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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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geselliger Troll. Wie ich! Es gibt da ein altes Trollsprichwort, und es geht …«
    »Bitte, Jorge! Was hast du herausgefunden? Was stimmt nicht mit diesem Ulph?«
    Jorge genoss es, dass sein Vorgesetzter mittlerweile längst nicht mehr so entspannt dasaß. Hippolit interessierten nur harte Fakten, und gerade deshalb bereitete es Jorge eine diebische Freude, seinen Bericht mit allerlei irrelevantem Beiwerk auszuschmücken.
    »Einige Schnäpse lockerten Ulphs Zunge. Als ich ihm gestern bei Norrick & Borrick begegnete, war er, denke ich, schon zu betrunken, als dass ich ihn großartig zum Plaudern hätte motivieren können.«
    »Vielleicht war es auch deine unnachahmlich feinfühlige Art, die in ihm ein gewisses Misstrauen ausgelöst hat?«
    Jorge sah seinen Vorgesetzten skeptisch an und schüttelte den Kopf. »Was meinst du damit?«
    »Ich erinnere an deine Befragung des Geldverleihers Bhaww im Fall der thaumaturgisch duplizierten Goldkaunaps vor einem knappen Jahr. Ich glaube, Bhaww liegt heute noch im Klinikum. Oder vielleicht erinnerst du dich an den Händler Treebin aus der Krummgasse in Hammeln? Er hatte mit dem Fall der gestohlenen Artefakte nicht das Geringste zu tun, und nur, weil du ihm mit den Fäusten …«
    »Schnickschnack. Tu nicht so, M.H.! Was tätest du ohne meine Fäuste? Und wenn ein Verdächtiger während der Befragung zu flüchten versucht, dann schnapp ich mir den Kerl und semmel ihm eine rein, das ist meine Politik. Außerdem hat sich ja später rausgestellt, dass Treebin schuldig war, wenn auch in einem anderen Zusammenhang.«
    Hippolit seufzte. »Meinetwegen. Auch wenn es für mich so aussah, als habe Treebin gar nicht flüchten, sondern uns lediglich einen Tee anbieten wollen. Aber jetzt mal im Ernst: Was ist mit Ulph? Müssen wir ihn auf die Liste der Verdächtigen setzen?«
    »Jeder ist zunächst mal verdächtig, M.H., das sind deine eigenen Worte. Also, Ulph wird geschwätzig, wenn er ein paar Schnäpse intus hat. Und selbstmitleidig. Er hat sein gesamtes Leben vor Yockel ausgebreitet. Yockel erinnerte sich noch an das meiste, weil die Geschichte eine gewisse Tragik in sich birgt.« Er räusperte sich ausgiebig, um die angekündigte Tragik effektvoll einzuleiten.
    »Ulph hat einen Bruder namens Thorst. Vor einigen Jahren gab es einen Disput zwischen Thorst und einem Thaumaturgen der achten Stufe. Yockel meinte, es sei da wohl um einen offenen Schuldschein gegangen, einige hundert Goldkaunaps. Die hatte sich Thorst geliehen, um die ärztliche Behandlung seines Vaters zu finanzieren, der an der Seuche litt. Thorst konnte die Kaunaps nicht zurückzahlen. Der Thaumaturg belegte ihn daraufhin mit einem Letalen Fluch … Siechtum, falls dir das etwas sagt?«
    Hippolit zuckte kaum merklich zusammen. »Siechtum? Das ist übel«, murmelte er. »Ein arkaner, illegaler Spruch aus der Zeit vor den großen Thaumaturgenkriegen zu Beginn des Ersten Zyklus. Das Opfer liegt in einer Art Koma und wird über Jahre, manchmal Jahrzehnte, sukzessive zu einem Nichts reduziert -unter Qualen, die für einen Nicht-Verfluchten kaum zu ermessen sind. Nur durch komplizierte Rituale wieder aufzuheben, wenn überhaupt.«
    »Und das kostet. Geld, das Ulph nicht hat! Seitdem liegt Thorst als hirnloser Fleischklops im Bett und starrt sabbernd ins Nichts. Ach ja: Trotz der enormen Summe, die Thorst sich lieh, konnte sein Vater nicht mehr rechtzeitig geheilt werden. Er starb, verreckte elend an der Seuche. An den Namen des Thaumaturgen, der den Fluch über seinen Bruder gewirkt hatte, kann sich Ulph fatalerweise nicht mehr erinnern, möglicherweise das Resultat eines Partiellen Löschers. Der Unbekannte jedenfalls hat ganze Arbeit geleistet. Er wusste, dass er seine Goldkaunaps nie zurückbekommen würde, also hat er sich gerächt.«
    Hippolit seufzte. »Das kommt leider immer wieder vor. Auch unter studierten Thaumaturgen gibt es schwarze Schafe.«
    Jorge grunzte durch die Nase. »Wir Trolle haben da ein Sprichwort, und es geht so: Schwarze Schafe sind … ahm, na ja, schwarz. Vergiss es. Jedenfalls hat Ulph jetzt nicht mehr viele Angehörige. Einen Bruder, der im Siechtum liegt. Seine Mutter ist schon vor Jahren gestorben – rate mal, woran?«
    Hippolit zog eine blasse Augenbraue hoch. An seiner linken Schläfe hatte eine Ader zu ticken begonnen. Jorge fand, dass sein Vorgesetzter in solchen Momenten irgendwie unheimlich aussah, wie ein Kind mit einem äonenalten übernatürlichen Wissen.
    »Ein thaumaturgischer Heiler

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