Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
»Sie mißachten meinen professionellen Rat, so daß Sie die gesamten Folgen verantworten müssen. Zylonia, führen Sie ihn wohin immer er will. Zeigen Sie ihm, was oder wen er zu sehen wünscht.«
     
    Vor allem wollte Idris die anderen Überlebenden der Dag Hammarskjöld sehen – die elf Kinder und die Lehrerin. Die Kinder waren auf der Erde für den Transport zum Mars auserwählt worden, weil sie die Intelligenzquotienten von Genies besaßen. Sie waren das Potential für die intellektuelle Entwicklung der Marskultur gewesen, der Grundstück einer künftigen marsianischen Geisteselite. Aber das war nun lange, sehr lange her. Auf Erde und Mars gab es keinen Menschen mehr. Der Rest der Menschheit lebte in den künstlichen Grotten einer sechs Milliarden Meilen von der Sonne entfernten Eiswelt.
    Heute betrachtete er die Kinder nicht länger bloß als eine Versammlung von Supergehirnen. Für ihn waren sie lebende Zeitmaschinen, imstande, ihm über jene dunklen verlorenen Jahrhunderte hinweg Kunde aus der Vergangenheit zu bringen. Imstande, ihm die alten Ideen und Gewohnheiten der Erde, die längst vergessen waren, zu übermitteln. Wenigstens dachte er es ...
    Die Zusammenkunft, auf der er bestanden hatte, fand in der Talbot Hall in Talbot City statt. Es fiel ihm schon fast auf die Nerven, den Namen Talbot zu hören. Aber das Gedenken an Garfield Talbot nahm in der minervischen Kultur einen überragenden Platz ein. Garfield Talbot war der Mann, der das Überleben der menschlichen Rasse gewährleistet hatte.
    Es war eine seltsame Zusammenkunft. Entgegen Idris' Erwartungen hatte man sie nicht in engerem Kreise anberaumt, sondern für eine große Zuhörerschaft organisiert. Außer Zylonia und Manfrius de Skun waren ungefähr einhundert andere Personen anwesend. Idris vermutete, daß man Dr. de Skun die Kontrolle der Angelegenheit entzogen hatte. Es lag nun bei ihm, Idris Hamilton, die Initiative zu behalten. Er spürte, daß man ihm, wenn er jetzt aufgab, nur noch den Wert eines Versuchstiers beimessen würde.
    Bevor ihm die überlebenden Kinder und ihre Lehrerin vorgestellt wurden, stellte die Versammlung ihm eine Anzahl von Fragen. Manfrius de Skun referierte eine Einleitung, in der er auf Umstände, Verlauf und zukunftsträchtige Bedeutung des Projekts einging. Seinen Worten folgte ein kurzes Schweigen.
    »Kapitän Hamilton«, kam dann die erste Frage, »sind Sie der Überzeugung, daß Sie sich nach einer derartigen traumatischen Erfahrung im Zustand völliger geistiger Gesundheit befinden?«
    Idris zuckte die Schultern. »Ich fühle mich im Vollbesitz meiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Ich begreife die Geschehnisse, fasse rationale Entschlüsse. In diesem Umfang, schätze ich, bin ich geistig gesund.«
    »War es die Entscheidung eines geistig Gesunden, Techniker des für Ihre Restaurierung verantwortlichen Teams tätlich anzugreifen?«
    »Meine Umgebung beengte mich. Wer von Ihnen hat jemals ähnliches erleiden müssen wie ich? Keiner. Ich habe mir lediglich einen Weg gebahnt. Ich konnte die Einschränkung nicht länger ertragen.«
    Diesmal meldete sich eine Frau zu Wort. »Kapitän Hamilton, wie denken Sie über die Frauen von Minerva?«
    Er lächelte und blickte zu Zylonia hinüber. »Abgesehen von Miß de Herrens sind mir noch keine minervischen Frauen begegnet. Sollte sie ein typisches Exemplar sein, werde ich mich kaum beklagen können.«
    »Stimmt es, daß Sie von ihr forderten, sich zu entkleiden, während Ihr Gehirn noch im Versorgungssystem lag?«
    »Das stimmt. Sie besaß einen Körper. Ich nicht. Ich wollte ihn sehen. Ich glaubte, es könne mich vor dem Wahnsinn bewahren.« In den Augenwinkeln bemerkte er, daß Manfrius de Skun plötzlich recht nervös wurde.
    »Sie hatten das Empfinden, der Gefahr des Wahnsinns ausgesetzt zu sein?« Eine andere, männliche Stimme. Idris schloß aus Dr. de Skuns Reaktion, daß die Frage nicht so harmlos war, wie sie klang. Er überlegte, wie er sie am besten beantworten könne. Schließlich entschied er, daß Ehrlichkeit wohl am ehesten angebracht war.
    »Natürlich rechnete ich damit, den Verstand zu verlieren.«
    Ein beinahe einheitlicher, heftiger Atemstoß ging durch die Versammlung. »Berücksichtigen Sie die Umstände«, sprach er ruhig weiter. »Ich war nur ein Gehirn in einem Behälter, das unter dem Eindruck stand, vor fünftausend Jahren gestorben zu sein. Ich bin jedoch überzeugt, daß ein normales minervisches Hirn nach entsprechender Vorbereitung

Weitere Kostenlose Bücher