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Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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einen ähnlichen Transfer ohne vergleichbare psychologische Probleme durchstehen kann. Die Erkenntnisse, die Dr. de Skun durch meine Restaurierung gewonnen hat, können für Sie alle von erheblichem Nutzen sein. Ich brauche sicher nicht zu betonen, daß ich ihm und seinem Team gegenüber die allergrößte Hochachtung empfinde.«
    Seinen Ausführungen folgte kurzer Beifall. Idris entnahm Zylonias und Manfrius de Skuns Blicken, daß er die richtigen Argumente gefunden hatte.
    »Kapitän Hamilton, wie beabsichtigen Sie das neue Leben zu nutzen, das nun vor Ihnen liegt?«
    Er lächelte. »Über meine vorläufigen Absichten wissen Sie bereits Bescheid. Langfristig jedoch will ich mich einem Vorhaben widmen, das mich sehr beschäftigt. Ich bin Raumfahrer. Sie verfügen über Raumschiffe. Ich möchte eine Expedition zur Erde durchführen.«
    Seiner Äußerung folgte verhängnisdrohendes Schweigen. Die freundliche Atmosphäre, die sich in den letzten Minuten entwickelt hatte, war plötzlich wie weggeblasen. Die Zuhörer starrten ihn mit ausdruckslosen Mienen an.
    »Bedenken Sie«, sagte Manfrius de Skun hastig, »daß Kapitän Hamilton so gut wie nichts über die auf unserem Planeten herrschenden Wertvorstellungen weiß. Man muß ihm Zeit lassen, um sich in unsere Gemeinschaft zu integrieren.«
    »Er ist verderbt«, sagte eine schrille Frauenstimme. »Er hat zwei Techniker attackiert. Und nun möchte er gar zu jenem Planeten zurückkehren. Er ist verderbt.«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Idris spürte plötzliche Feindseligkeit.
    »Die E-Menschen warten«, sagte Zylonia mit leicht bebender Stimme. »Kapitän Hamilton hat viel erdulden müssen. Wir wollen, daß seine Begegnung mit den Kindern, die zu sehen es ihn so dringend verlangte, ihm Freude bereitet.«
     
    Idris hatte tatsächlich Kinder erwartet. Statt dessen stellte man ihm ausgewachsene junge Männer und Frauen gegenüber. Zunächst glaubte er an ein Betrugsmanöver, aber Dr. de Skun klärte ihn auf, daß man erst nach der langwierigen Entwicklung der speziell für die Restaurierung seines Hirns notwendigen Techniken und Instrumente und deren Erprobung an die Aufgabe habe gehen können, die Wiederherstellung auch der anderen Insassen der Dag Hammarskjöld zu versuchen. Diese Arbeiten seien vor vier Marsjahren – auf Minerva zählte man nach Marsjahren, deren jedes fast zwei Erdjahre dauerte, da der Planet Minerva für einen Sonnenumlauf etwa fünfhundert Erdjahre benötigte, so daß eine daran orientierte Zeitrechnung sinnlos gewesen wäre – aufgenommen worden. Das Wrack der Dag Hammarskjöld habe man vor achtzehn M-Jahren geborgen.
    Idris widmete sich einigen kurzen Berechnungen, während er die zwölf Menschen musterte, die nun vor ihm standen. Die Angaben schienen korrekt. Nach seinen Kenntnissen waren die Kinder elf oder zwölf Jahre alt gewesen, als sie zum Mars transportiert werden sollten. Sie mußten nun achtzehn oder neunzehn Erdjahre alt sein.
    Er sprach sie auf Englisch an. Es fiel ihm schwer, weil er sich an den Gebrauch des Minervischen bereits gewöhnt hatte. »Bitte nicken Sie, wenn Sie mich verstehen. Ich sehe, daß Sie verschiedenen irdischen Nationen entstammen, aber ein Teil von Ihnen dürfte englisch gelernt haben. Ich vermute, daß Sie mittlerweile auch minervisch sprechen, doch würde ich es vorziehen, mich mit Ihnen zunächst in der englischen Sprache zu verständigen.«
    Sechs von ihnen und die Frau, offenbar die Lehrerin, nickten. Die restlichen fünf schauten ihn verständnislos an. Unter den sechs befanden sich ein Schwarzer, ein indisches oder pakistanisches Mädchen und ein Mädchen anscheinend chinesischer Herkunft.
    »Es wäre weitsichtiger«, sagte Zylonia, »würden Sie minervisch mit ihnen sprechen.«
    »Das werde ich auch tun«, antwortete er, »nachdem ich einige eher private Worte mit ihnen gewechselt habe.«
    »Kapitän Hamilton.« Die Lehrerin sprach ihn an. Ihr Haar war weiß, obwohl sie höchstens dreißig sein konnte. »Wir sollten unsere Gastgeber nicht kränken. Mein Name lautet Mary Evans.« Sie hatte sich auf Englisch an ihn gewandt, das einen leichten walisischen Akzent besaß.
    »Ich möchte unsere Gastgeber nicht kränken, Miß Evans. Im Gegenteil, ich habe allen Grund, ihnen dankbar zu sein. Aber ich will in einigen Fragen Klarheit erhalten. Sind Sie und die anderen gut behandelt worden? Hat man Sie Gehirnwäschen unterzogen, Beschränkungen unterworfen oder in irgendeiner Hinsicht genötigt?«
    Mary Evans

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