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Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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lächelte. »Sie sind sehr mißtrauisch, Kapitän Hamilton. Wir haben keinerlei Unannehmlichkeiten solcher Art erfahren.«
    »Sie wollen Ihr ganzes Leben lang auf Minerva bleiben?«
    Sie seufzte. »Wir haben keine Wahl ... Lassen Sie mich Ihnen einen Rat erteilen. Versuchen Sie sich bestmöglich zu integrieren, zu Ihrem Vorteil.«
    Er wandte sich an das Mädchen indischer oder pakistanischer Abstammung. Es war schwarzhaarig, dunkelhäutig und schön. »Wie heißen Sie?«
    »Annali Prodoski, Sir.«
    »Sie können sich die Anrede ersparen, Annali. Gefällt es Ihnen auf Minerva?«
    Sie hob die Schultern. »Auf dem Mars wäre es besser gewesen. Aber die Minervier sind sehr nett.«
    »Waren Sie schon einmal auf der Oberfläche?«
    »Nein. Es erübrigt sich. Die Bedingungen dort sind hart. Man benötigt eine Spezialausbildung. Es ist zu gefährlich.«
    »Wer sagt das?«
    »Die Minervier. Nur wenige suchen die Oberfläche auf, Wissenschaftler und Raumtechniker, die dort zu tun haben, und ...«
    Er unterbrach sie. »Annali, wollen Sie den Rest Ihres Lebens in den Untergrundstädten einer sechs Milliarden Meilen von der Sonne entfernten Eiswelt verbringen?«
    Annali Prodoski schien verwirrt. »Wie Sie es formulieren, wirkt diese Aussicht nicht besonders erfreulich. Aber wir haben keine Alternative.«
    »Es könnte sich eine ergeben«, sagte er eindringlich.
    Er hatte die Unterhaltung in englischer Sprache geführt. Unterdessen hatte sich unter den Minerviern wachsende Unruhe verbreitet. Er wußte, daß Zylonia und Manfrius de Skun das Gespräch verstanden hatten, aber die feindseligen Mienen der anderen Anwesenden verrieten ihm, daß sie mit der seit fünftausend Jahren toten Sprache nicht vertraut waren. Zylonia und Dr. de Skun schauten recht unglücklich drein. Die Stimmung war angespannt.
    Er stellte seine weiteren Fragen auf Minervisch. Langsam wich die Spannung, aber die Feindseligkeit blieb. Die Antworten der jungen Leute stimmten auf merkwürdige Weise überein. Alle empfanden Dankbarkeit für die Minervier. Sie betrachteten sich nicht als Menschen der Erde, sondern als minervische Bürger. Und sie schienen in der Tat gewillt, bis an ihr Lebensende in den unterirdischen Städten Minervas zu bleiben.
    Er war überrascht, daß Menschen von solchem Intelligenzgrad sich so bedingungslos in ihre Situation ergaben. Diese Bereitwilligkeit war verständlich bei jenen, die Hirnschäden erlitten hatten. Bis auf Alexej Bolkonski, einen jungen Mann russischer Herkunft, der einen schweren Sprachdefekt besaß, vermochten sie seine Fragen vernünftig zu beantworten. Natalie Van Doren, die aus den damaligen USA stammte, hatte sogar ihren hohen Intelligenzquotienten behalten, konnte sich jedoch an nichts erinnern, was vor ihrer Restaurierung geschehen war.
    Sie alle und ihre Lehrerin waren bereits gut in die minervische Kultur integriert. Mehrere arbeiteten an wissenschaftlichen Projekten mit. Mary Evans war – was sonst – Spezialistin für terranische Geschichte geworden. Idris wurde der Unterhaltung bald überdrüssig. Er beschloß, sich diese Leute später einzeln vorzunehmen, um herauszufinden, ob sie wirklich die Überzeugungen hegten, die sie hier vertraten.
    Die Zusammenkunft wurde beendet. Dr. de Skun und Zylonia machten einen erleichterten Eindruck, Mary Evans und die anderen Überlebenden nicht minder. Die einzige weder erleichterte noch zufriedene Person war Idris Hamilton. Er war, wie er sich eingestand, ganz einfach erschöpft. Die Vermählung zwischen dem alten Hirn und dem neuen Körper war eine glückliche. Aber wie alle Hochzeiten brauchte auch diese eine Zeit der Gewöhnung.
     

 
6.
     
    Er verspürte nicht die leiseste Lust, in die Nachbildung der Kapitänskabine zurückzukehren. Es lag nahe, daß er sich Zylonia de Herrens anschloß, der Frau, die viel für ihn getan hatte, als er nicht mehr war als ein paar Pfund Gehirnmasse in einem Behälter.
    Ihre Wohnung umfaßte einen kleinen Raum und ein winziges Bad und lag in Talbot City, Eastern Avenue – so nannte sich anspruchsvoll der breite, gut beleuchtete Korridor, von dem aus man sie betrat. Trotzdem, ihr Heim war komfortabel. Naturgemäß war die Einrichtung optimal raumsparend. Die Wand gegenüber der Tür glich täuschend ähnlich einem Fenster, durch das man auf ausgedehnte Gärten und Parkanlagen blickte, die nicht existierten. Eine elektronische Illusion, aber eine hübsche.
    Eine andere Wand war mit einem Vorhang verhangen. Auf einen Knopfdruck

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