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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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hat sie auf dem Gewissen«, fuhr er fort. »Kunstfehler. Sie sollte wegen Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Der Heiler hatte kein Taktgefühl. Das Herz explodierte in ihrer Brust.«
    »Verdammter Pfusch! Herzrhythmusstörungen kann jeder medizinische Thaumaturg der zweiten oder dritten Stufe kurieren.« Jetzt sah Hippolit verärgert aus. Jorge wusste, dass ihm Kollegen, die nicht richtig ausgebildet waren oder sich einfach keine Mühe gaben, ein Dorn im Auge waren. »Und sonst hat Ulph keine lebenden Verwandten mehr?«
    Jorge nickte. »Doch, eine Tante mütterlicherseits. Und jetzt halt dich fest: Sie liegt ebenfalls im Sterben!«
    »Letaler Fluch?«
    »Letaler Fluch.«
    »Blaak!« Hippolit ließ sich nicht oft zum Fluchen hinreißen. »Was ist geschehen?«
    »Das weiß Ulph selbst nicht genau. Offenbar eine Liebesgeschichte mit diversen Verwicklungen. Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt seines Berichts war er schon reichlich betrunken. Yockel konnte ihm nicht mehr recht folgen.«
    Hippolit knetete seine Unterlippe. »Nun, all das macht es natürlich nachvollziehbar, warum Ulph nicht besonders gut auf Thaumaturgen zu sprechen ist. Ich gehe mal davon aus, dass er selbst nicht versiert ist?«
    »Selbstverständlich nicht. Ein einfacher Mann ohne nennenswerte Einkünfte. Übrigens: Gib unserem Fahrer nachher ein großzügiges Trinkgeld! Die Angestellten von Norrick & Borrick arbeiten für einen Hungerlohn, zumindest nach Ulphs Aussage.«
    Hippolit nickte abwesend. »Das erklärt aber noch immer nicht, warum Ulph den Taten des Elbenschlächters positiv gegenüberstehen sollte. Immerhin tötet unser Mörder keine Thaumaturgen, sondern elbische Lustknaben! Was, bei Lorgon, haben schwule Elben mit Ulphs Ingrimm auf Versierte zu tun? Kannst du mir das mal verraten?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er auf irgendeine Weise ein Bindeglied. Vielleicht auch nicht? Weißt du, was Ulph aber auf alle Fälle ist?«
    »Er ist hilflos.«
    »Er ist hilflos«, bestätigte Jorge. »Und das wäre er möglicherweise nicht im selben Ausmaß, wenn er versiert wäre.«
    Hippolit schüttelte den Kopf. »Trotzdem, es passt nicht. Mag sein, dass Ulph verbittert ist, angefüllt mit Sorgen und Wut. Aber den Elbenschlächter kann er trotz allem kaum als Antwort auf seine Probleme betrachten!«
    »Vielleicht was Politisches?«
    »Glaube ich nicht. Wie man es dreht und wendet, es macht keinen Sinn, Jorge.«
    Mittlerweile war die Sonne vor den ockerfarbenen Scheiben des Vulwoogs vollständig untergegangen. Die Dunkelheit kam aus den Gassen hervorgekrochen wie etwas Lebendiges und bemächtigte sich der Stadt. Nachtwächter, die auf den Bürgersteigen Straßenlaternen entzündeten, wischten jenseits des Glases vorbei, späte Passanten eilten mit Gekauftem oder Geraubtem unter dem Arm zurück zu ihren Behausungen.
    »Wohin, bei Batardos, fahren wir eigentlich?«, erkundigte sich Jorge. Nur einen Augenblick später hellte sich sein Gesicht merklich auf. »Lass mich raten: Wir nehmen uns endlich diesen ominösen Vetter des Prinzen vor, Graf Schlot-irgendwie?« Als er Hippolits verwirrte Miene bemerkte, fügte er mit dozierend erhobenem Zeigefinger hinzu: »Ich meine: Nur, weil er nicht der Täter sein darf, heißt das doch nicht zwangsläufig, dass er tatsächlich nichts mit …«
    Hippolit unterbrach ihn mit einem ungeduldigen Schnauben. »Klämenz, zweiter Graf von Sloterdinkh und Vetter väterlicherseits des Prinzen Salm, ist ein verweichlichter, von den Reizen und Möglichkeiten seines Standes geblendeter Narr. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er verschiedene eher unerfreuliche Obsessionen hegt, darunter eine sexuelle Neigung zu Minderjährigen beiderlei Geschlechts. Seit Jahren ist er zur Befriedigung seiner Gelüste in den verrufensten Vierteln der Stadt unterwegs, auch in Foggats Pfuhl.« Er schüttelte sich vor Ekel, dann seufzte er. »Der Königshof kann von Glück reden, dass das Gedächtnis des Volkes so kurz ist. Es ist eine ganze Weile her, dass einer seiner Ausflüge den Grafen mit dem Gesetz in Konflikt gebracht hat, deshalb erinnert sich gegenwärtig kaum jemand an seine nächtlichen Eskapaden – noch! Sollten Ziel und Zweck seiner Ausflüge jetzt wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, käme das einem Dolchstoß in den Rücken der Königsfamilie gleich. Schlafende Hunde soll man nicht wecken.«
    »Deswegen also hat der Prinz so ausdrücklich darum gebeten, dass wir feinfühlig zu Werke gehen sollen.« Jorge knetete

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