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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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haben wir hinter uns. Falls zwischendurch jemand pinkeln muss, kann er den Wagen für eine Minute verlassen – wenn’s hochkommt. Allerdings würde ich im Zweifelsfall lieber aus der Heckklappe pissen, wenn ihr wisst, was ich meine. Das hier ist Heuschreckengebiet, Leute. Und zwar das schlimmste von allen.«
    *
    Wir fuhren nach Süden. Dann Westen. Dann wieder nach Süden, bevor wir uns östlich orientierten. Bis Sonnenaufgang waren wir so oft abgebogen, dass ich die Richtung nur noch daran erkannte, wo die Sonne stand.
    »Du wirkst müde. Ich kann fahren«, sagte Crow irgendwann. Er hing dicht neben meiner Schulter.
    »Ich bin nicht müde.«
    »Nur ein Angebot, kleiner Mann. Du musst hier nicht immer den Harten spielen.«
    »Wie reizend von dir. Aber das kannst du dir abschminken. Das ist mein Wagen, also werde ich ihn auch fahren.«
    »Na schön. Dann bleibe ich beim Navigieren.«
    »Es fühlt sich an, als würden wir im Kreis fahren.«
    »Stimmt«, nickte Crow. »Es kommt einem wirklich so vor, nicht? Das ist hier draußen im Mais immer so.«
    »Wie kam es eigentlich, dass du ausgerechnet hier gearbeitet hast?«, wollte ich wissen.
    »Oh, ich habe schon überall gearbeitet.«
    »Als Agent?«
    »Spezialagent, könnte man sagen.«
    »Auf der Suche nach Bäumen?«
    »So ungefähr. GenTech will diese Bäume unbedingt haben, kleiner Mann. Sie glauben, in Zion wächst Nahrung.«
    »Während der ganzen Zeit, in der du nach Zion gesucht hast … hast du jemals gehört, ob da Leute hinverschleppt werden? Oder dass man sie dort an Bäume kettet?«
    Crow starrte aus dem Fenster. »Ich habe das Foto auch gesehen.«
    Ich beobachtete, wie der Mais mit zunehmendem Licht immer farbenprächtiger wurde. Weiter im Inneren des Feldes waren die Pflanzen weniger staubig, dafür umso grüner.
    »Und wie bist du dann bei Frost gelandet?«
    »Mister Frost hatte etwas, das ich brauchte.«
    »Das Tattoo.«
    »Er meinte, wenn wir die Bäume finden, würden wir zwischen uns aufteilen, was GenTech bezahlt. Für jeden genau die Hälfte.«
    »Und du hast ihm vertraut?«
    »So weit, wie ich jedem traue«, schränkte Crow ein. »Die grundlegende Überlegung war, dass ich den guten alten Frost sicher besser im Griff haben würde als die GenTech Corporation.«
    »Ist wohl nicht so gut gelaufen, wie?«
    »Einerseits ja, andererseits nein. Weißt du, mir geht’s nicht nur ums Geld. Ich will auch etwas mit nach Hause nehmen.«
    »Nach Hause?«
    »Nach Niagara.«
    »Ich dachte, das Kriegerdasein hättest du aufgegeben.«
    »Kleiner Mann, wenn man als Soljah geboren wird, stirbt man auch als Mitglied des Stammes.«
    »Und warum bist du dann weggegangen?«, fragte Sal von hinten. »Wenn du doch nur dahin zurückwillst.«
    »Tja, weißt du, sie haben mich aus der Stadt der Wasserfälle rausgeschmissen.«
    »Verbannt«, stellte ich fest. »Wer hätte das gedacht?«
    »Aber wenn ich ihnen einen Baum bringe«, fuhr Crow fort, »zum Beispiel einen hübschen kleinen Obstbaum … Dann müssen sie mich doch begnadigen, oder? Dadurch hätten die Soljahs noch etwas anderes, womit sie handeln können, nicht nur Wasser.«
    »Ich schätze, dann nehme ich einen mit nach Old Orleans«, sagte Alpha. »Einen Apfelbaum wie die in den Geschichten.«
    »Du kannst die guten Äpfel doch nicht an dieses Drecksloch verschwenden«, protestierte Crow lachend.
    Die Bäume untereinander aufteilen. Das war also der Plan.
    »Was ist mit dir?« Crow sah mich durchdringend an. »Was hast du vor?«
    »Das ist mein Vater«, sagte ich. »Der Mann auf dem Foto. Der Mann, den sie an den Baum gekettet haben.«
    »Dein Daddy?«
    »Ganz genau.«
    Crow grinste. »Meinst du nicht, der ist längst tot?«
    »Auf dem Bild ist er nicht tot.«
    »Das ist wahr.« Er zeigte nach vorne. »Da links abbiegen.«
    Ich fuhr um die Kurve auf einen etwas kleineren Feldweg. Hier war der Boden ein wenig weicher.
    Und am Ende des Weges, keine hundert Meter von uns entfernt, stand ein GenTech-Häcksler in all seiner Pracht.

Kapitel 37
    S chlingernd brachte ich den Wagen zum Stehen, so dass eine dichte Staubwolke um uns herum aufstieg. Der Häcksler war genauso breit wie der Weg und mindestens doppelt so hoch wie die größten Stauden. Und er bewegte sich nicht. Das verdammte Ding stand einfach nur da, die Vorderseite uns zugewandt.
    Die riesigen Rotationsklingen ruhten auf dem Boden, dicht dahinter schimmerten mehrere Reihen metallener Zähne, die das Presswerk und die Sortierboxen bedienten. Und ganz oben

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