Der Elbenschlaechter
Bühne. »Ich fand’s mies. Zzworituss, der Sänger – er bringt’s in letzter Zeit nicht mehr. Früher waren sie besser.«
Jorge unterdrückte ein Lachen. Dumme elbische Jugend, was verstand die schon von Musik? »Wenn du es sagst, Vier.«
Der Elb verzog das Gesicht. »Trolle sind nicht meine Spezialität. Ich bediene sonst eher Menschen, wenngleich auch Zwerge meine Fertigkeiten zu …«
»Halt die Fresse, Bürschchen und trink dein Bier, bevor es verdampft.«
Allmählich wirkte der Elb ernstlich verunsichert. Jorge überlegte, ob er noch ein bisschen mit ihm spielen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Die Wilde Meuchelmuse würde bald schließen.
»Du bist also ein Lustknabe. Hast du eine behördliche Legitimation? Wie alt bist du, ich meine, in Menschenjahren? Als Elb noch minderjährig? Ich glaube kaum, dass du …«
Der Elb rutschte mit seinem Stuhl ein Stück zurück. »Hast du irgendein Problem? Wer bist du, bei Yremio?«
»Jetzt beruhig dich mal, Vier. Entspann dich. Es tut überhaupt nichts zur Sache, wer ich bin. Aber es ist ungemein wichtig, wer du bist. Ich brauche nämlich ein paar Informationen.«
Der Elb machte Anstalten, sich zu erheben. »Tut mir leid, ich glaube nicht, dass ich dir weiterhelfen kann. Einen schönen Abend noch, ich habe dich nie gesehen.«
»Bleib sitzen und bestell dir noch ein Bier auf meine Kosten. Ich habe nur ein paar Fragen. Pass auf, ich schlag dir was vor: Ich frage, und wenn du beschließt, dass du nicht antworten willst oder kannst, schweigst du und erhältst noch einmal zehn Silberkaunaps. Ohne mir was zu sagen. Wir Trolle haben ein Sprichwort, und es geht so: Traue niemals einem Troll.« Jorge merkte, dass diese Weisheit irgendwie in die Hose gegangen war. »Äh, wenn er dir keine schönen Kaunaps gibt, freilich«, sagte er schnell. »Nur dann, ansonsten …«
»Du bist vom IAIT, hab ich recht? Ich erkenne euch Burschen!«
»Ein Haufen Arschlöcher«, behauptete Jorge und winkte ab. »Wohlan, ich gebs zu: Ich bin eines von diesen Arschlöchern. Warum sollte ich dich belügen? Da, dein Bier.«
Die fette Trollin stellte vier weitere Krüge auf den Tisch.
Der Elb trank, ohne Jorge aus den Augen zu lassen. Das fettige blonde Haar hing ihm noch immer ins Gesicht.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich jemanden verpfeifen würde, Troll?«
»Du darfst ruhig ›Jorge‹ zu mir sagen, das ist nämlich mein Name. Wir Trolle haben da ein Sprichwort, und es geht so: Wenn du einen Namen hast, benutze ihn auch.«
Die Andeutung eines Lächelns zuckte über die kranken, bleichen Züge des Elbs.
»Ich möchte nur eine Gegenleistung von dir, Vier. Aber die kannst du selbst bestimmen, ganz am Ende unseres Gesprächs. Wie gesagt, entweder schweigst du, oder du sprichst, und dann kommen wir zur Gegenleistung für die Kaunaps, aber auch hier entscheidest du, ob du sie erfüllst oder nicht, einverstanden? Wie auch immer, du behältst die Kontrolle.«
Der Elb zuckte die Achseln. »Du kannst mich mal. Wenn ich weggehen will, gehe ich, und du kannst daran nichts ändern.«
»Richtig. Aber wenn du weggehen wolltest und vor Neugierde nicht fast platzen würdest, wenn du dich nicht fragen würdest, was dieser komische Sack von einem Übertroll ausgerechnet von dir will, wärst du schon längst gegangen. Die Konkurrenz ist groß im Pfuhl, da kann man sich nicht mit Geschwätz aufhalten.«
Jorge ließ den Burschen seine Worte verdauen. Gemächlich trank er sein Bier und sah der Kapelle beim Abbauen zu.
»Also gut, bei Yremio! Was willst du wissen?«
Jorge unterdrückte ein Grinsen. Der Sack war zu! Er suchte Blickkontakt zu dem Elb, verzog keinen Muskel. »Du kommst viel rum, hab ich recht? Ich kenne Typen wie dich. Hast dein ganzes Leben im Pfuhl zugebracht. Klar, ihr sagt, ihr hättet es schwerer als die anderen, müsstet euch durchschlagen, da könne man keine Rücksicht auf Gefühle nehmen. Manch einer sagt auch, wir Trolle wären grob und gefühlskalt. Das stimmt. Grob ist König, sagt ein altes Trollsprichwort. Aber wir sind voller Gefühl grob. Ich weiß, dass ihr Elben …«
»Hey, soll das eine Moralpredigt werden? Dann kannst du dich gleich verpissen.«
»… ich weiß, was euch in Wirklichkeit zermürbt, Vier: Angst. Ihr Elben seid bis zum Hälschen angefüllt mit stinkender, fauliger Angst. Blaak, lass das bloß nicht M.H. hören, der würde die Welt nicht mehr verstehen, wenn er mitbekäme, dass ich so einen Dreck von mir gebe.«
Der Elb schüttelte
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