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Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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einem Hemmfaktor geworden. Das Vermächtnis Garfield Talbots hinderte die Minervier daran, ihre Zahl zu vergrößern, Wissenschaft und Technik weiterzuentwickeln und die Evolution zu beschleunigen.
    Nun begann Idris zu begreifen, welchen Mut Manfrius de Skun und Zylonia für ihre Arbeit brauchten. Nun sah er einen Sinn in seinem zweiten Leben.
    Der Sinn war Teufelsaustreibung. Die eingefrorenen Meinungen Garfield Talbots hatten den Rest der Menschheit zu lange beherrscht.
     
    Trotz der wachsend vertraulichen Beziehung zu Zylonia vergaß Idris nie, daß sie eine Mitarbeiterin der Behörde für mentale Gesundheit war, ein Mitglied des Teams, dem nach seiner Restaurierung daran gelegen war, seine Verhaltensweisen zu studieren und zu analysieren.
    Er war nicht nur ein Mann, dem man ein neues Leben und einen neuen Körper geschenkt hatte. Er war, wie er nun einsah, ein wichtiger Faktor minervischer Politik. Von seinem Verhalten hingen Erfolg oder Mißerfolg des Unsterblichkeitsprojekts ab. Die TT-Partei würde ihn nur zu gerne für verrückt erklären lassen. Man belauerte ihn. Nach der Lektüre von Talbots Bekenntnisse besaß er eine Vorstellung von den Dingen, die man von orthodoxen Minerviern erwarten konnte. Für einen gewissen Zeitraum mußte er in seinen Taten und Äußerungen sehr vorsichtig sein.
    Andererseits durfte er davon ausgehen, daß Zylonia, Manfrius de Skun und andere Persönlichkeiten wenigstens vorläufig auf seiner Seite standen. Sie würden ihm – schon im Interesse ihres Unsterblichkeitsprojekts – weitgehenden Schutz und umfangreiche Unterstützung gewähren. Doch würde das so bleiben, wenn er auf der Verwirklichung seiner tatsächlichen Absichten bestand? Idris bezweifelte es. Erzwang sich zur Behutsamkeit und Geduld. Die Minervier besaßen nur ein funktionstüchtiges Fernraumschiff. Sie wußten, daß er zur Erde zurückzukehren beabsichtigte. Das allein war in den Augen vieler ein Zeichen geistiger Krankheit. Nichts durfte ihren Verdacht auf die Tatsache lenken, daß er die Amazonia stehlen wollte. Vermochte er Begleiter anzuwerben, um so besser. Falls nicht, würde er allein starten.
    Die Erde ... Nach fünftausend Jahren mußten viele Spuren der Vergewaltigung, die die Menschheit ihr angetan hatte, verschwunden sein. Ohne Luftverschmutzung, ohne atomare Verseuchung und ohne chemische Verpestung mußte sich Leben erhalten haben. Die Erde war zu alt, zu groß und zu kraftvoll, um völlig von Menschen zerstört werden zu können. Etwas mußte überlebt haben. Das Leben war unendlich zäh, unendlich anpassungsfähig. Vielleicht existierten in tropischen Urwäldern kleine Horden primitiver Menschen, die sich von dem Gewürm ernährte, das das verschlammte Erdreich noch hervorbrachte. Je länger Idris darüber nachdachte, um so stärker wuchs seine Überzeugung, daß die Menschen auf der Erde – und sei es nur als kleiner Stamm von Wilden – zu überdauern vermocht hatten. Natürlich war das reines Wunschdenken. Aber es verlieh ihm die Kraft, sich in Geduld zu schicken.
    Unterdessen eignete er sich Kenntnisse über Minerva an, verhielt sich vernünftig, um der TT-Partei keinen Anlaß zur Klage zu bieten, und versuchte mit Manfrius de Skun einwandfrei zu kooperieren.
    Im Projektzentrum wurde er regelmäßig medizinischen Kontrollen unterzogen. Dr. de Skun schien über die Resultate mehr als befriedigt. Idris' Hirnströme waren normal, sein Puls schlug etwas zu schnell; Blutdruck, motorische Reflexe, Temperatur und Sehvermögen erwiesen sich ebenfalls als normal. Er war fast ein Musterbeispiel von Gesundheit.
    »Trotz Ihrer etwas dramatischen Beendigung des Rehabilitierungsprogramms sind Sie in bemerkenswert guter Verfassung«, sagte Dr. de Skun. »Sie werden weiterhin untersucht, aber grundsätzlich ist meine Arbeit getan. Die Technik der Transplantation eines Hirns in einen Zuchtkörper hat triumphiert.« Seine Miene verdüsterte sich. »Jedenfalls unter physischen Aspekten. Bis eine Nutzanwendung für alle Minervier möglich ist, bleibt noch viel Arbeit zu tun ... Sie sind ein sehr intelligenter Mann, Kapitän Hamilton.« Er lächelte. »Vielleicht etwas zu intelligent, um bequem zu sein. Sie pflegen viel mit Zylonia de Herrens zu reden – nebenbei bemerkt, sie ist meine Tochter. Sie haben Talbots Bekenntnisse gelesen und begreifen nun sicherlich manche unserer Schwierigkeiten. Obschon wir die physische Realisierbarkeit der Transplantationsmethode erfolgreich demonstriert haben, stehen wir

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