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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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Schränken zu schaffen.
    Was hat er gesagt … die Bunkerlatten?
    Bunkerlatten … das muss einer von den Heizern sein, oder nein, es sind beide, den Stimmen nach sind es Holness und Stevenson. Wenn sie alle beide an den Spinden sind, heißt das, sie haben die Kessel gelöscht und das Schiff läuft unter Segeln.
    Wir sind weit draußen, kein Land weit und breit.
    Â»Oder willst du, dass uns der Kohlehaufen beim ersten Schwappen in der Suppe entgegenkommt? Ich kann dir sagen, wenn so eine Tonne Briketts meint, sie müsse mal aus dem Bunker raus und sich vor den Kesseln die Beine vertreten, dann gibt es nur eins.«
    Â»Und das wäre?« Holness ist der jüngere von beiden, und weil sich Stevenson Oberheizer nennen darf, kommt Holness wohl oder übel der Rang eines Unterheizers zu.
    Â»Komm, gib mir einen Rat, Stevie. Du weißt, ich kann ohne deine Ratschläge nicht leben.«
    Â»Spotte nur, du Ratte. Jetzt sieh dir das an … die Hose! Nagelneu und ein Riss drin, und was für einer. So ein verfluchter Dreck!«
    Â»Also was machst du, wenn die Kohle auf dich zukommt? Laufen, oder? Stehen bleiben geht ja schlecht.«
    Â»Geht ja schlecht!« Stevensons Lachen klingt wie das Meckern einer Ziege.
    Er steht genau vor meinem Schrank. Ich muss mich verstecken. Nur wo? Am besten, ich stelle mich hinter die Jacken.
    Â»Also du meinst wirklich, du läufst vor einer Tonne Kohle weg. Die ist ja müde vom langen Liegen, was, Holie? Weißt du, was ich mache, während du läufst?«
    Â»Nö, sag es mir.«
    Â»Ich überlege, mit welcher Schippe ich dich gleich von der Wand kratzen werde.«
    Â»Aha. Und wo bist du, wenn du das überlegst?«
    Â»Das möchtest du wissen. Sag mir lieber, was ich mit der Hose machen soll. Schau dir das an. Muss irgendwo hängen geblieben sein.«
    Stevenson keift einen Fluch, der meiner Mutter die Schamröte ins Gesicht triebe.
    Und Holness nuschelt: »Nähen. Flicken drauf und nähen.«
    Â»So klug bin ich auch. Und woher krieg ich den Flicken?«
    Â»Guck beim Ölzeug. Da sind saubere Tücher.«
    Damit ist es passiert. Gleich geht die Tür auf. Dabei sind hier doch gar keine sauberen Tücher. Alle voll Teer!
    Â»Was machst du denn nun?«, will Holness wissen. Mit Vornamen heißt er Ernest, wie Shackleton. Er ist nur ein paar Jahre älter als ich und hat mir einmal erzählt, dass er zwölf Geschwister hat. Von Holie habe ich nichts zu befürchten. Stevenson dagegen ist mit Vorsicht zu genießen, nicht nur, weil er zur Clique des Bos’n gehört.
    Â»Ich zieh die Hose aus, sieht man das nicht?«
    Â»Was du machst, wenn der Bunker bricht, meine ich. Wenn du nicht läufst, was willst du denn sonst machen?«
    Â»Springen, Holie. Spring an die Decke und halt dich irgendwo fest, das ist die einzige Chance, die du hast. Die Scheißkohle schwappt durch den ganzen Raum und begräbt alles, sag ich dir. Aber sie ist bloß unten. Schau dir die Decke an, wenn du zum ersten Mal zu den Kesseln kommst, und merk dir, wo die Leitungen laufen, die du anfassen kannst, ohne dass es dir die Hände wegschmort. Wenn du das nicht gleich beim ersten Mal machst – äh … welcher ist’n der Ölzeugspind?«
    Â»Der hier.«
    Die Tür geht auf. Mit einem Mal ist es taghell. Es wird so hell, dass mir Tränen in die Augen schießen, obwohl ich sie geschlossen halte. Und dabei würde ich so gerne sehen, wie es dort aussieht, wo ich gelegen habe.
    Â»Also wenn du das nicht gleich beim ersten Mal machst, wirst du vielleicht nie mehr Gelegenheit dazu haben, weil … Jetzt guck dir das an. Hier liegt lauter Müll. Und was ist das?«
    Holness sagt: »’ne Wasserpulle. Und alles vollgeschmiert. Das wird doch nicht … nee, ist es nicht, das würde man riechen. Sieht aus wie Teer. Oder Schokolade.«
    Â»Schokolade«, wiederholt Stevenson. »Im Wetterzeugspind. Hier futtert doch nicht einer heimlich unser … warte mal. Ich glaub, ich werd nicht mehr. Da ist doch einer!«
    Â»Wie? Wo ist einer?«
    Â»Na, da! Das sind doch Füße, oder sind das keine Füße?«
    Sie betasten meine Füße, dann werden die Jacken beiseite gezogen, und ich öffne die Augen.
    Holness und Stevenson starren mich an. Holness sieht erleichtert aus, so als habe er sonst was erwartet, etwa einen im Spind versteckten Toten. Stevenson

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