab ich doch gesagt.« Crow schüttelte fassungslos den Kopf. »Das Mädchen ist eine Granate. Das reinste

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