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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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mit dem Bootsmann und mit Mister Blackboro zu reden. Ihre Meldung wegen des defekten Kohlenbunkers haben Sie an den Zimmermann weitergeleitet?«
    Â»Aye, Sir. McNeish kümmert sich drum.«
    Â»Also gehen Sie schlafen.«
    Das hat er sich anders vorgestellt. Entgegen meinem Wunsch hat er Vincent doch Bescheid gegeben, und jetzt darf er nicht mal zuschauen, wenn der dazu ansetzt, mich rundzumachen. Aus einem funkelnden Auge blitzt er mich ein letztes Mal an, dann geht Stevenson hinaus.
    Â»John, wiederholen Sie bitte Ihre Frage«, sagt der Skipper, und Vincent wiederholt seine Gemeinheit. Jetzt, da er allein ist mit dem Missetäter und dem Hüter des Gesetzes, das nämlich ist der Kapitän auf hoher See, schießt ihm das Blut in den Kopf vor Zorn darüber, dass ich es gewagt habe, Shackletons Weigerung, mich mitzunehmen, in den Wind zu schlagen.
    Aber das ist nicht der wahre Grund für die Wut des Bos’n, die so leicht durchschaubar wie vorhersehbar ist, wenn ein schlichtes Gemüt wie Stevensons damit spekulieren kann. In Wahrheit macht John Vincent rasend, dass seine Abfuhr in der Hafenschenke nicht gefruchtet hat. Wie steht er jetzt da? Shackleton tut hier nichts zur Sache, schon in der Spelunke war der für Vincent zweitrangig.
    Â»Darum geht es auch gar nicht«, sagt er. »Wenn’s sein muss, wasche ich den Spind selber aus und sorge dafür, dass die Ölkleidung tipptopp ist. Weißt du, was du damit anrichten kannst«, brüllt er mich an, »wenn in diesen Breiten das Schlechtwetterzeug nicht parat ist, hä, oder hat so ein Kindskopf wie du keine Vorstellung davon? Was grinst du so blöd? Wenn ich dich übers Knie lege, Bursche, dann stehst du aber im Spind, dann stehst du gerade wie ein Schrubber.«
    Bei diesem ausgesuchten Vergleich muss der Käpt’n, der zwischen Vincent und mir auf und ab geht, lachen, nur kurz, fast klingt es wie ein Hüsteln, aber es ist ein Lachen.
    Â»John, John«, sagt er, »du machst mir Spaß!«
    Worsley bleibt stehen und sieht mich an. »Natürlich richtet niemand anderes als Sie den Spind her, Blackboro, das ist doch klar?«
    Â»Ja, Sir.«
    Â»Die meiste Zeit liegt das Ölzeug nur herum, was aber nicht heißt, dass es nicht manchmal lebenswichtig ist. Wenn also einer der Ärzte einen Blick auf Sie geworfen hat, wenn Sie gegessen und geschlafen haben, wird unser Bos’n Ihnen den Schrubber zeigen, von dem er erzählt hat, und Sie säubern und sortieren den Spind. Wollen wir es so machen? John?«
    Â»Geht klar, Frank, Sir. Das heißt, dass er in meinen Trupp kommt?«
    Bei dieser Vorstellung durchläuft es mich heiß, und ich bin drauf und dran, nun meinerseits zu protestieren.
    Worsley sagt: »John, das habe ich nicht zu entscheiden.«
    Er geht zur Tür und macht sie auf.
    Â»Kommen Sie!«, ruft er mir beinahe gut gelaunt zu und winkt mich sogar heran. Ich muss, ob ich kann oder nicht, aufstehen und um Vincent, der mir den Weg versperrt, auf meinen Räderfüßen herumrollen.
    Â»Jetzt geh doch zur Seite, du sturer Stiefel!«, ruft der Skipper dem Bos’n zu, und als der sich dazu bequemt, sagt Worsley ernst: »Was willst du eigentlich? Dass ich ihn auspeitschen lasse?«
    Und Vincent: »Ich … nein, Sir.«
    Und Worsley zu mir, ebenso ernst: »Sie sind Engländer, Blackboro?«
    Â»Waliser, Sir.«
    Â»Waliser! Auch das noch. Sie wissen, wo ich herkomme?«
    Â»Neuseeland, Sir?«
    Â»Akaroa Christchurch, richtig. Da Sie und ich Briten sind, Merce, kann ich Sie nicht als Kriegsgefangenen behandeln. Bis wir vor der Tür des Sirs stehen, überlege ich mir, ob ich das schade finde. Mann, Mann! Alle raus hier jetzt. Von wegen Kindskopf. Kindsköppe alle miteinander!«

9
Käpt’n Scotts Wolldecke
    I ch folge dem Käpt’n durch den schmalen Korridor, der das Unterdeck der ENDURANCE der Länge nach in zwei Hälften teilt. Wir gehen bugwärts und passieren nacheinander die Einlässe zu den verschiedenen Magazinen und Lagern. Im mittleren Schiffsbauch liegen die Trockenlast, wo Fässer und Kisten mit Reis, Mehl, Zucker und Salz verstaut sind, und die Brotlast, die mit Blech ausgeschlagen ist, damit keine Mäuse und Ratten hineinfinden. Gleich nebenan gluckert der Süßwasserkessel, in dessen Gelass auch Bier, Wein und Schnäpse lagern. Wir kommen an der Segelkoje vorbei, wo sich wie im Hemdenschrank

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