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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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märchenhaften See, und ich glaube, ich täusche mich nicht, wenn es den Anschein hat, dass auch die Männer bedächtiger sind als vor ein paar Tagen und dass ein jeder von ihnen auf seine Weise die ihm zugeteilten Arbeiten in einer feierlichen Stimmung verrichtet. Diejenigen von ihnen, die Deckwache haben und sich um die Hunde kümmern, und natürlich unsere Wantenheiligen, die schon nach ein paar Höhenmetern in der Takelung außer Sichtweite sind, weil sie das Schneetreiben verschluckt hat, tragen jetzt alle das Ölzeug aus meinem einstigen Unterschlupf. Ach mein Versteck, das schon gar nicht mehr wahr ist … obwohl ich an so mancher gelben Kapuze, die an mir vorbei hinauf an Deck hechtet, einen dunklen Fleck sehe, einen Rest von Bakewells Schokolade, der mir bei meiner Säuberungsaktion glatt durch die Lappen gegangen sein muss.
    Käpt’n Worsley hat mir eine Bunk im Kojenraum von Bakewell, How und Holness zugewiesen. Nach der Untersuchung durch Doktor McIlroy, der mich für »kerngesund, ziemlich erschöpft, im Übrigen offensichtlich größenwahnsinnig« erklärte, habe ich einen ganzen Tag lang geschlafen, bevor ich abends meinen Küchendienst an Greens Seite aufnahm. Green ist noch immer nicht gut auf mich zu sprechen, doch er taut zunehmend auf, seit er jedes Mal aufs Neue überrascht mit ansehen muss, wie freudig mich fast alle an Bord begrüßen. Einige kommen wie zufällig in der Kombüse vorbei, bestaunen mich wie einen leckeren Braten und würden vielleicht nicht zögern, mich mit einer Gabel anzupiksen, hätte Green mehr Sinn für Humor und würde nicht jeden von ihnen ins Ritz zurückjagen.
    Als ich mit meiner ersten offiziellen Terrine in der Tür stehe, hebt ein Riesengejohle an. Außer Shackleton und Worsley, die es sich lächelnd anhören, und abgesehen von Vincent und seinen geduckten Gesellen, die bloß ihre Hände kneten, stimmen alle in das Geheul ein. Es hagelt Klapse und Knüffe von allen Seiten, und ich habe Mühe, nichts zu verschütten, als Teile der Meute schunkelnd »God save our Merce!« skandieren. Bis Worsley der Gaudi ein Ende macht, indem er dazwischenruft: »Gentlemen, es ist gut! Lassen Sie uns probieren, was Green und Black gezaubert haben.«
    Schließlich erscheint Green selbst in der Tür und schickt mir über Shackletons Tafelrunde hinweg einen strengen Blick, der mich falschen Merlin in die Kombüse zurückbeordert.
    Â»Schmeckt es, Sir?«, fragt er den Käpt’n mit unzweideutigem Unterton. Allein weil er so nachtragend ist, legt man sich besser nicht mit Mutter Green an.
    Â»Ausgezeichnet, Charlie. Was ist es? Hack vom Hund kann es nicht sein.«
    Â»Nein, Sir. Es ist Leitwolfragout.«
    Die Frotzeleien gehen noch ein paarmal zwischen Koch und Käpt’n hin und her, bis Shackleton ein Machtwort spricht und um Ruhe bittet.
    Er steht auf. Leicht vornübergebeugt und indem er den Blick in die Runde schickt, hält er eine kleine Rede, die nur einmal von Doktor McIlroy und ein andermal von Mrs. Chippy unterbrochen wird: »Die Taufe ist vorbei! Gentlemen, ich danke Ihnen, dass Sie Blackboro aufgenommen haben. Er ist ein feiner Kerl, wie ich meine, und er hat mir versprochen, tüchtig mit anzupacken, wo immer er gebraucht wird. Das wird, lieber Mister Green, zunächst in der Kombüse sein. Aber weil ich ein alter Mann bin …«
    Â»Sie sind 40, Sir. Kein Baby mehr«, sagt McIlroy, und ich denke: 40! Er sieht mindestens zehn Jahre älter aus.
    Â»Wenn Sie wüssten!«, sagt Shackleton. »Aber wie dem auch sei: Neben seinem Küchendienst wird Blackboro mir auch persönlich zur Hand gehen. Behandeln Sie ihn ordentlich. Alle miteinander! Am besten machen Sie sich klar, dass wir von nun an 28 sind, eine Mannschaft wie ein Februar, und wir haben sogar den Schnee dazu! Seien Sie so freundlich, Mister Hurley, und machen Sie ein Foto von dieser illustren Runde, die sich jetzt bitte erhebt.«
    Alle stehen wir gleichzeitig von den Stühlen auf, was für solchen Lärm sorgt, dass die Katze faucht und mit einem Satz vom Tisch in den Galleygang springt. Das Glas erhoben, blickt Shackleton ihr nach.
    Wir lassen den König hochleben, trinken jeder ein Glas Port und trollen uns dann in die Kojen, zu den Plätzen der Deckwache oder, wie Green und ich, zum Spülen in die Kombüse.
    Seither ist sie da, die feierliche

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